Werfen Sie sich gern so in Pose, Baschi?
Eigentlich passt es nicht so zu mir, da ich, ohne Witz, privat eher scheu bin. Aber eine Kamera löst etwas in mir aus. Da fallen zwar nicht grad alle Hemmungen, aber ich habe keine Probleme mit so was.
Spüren Sie den Druck, bestimmte Idealvorstellungen zu erfüllen, was Ihr Äusseres angeht?
Wenn man sich wie ich regelmässig auf Fotos sieht, macht man sich den schon. Aber ich muss nicht allen gefallen – dafür bin ich auch zu faul. Momentan habe ich viel Stress, mache zu wenig Sport und muss gestehen: Ich habe mich auch schon besser gefühlt in meinem Körper.
Woher kommt der Stress?
Ich mache ja nicht nur Musik, sondern arbeite an mir selbst als «Marke», das saugt aus. Ich machs immer noch mega gern, aber die 20 Jahre Karriere haben Spuren hinterlassen. Ich bin viel für andere Leute da. Dass ich mir Zeit für mich nehme, kommt selten vor.
Warum?
Weil ich so ein Typ bin, der dauernd das Gefühl hat, er verpasst was. Ich möchte überall präsent sein und habe doch vor jedem Auftritt Schiss – es ist so chli ein Mindfuck.
Sie ziehen öfter auch mal thematisch blank. Worüber würden Sie nicht reden?
Keine Ahnung. Aber es passiert schon immer wieder mal, dass ich im Nachhinein denke, ich hätte besser nichts gesagt. Ich finds nicht geil, wenn mein Name im gleichen Satz wie Alkoholmissbrauch genannt wird, nur weil ich in einem Interview gesagt habe, dass ich ab und zu gern Party mache.
Irgendwie mögen Sie dieses Rockstar-Image ja auch.
Jeder hat eine Rolle, und die des Rockstars habe ich mir hart erarbeitet (lacht). Ich kann damit leben – auch wenn das alles nicht so ist, wie oft gesagt oder geschrieben wird. Meine Frau hätte mich schon längst verlassen, würde ich mich ständig besoffen von Auftritt zu Auftritt schleppen.
Was bezweckt diese Rolle denn?
Sie ist sicher auch so was wie ein Schutzschild. Ich würde lügen, sagte ich, ich fühle mich mega wohl auf einem roten Teppich oder hinter einer Bühne, vor der 30 000 Leute sind. Im Nachhinein find ichs geil, aber vorher sterbe ich tausend Tode.
Sind es diese Situationen, die Sie verunsichern, oder sind Sie grundsätzlich ein unsicherer Mensch?
Das ist schwer zu sagen, vielleicht sowohl als auch. Ich komme ja bei den Menschen gut an. Das bestätigt mir immer wieder, dass ich wohl ein ganz cooler Typ bin. Trotzdem habe ich krasse Selbstzweifel.
Sie nennen sich gern mal einen faulen, disziplinlosen Minimalisten. Warum haben Sie so eine üble Meinung von sich selbst?
Sagen wirs etwas weniger krass: Ich versiffe zwar selten etwas, aber ich könnte strukturierter sein. Mittlerweile bin ich allerdings seit sechs Jahren in einer Beziehung, bin verheiratet und in einem Alter, in dem ich auch bereit bin, ein bisschen Verantwortung zu tragen. Sie sehen: Das Rocker-Image stimmt schon lange nicht mehr. Aber was soll ich dagegen ankämpfen? Auf der Bühne gebe ich sicher gern mal den Wilden, aber in den eigenen vier Wänden …
… bringen Sie den Müll raus.
Ja, logisch. Ich drücke mich vor nichts, mache gern den Haushalt.
Wie würden Sie Ihre Ehe beschreiben?
Wir haben eine sehr einfache Beziehung – im Sinne von nicht kompliziert. Wir streiten selten, es funktioniert einfach zwischen uns.
