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Gölä trifft Erich von Däniken

«Die Welt braucht Fantasten wie uns zwei»

Der eine hat rund 70 Millionen Bücher weltweit verkauft. Der andere über eine Million CDs in der Schweiz. Erich von Däniken und Gölä sind ­erfolgreich, beliebt – und umstritten. Eine Begegnung der besonderen Art.

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Gipfeltreffen Gölä & Erich von Däniken

In Erich von Dänikens Büro in Interlaken BE probiert Gölä (l.) einen von dessen blauen Blazern an, welche EvDs Markenzeichen sind.

Kurt Reichenbach

Gölä (54) strahlt übers ganze Gesicht, als er mit der Schulter die Tür zu Erich von Dänikens weitläufigem Büro in Interlaken BE aufdrückt: «Ich bin aufgeregt wie ein kleines Kind!» In der einen Hand hält der Mundartmusiker eine Tasche mit Büchern zum Signierenlassen, in der anderen ein grosses Geschenk für Erich von Däniken alias EvD. Der Bestsellerautor und Vertreter der These ausserirdischen Lebens auf Erden wird dieser Tage 88. Im Päckli sind unter ande- rem Zigarren, die das Geburtstagskind gleich weiterreicht: «Ich rauche seit einigen Jahren nicht mehr. Hatte plötzlich keine Lust mehr.» Später spielt ihm Gölä den Titelsong seiner neuen CD vor, die im Juni erscheint, sein erstes Soloalbum seit sieben Jahren. Der Titel: «U.F.O.».

Gipfeltreffen Gölä & Erich von Däniken

Erich von Däniken über Gölä: «Ich mag seine direkte, unkomplizierte Art. Seine Musik höre ich immer im Auto.»

Kurt Reichenbach

Dieses Treffen war Ihr Wunsch, Gölä. Warum?
Das hat natürlich mit meinem Album zu tun. Aber ich lese Erichs Bücher seit Teenagertagen und bin ein grosser Fan von ihm.

Dann haben Sie Ihr neues Album sozusagen ihm gewidmet?
(Lacht.) Nein. Im Titelsong erzähle ich, wie ich als etwa siebenjähriger Bub am Waldrand vor unserem Haus zusammen mit meiner Mutter einen glühend roten Ball schweben sah, welcher die Farben wechselte und dann davonflog. Ich weiss bis heute nicht, was das war.

Ein Ufo, Erich von Däniken?
Keine Ahnung, ich habe selbst noch nie eins gesehen. Aber ich habe unzählige Leute kennengelernt, welche ihre Erlebnisse mit mir teilten. Natürlich sehen Menschen alles Mögliche, von dem sie glauben, es sei ausserirdisch, und das meiste ist es nicht. Trotzdem: Nicht alle, die behaupten, so etwas erlebt zu haben, sind Spinner.
Gölä: Die Wissenschaft hat jene, die mit neuen Ideen kamen, anfangs immer ausgelacht, bis man merkte, dass sie recht hatten.
EvD: Mir gehts gar nicht so sehr ums Rechthaben, sondern vor allem darum, die gängigen Theorien zu hinterfragen. Sowohl die Religionen als auch die Wissenschaft gehen davon aus, dass der Mensch die Krone der Schöpfung beziehungsweise der Evolution ist. Wir sind grössenwahnsinnig, deshalb ertragen wir den Gedanken nicht, dass da noch etwas anderes als wir sein könnte. Es ist an der Zeit, dass wir bescheidener werden.
Gölä: Genau. Aus diesem Grund sage ich meinen Kindern, sie sollen offen für Dinge sein, die sie nicht kennen.

Gipfeltreffen Gölä & Erich von Däniken

Gölä über Erich von Däniken: «Er ist ein Vorbild für mich, weil er zeigt, dass man bis ins hohe Alter neugierig bleiben kann.»

Kurt Reichenbach

Ihre Tochter ist mit Ihren Theorien abseits des Zeitgeists aufgewachsen, Erich von Däniken. Wie war das für sie?
Ich glaube nicht, dass es schwierig war. Wenn sie mal gehänselt wurde, konnte sie sich wehren. Sie hat die gleiche «Schnurre» wie ich. Ich gab ihr weiter, was mir mal ein weiser alter Professor sagte: «Kritik muss an dir abtropfen wie Jauche an einer Marmorsäule.»

