Emmi Creola-Maag, die in den ersten Jahren die Rolle der Betty Bossi übernimmt, spricht all das an, was Frauen in dieser Zeit beschäftigt. Liest man die Betty Bossi Post der ersten Jahre, wird klar: Sie ist nicht wichtig, die Sorgen und Nöte der Leserinnen sind ihr wichtig.
Rezepte, auch für Berufstätige
Betty, respektive Emmi Creola-Maag, die selber berufstätig, Mutter von drei Kindern und Ehefrau ist, hat ein Herz für Berufstätige. Wenn die Zeit knapp ist, kann das Kochen zum Problem werden. «Klug überlegen, abends vorbereiten und rasch handeln», ist ihr Tipp. Sie rät, beispielsweise Schalenkartoffeln, Reis oder Teigwaren vorzukochen, Omelettes vorzubraten. Menüvorschläge für die à-la-minute-Küche gibts dazu:
Eier an Curry-Sosse – schnell, pikant und vorteilhaft!
Paprikakartoffeln – in einer halben Stunde fertig!
Pfannkuchen und Würstchen – für Gross und Klein!
Griesskäseschnitten – Vorkochen am Vorabend.
Kalbsröllchen am Spiessli – statt der «ewigen Plätzli».

Vom Spar-Menüplan bis zur Kinderpost – Betty Bossi sorgte für alle.
ZVGWas soll ich heute kochen?
Von der ersten Ausgabe am 1. April 1956 an, offerierte die Betty Bossi Post einen Menüplan. Der Blick zurück zeigt: Das Zmittag beginnt immer mit einer Suppe (Champignon, Tomaten, Hafer, Flädli, Erbsen). Am Mittwoch gibts keine Suppe. Der Grund dafür scheint – zumindest heute – klar: Blut- und Leberwurst mit Sauerkraut und Salzkartoffeln scheint nahrhaft genug. Fleisch gibts auch am Montag, Donnerstag und Sonntag (Restenfleisch, Schweinsroulade, Rindsbraten), Innereien (Leberli) am Dienstag, Wurst am Samstag, Fisch am Freitag. Die Abendessen sind einfach, ausser den Wienerli am Donnerstag ohne Fleisch. Auch gibts meist Salat, wenn nicht, wird eine Frucht zum Dessert empfohlen. Wichtig war auch die Verwendung von Resten. Bei einer 4-köpfigen Familie konnte die gut wirtschaftende Hausfrau pro Woche 10 Franken einsparen.
Betty will es wissen
«Was essen Schweizer Männer am liebsten?», fragte Betty Bossi Ende der 50er-Jahre ihre Leserinnen. Tausende antworteten! An manchen Tagen sei sie fast «vergraben worden unter den vielen Zusendungen.» Das Resultat fand Betty Bossi erstaunlich: «In keinem einzigen Kanton steht Rösti an erster Stelle! Den ersten Platz nehmen Teigwaren, und zwar vor allen anderen Spaghetti, ein (65%).» An zweiter Stelle standen Fleischgerichte, vor allem Filetbeefsteak. «Sehr erfreulich» sei, dass Salat beliebt sei, notierte die Autorin. Pommes frites schlugen Kartoffelstock und Rösti, St. Galler seien starke Fleischesser, bei den Bernern würden Teigwaren und Salat obenaus schwingen, Berner Platte sei in den Westschweizer Kantonen beliebt. Käse und Käsegerichte (mit Ausnahme von Fondue) wurden nicht aufgeführt, «erstaunlich», so Betty Bossi. Für den Herbst kündigte sie eine neue Umfrage an.

Betty Bossi Umfrage: Was essen Schweizer Männer am liebsten?
ZVGBriefkasten für alle Küchenfragen, auch für Männer
Frage: «… einmal, nur ein einziges Mal könnte er mir doch sagen, dass das Essen ihm gut dünkt. Aber nie ein einziges Wort! Liebe Frau Unosil, das haut mir direkt aufs Gemüt. Können Sie sich das vorstellen?» langjährige Ehefrau
Antwort: Ja, liebe Frau F., das kann ich mir sogar sehr gut vorstellen. Ich rate Ihnen: Wenn Sie das nächstemal wieder etwas ganz besonders Gutes gekocht haben, so tun Sie ihm beim Essen ganz harmlos, ob sein Chef eigentlich seine Leistungen anerkenne. Wenn er dann sagt, warum und wie, dann sagen Sie unschuldig: «Ach, ich meine nur so. Wissen Sie, jeder Mensch hat doch die Schwäche, gerne einmal gelobt zu werden, dass er für seine Arbeit geschätzt wird.» Ich bin gespannt, wie er darauf reagieren möchte …
Frage: «Dürfen Männer auch Fragen stellen? Kochen ist nämlich mein Hobby – und Wiener Schnitzel meine grosse Liebe. Nur werden sie mir immer so trocken und ziehen sich gerne zusammen. Wie mache ich ein saftiges, zartes, feines, knuspriges Schnitzel?» Feinschmecker
Antwort: Natürlich dürfen Sie fragen. Schneiden Sie die Haut ringsherum drei bis vier Mal ein, damit sich die Plätzli nicht zusammenziehen. Dann mit Senf bestreichen, mit Zitronensaft beträufeln, salzen, in Mehl und verklopftem Ei und in Paniermehl wenden. In heissem Öl anbraten, auf niedrigerer Flamme Fertigbraten. En Guete.
Frage: «Ich bin Westschweizerin, mit einem Berner verheiratet. Und mein Mann ißt sooo gerne Rösti! Aber alles, was ich zustande bringe, ist eine Art gebratener Kartoffelbrei. Bitte, liebe Betty Bossi, helfen Sie mir, daß mein Mann bei der nächsten Rösti schmunzelt.»
Antwort: Liebe Frau B. Herzlich gern. Nehmen Sie immer eine feinfleischige, speckig kochende Kartoffelsorte und verwenden Sie nur Gschwellti vom Vortag. (…)
Frage: «Was kann ich tun, dass mir die Eier im Koch- wasser nicht springen?» Frau G.
Antwort: Liebe Frau G., geben Sie ins Kochwasser nebst der Prise Salz auch immer einen Esslöffel Essig, dann springen die Eier weniger und laufen, auch wenn sie schon einen Sprung haben, nicht aus. (…)
Kinderpost, Einkaufstipps und Budgetplanung
Sie wusste, was ihre Leserinnen beschäftigte – aus ihrem eigenen Leben. So schrieb Emmi Creola-Maag auch regelmässig eine «Kinderpost». Sie erzählte, wie eine Zeichnung ihrer Mariannli sie zu einem Rezept für Erdbeerschnittli motivierte, gab aufgrund einer Zuschrift von Peterli den kleinen Leserinnen und Lesern den Rat, doch mal fürs Mami zu kochen. Als Mutter, Hausfrau und Berufstätige riet sie, für die Planung des Budgets immer einen Notizblock zur Hand zu haben, aufzuschreiben, was fehlt, und nur das zu posten («nicht improvisieren beim Einkauf»). So stelle man sicher, dass das Geld bis Ende Monat reiche: «Sie ersparen sich damit Kummer und Sorgen.»