Was macht Alana zur Frau Ihres Lebens?
Wo soll ich da anfangen? Ich mag ihr Aussehen, ihren Stil, ihren Look. Dazu kommt, dass sie die Ecke mit der Öffentlichkeit nachvollziehen kann, da sie mit Fussballlegende Günter Netzer als Vater aufgewachsen ist. Als wir uns kennenlernten, merkte ich, dass sie so viel mehr ist als «Tochter von».
Im Gegensatz zu ihr wurden Sie mit 17 ins Rampenlicht katapultiert, erlebten unter den Augen der Öffentlichkeit die erste grosse Liebe, den frühen Tod Ihres Vaters. Wie war dieses ständige Interesse für Sie?
Ich habe die Tatsache, dass mein Leben seit meinen Teenagertagen öffentlich stattfand, gar nie richtig reflektiert. Vielleicht deshalb, weil diese Öffentlichkeit immer sehr nett zu mir war.
Sie sagen, Sie seien unter anderem deshalb fünf Jahre musikalisch untätig gewesen, weil es Ihnen zu gut ging, um gute Songs zu schreiben.
Irgendwann musste ich lernen, auch in guten Zeiten gute Songs zu schreiben (lacht). Ich muss gestehen, dieses Album ist ein bisschen eine Hassliebe für mich, entstanden nach einem echten kreativen Tief. Mittlerweile finde ich, es hat ein paar hammermässige Tracks drauf.
Die Schweiz auch – Sie stiegen direkt auf Platz 1 der Hitparade ein.
Das freut mich extrem. Ich hoffe auf zwei Nominationen bei den Swiss Music Awards.
Ausser von den SMAs träumen Sie davon, das Hallenstadion zu füllen – und von einer eigenen Beiz. Welcher Traum ist stärker?
Schon der vom Hallenstadion. Aber ich bin so ein verkappter Sehnsuchtsmensch. Wenn ich eine Kochsendung schaue, sehe ich mich in meiner 16-Punkte-Küche, bei einer Natursendung als Forscher am Polarkreis. Aber vermutlich ist mein grösstes Talent halt schon, die Leute zu unterhalten.
Sie sagten mal, Sie hätten bisher noch nicht die Gelegenheit gehabt zu zeigen, was in Ihnen steckt. Was ist das denn?
Irgendwie ist da dieses Gefühl, dass ich noch etwas machen müsste, das alle total aus den Socken haut. Aber am Ende gehts hier wohl mehr um mich selbst als um andere. Ich bin der Einzige, dem ich noch was beweisen muss. Dieses Grössenwahnsinnige ist schon in mir. Ich fühle mich als grösster Rockstar der Schweiz – und gleichzeitig bin ich total unsicher und klein. Ich habe noch nicht richtig herausgefunden, wie ich das kanalisieren kann. Meine Frau hats nicht immer einfach mit mir.
Wie gehen Sie beide damit um?
Wir kommunizieren sehr offen – sie offener als ich. Ich singe lieber über Gefühle, als darüber zu reden, und sie ist da so gnadenlos, dass ich öfter mal gar nicht damit umgehen kann.
Kommt Ihre Familie an Ihre Konzerte?
Ja, in Basel jeweils auch mein Schwiegervater.
Wie ist Ihr Verhältnis zu Günter Netzer?
Es ist eng. Ich bewundere ihn nicht nur für seine Karriere, sondern auch menschlich.
Hätten Sie irgendwann mehr Freude an einer kleinen Fussballerin oder einem Mini-Musiker?
Einer Fussballerin! Grundsätzlich fehlt Alana und mir aber nichts in unserer Beziehung. Es ist nicht die Rolle eines Kindes, die Beziehung seiner Eltern zu komplettieren. Wenns irgendwann passiert, super. Und sonst nicht. Aber das sagen wir jetzt. Wer weiss, wies in zehn Jahren aussieht?