Tut sie das?
EvD: Früher nicht, heute schon. In meiner Jugend übte ich allerdings auch sehr wenig Selbstkritik, wozu ich heute durchaus fähig bin.
Gölä: Ich muss gestehen, dass mich ungerechtfertigte Behauptungen auch heute noch verletzen. Wenn man mir Homophobie, Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit vorwirft, mag mich das. Ich bin überhaupt nicht so.

Wer sich politisch äussert, läuft halt Gefahr, entsprechend abgestempelt zu werden.
Gölä: Wenn ich zum Beispiel die Immigrationspolitik linker Parteien kritisiere, heisst das doch im Umkehrschluss nicht automatisch, dass ich rassistisch bin! In meinem Freundeskreis gibt es einige Ausländer.
EvD: In einer Demokratie muss man über Dinge diskutieren dürfen. Wenn ich finde, wir sollten neutral bleiben und uns nicht in fremde Händel einmischen, darf ich das kundtun. Andere haben eine andere Meinung, sie dürfen diese auch äussern.

Sie wollten nicht, dass wir im ehemaligen Mystery Park, dem heutigen Jungfraupark fotografieren. Warum nicht?
EvD: Weil ich zu faul bin hinzugehen. Der Mystery Park wurde aus Geldnöten geschlossen. Er ist also nicht so eine Art Symbol eines Misserfolgs für Sie? Der Park hat mir nie gehört, ich habe nur die Inhalte beigesteuert. Aber wenn ich mal im Lotto gewinne, kaufe ich ihn und eröffne ihn wieder.

Sie haben mit gut 70 Millionen verkauften Büchern und Ihren weltweiten Vorträgen, Film- und TV-Auftritten keine Millionen verdient?
Ich habe natürlich mehrere Millionen Umsatz gemacht, aber diese auch immer wieder investiert. Millionär bin ich nicht geworden. Ich zahle meine Steuern noch immer jedes Jahr in Raten.
Gölä (lacht): Ich habe jeweils auch das Gefühl, ich zahle Unsummen. Aber wenn sie gut eingesetzt werden, zahle ich gern Steuern.

Gipfeltreffen Gölä & Erich von Däniken

Zum 88. Geburtstag gibts von Gölä dessen Buch, die CD «U.F.O.» wird nachgereicht. Göläs aktuelle Single heisst «Für immer jung».

Kurt Reichenbach

Was ist der grösste Erfolg Ihres Lebens?
EvD: Die unzähligen Begegnungen mit spannenden Menschen. Ich sitze jeden Abend an der Bar im Dorint-Hotel in Beatenberg. Dort sassen schon unglaubliche Leute mit mir. Zum Beispiel die Astronauten Buzz Aldrin und Edgar Mitchell.
Gölä (begeistert): Da wäre ich gern dabei gewesen!

Was bewundern Sie an Erich von Däniken, Gölä?
Vieles, aber allem voran seine Neugier, die er bis heute beibehalten hat. In dieser Hinsicht ist er mein grosses Vorbild. Ich möchte mich niemals so sehr langweilen, dass ich nur noch täglich vor dem Fernseher einschlafe. Da lese ich lieber ein gescheites Buch, auch wenn ich es kaum mehr halten mag.

Sind Sie musikalisch, Erich von Däniken?
Sehr. Als junger Mann habe ich Trompete und Klavier gespielt. Musik ist die Stimme des Universums. Aber mit dem Bumbum von heute kann ich nicht viel anfangen. Da höre ich lieber dich, Gölä. Du bist volksnah, direkt und unkompliziert. Du singst mir aus dem Herzen.

Waren Sie schon mal an einem Gölä-Konzert?
Ja … ach nein, das war Pepe Lienhard.

Die beiden werden halt oft verwechselt … Im Ernst: Waren denn Sie schon mal an einem Vortrag von EvD, Gölä?
Nein, ich bin nicht gern mitten in Menschenmassen. Ich geniesse seine Bücher und TV-Sendungen für mich. Aber ich wäre fürs Leben gern mal auf einer Expedition dabei, um die Stätten zu sehen, über die er schreibt.

Ihr Leben war von Ihren Reisen geprägt, Erich von Däniken. Wie war das für Ihre Familie?
Es gab Zeiten, da war ich über 200 Tage im Jahr weg. Ich bin froh, hat meine Familie trotzdem gut funktioniert. Dass unsere Tochter so gut geraten ist, ist wohl eher das Verdienst meiner Frau als meines.
Gölä: Ich wär ja «gäng» noch ein Reisefüdle, aber wir haben Geissen und Hunde, meine Frau macht gerade eine Ausbildung als Landwirtin – wir haben gar keine Zeit mehr fortzugehen. Aber wir haben schon einige Trips gemacht mit den Kindern, das war mir wichtig. Sie lernen viel beim Reisen. Aber eben, der Job …

Was ist eigentlich Ihr Job? Sind Sie Musiker oder Handwerker?
Im Grunde genommen bin ich ein Büezer, der gern Musik macht, aber mittlerweile verdiene ich mit der Musik das Geld fürs Handwerken: Ich kaufe alte Häuser und mache diese zwäg.

Gipfeltreffen Gölä & Erich von Däniken

EvD zeigt Gölä seine vielen Ehrungen. Er ist immer noch in der ganzen Welt für Vorträge unterwegs, schreibt an seinem 46. Buch.

Kurt Reichenbach

Haben Sie auch handwerkliches Geschick, Erich von Däniken?
Gar nicht. Aber ich habe nach dem Gymnasium eine Kellnerlehre im «Schweizerhof» Bern und dann in der Gastronomie Karriere gemacht – bis hin zum Hoteldirektor. Das hat übrigens in meiner Laufbahn als Autor eine entscheidende Rolle gespielt.

Erzählen Sie.
Mein erstes Buch «Erinnerungen an die Zukunft» schrieb ich, als ich Direktor des Hotels Rosenhügel in Davos war. Ich schickte es an über zwanzig Verlage, keiner wollte es. Eines Abends sagte mir ein Stammgast, ich solle ein Buch schreiben. Ich sagte ihm: «Das habe ich, aber niemand wills.» Er nahm das Telefon in die Hand, kurze Zeit später hatte ich einen Vertrag. Das Buch wurde 1968 ein Bestseller.
Gölä: Mir gings ähnlich. Mein erstes Album «Uf u dervo» wollte anfangs keine Plattenfirma. Es ist bis heute eines der meistverkauften Mundartalben der Geschichte. So viel zu den sogenannten Experten.
EvD: Wer Ideen hat, die nicht deren Vorstellung entsprechen, wird schnell als Fantast abgestempelt. Aber die Welt braucht Fantasten wie uns zwei.

An Pension denken Sie wohl auch mit 88 nicht …
Keine Chance! Ich mag auch keine Ferien. Ich habe mich vor ein paar Jahren mal zu Urlaub in einem Hotel in Acapulco überreden lassen. Nach zehn Minuten am Pool hatte ich schon genug.

Gölä, wie stellen Sie sich Ihr Leben mit 88 vor?
Darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich versuche, jeden Tag sinnvoll zu nutzen. Ich hatte mit 25 ein Schlägli – da wusste ich auch, dass ich aufhören muss mit Drogen und so Scheiss –, seither weiss ich das Leben zu schätzen. Jeder Tag ist ein Geschenk.

Beschäftigt Sie der Tod?
EvD: Ja natürlich, in meinem Alter. Ich habe keine Ahnung, was da kommen mag. Ist mein eigenes Leben wirklich so wichtig, dass es nicht fertig sein kann?
Gölä: Da wir Energie sind, und Energie nie verloren geht, wechseln wir lediglich in einen anderen Zustand, wenn wir sterben. In welcher Art und Weise, wissen wir nicht. Aber so gesehen, sind wir unsterblich.

Familienbloggerin Sandra C.
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Von Sandra Casalini am 21. April 2023 - 16:42 Uhr