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Salomé Jantz & David Bröckelmann

«Ist sie hässig, vergeht ihm das Lachen»

Als Kabarettisten teilen sie sich die Bühne, als Ehepaar das Bett: Salomé Jantz und David Bröckelmann über ungleichen Humor von Frauen und Männern, die Comedy-Misere beim SRF – und wann sie ihren Mann gar nicht ernst nimmt.

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Salomé Jantz und David Bröckelmann, Comedians

Ehepaar und Bühnenpartner: Salomé Jantz und David Bröckelmann im Wohnzimmer ihres Zuhauses in Binningen BL.

Kurt Reichenbach

Liebe ist, wenn beide vom Waldspaziergang zurückkommen, lautet eine gern zitierte Lebensweisheit. Salomé Jantz (47) und David Bröckelmann (50) gehen täglich spazieren – und kehren fast immer lachend zurück. Auf ihren Touren im Wald und über Wiesen oder durch den Basler Grossstadtdschungel entdecken sie Schräges und Skurriles, Lustiges und Lächerliches für ihre Theater- und Comedy-Programme. Als Bröckelmann und Bröckelfrau mischt das Ehe- und Bühnenpaar seit 2015 die hiesige Kabarettszene auf.

Salomé Jantz, Ihr bester Kurzwitz?
Da erwischen Sie mich auf dem falschen Fuss: Ich kann mir kaum Witze merken.

Schade. Dann halt nicht …
Halt, doch! Aber das ist eher ein Basler Witz. Dazu muss man wissen, dass es bei uns im Kleinbasel eine hohe Dichte an Ausländern gibt.

Wir hören?
Was steht am Kleinbasler Claraplatz und ist grün?

Keine Ahnung!
En Gürk! Ich gebe es zu, der ist heikel.

David Bröckelmann, reissen Frauen andere Witze als Männer?
Teilweise ja, wobei es auf die Situation ankommt. Männer bevorzugen männliche Witze, die gut ankommen müssen. Frauen dagegen führen – auch wenns nach Klischee tönt – die feinere Klinge.
Salomé Jantz: Interessant ist, dass meistens Männer Witze zum Besten geben. Ich kenne kaum eine Frau, die in geselliger Runde Witze reisst.
David Bröckelmann: Es wäre fast komisch, wenn sie das machen würde.

Warum denn das?
Bröckelmann: Das gehört sich nicht – so lautet zumindest das Verdikt unserer Gesellschaft.
Jantz: Es gibt so viele Witze, die unter die Gürtellinie gehen, extrem sexistisch sind – oder sich um Blondinen und damit behaftete Klischees drehen oder um das Schema Mann-Frau. Ich glaube, wir Frauen überlegen uns mehr, was wir von uns geben, und es ist uns viel eher peinlich, wenns rassistisch, sexistisch oder herabsetzend wird.

Sie selbst sind blond: Lachen Sie nie über Blondinenwitze?
Jantz: Aber hallo? Wenn der Witz gut ist, amüsiere auch ich mich sicher köstlich. Genauso kann ich auch über sexistisch angehauchte Witze lachen. Wir müssen über die Gesellschaft lachen, und das sind alles Themen, die dazugehören. Nur kommt es eben immer auch darauf an, wie solche Witze daherkommen.

Es gibt den Begriff «Altherrenwitz», aber keine «Junge-Frauen-Jokes»?
Bröckelmann: Für mich haben diese Altherrenwitze etwas «Anmachendes», sie sind oft sexualisiert und «zünden» ein junges Meitli an. Salomé, du kennst das doch zu gut von den szenischen Stadtrundgängen, die du in Basel anbietest.
Jantz: Ja, immer dann, wenn es ein Mann nicht verträgt, dass ich als Frau vielleicht etwas forscher rüberkomme oder er spürt, dass ich die Hosen anhabe, kommen aus den hinteren Reihen blöde Witze oder anzügliche Bemerkungen. Oft aber ist es auch so, dass diese Männer sich nicht getrauen, ihre Bemerkung vor allen anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Stadtrundgangs zu sagen. Das ist fast noch schlimmer, als die Dinge beim Namen zu benennen.

Salomé Jantz und David Bröckelmann, Comedians

Den Finger draufhalten: «Gute Comedy eckt an und gefällt», sind sich Salomé und David einig. Ihre Ideen bringen sie als Duo zu Papier – und auf die Bühne.

Kurt Reichenbach

David, Sie waren in der Late-Night-Show «Giacobbo/Müller» einst selber oft zu Gast. Wollen Sie mit Ihrer Frau und Bühnenpartnerin nicht die «Deville»-Nachfolge antreten?
Das entscheidet das SRF, wobei ich nicht glaube, dass wir in einer entsprechenden Position wären. Klar könnten wir uns bewerben, aber ich bin mir sicher, dass sie uns nicht nehmen würden.

Wieso?
Bröckelmann: Zum einen dürfte es an unserem Renommee liegen, zum anderen an unseren fehlenden Beziehungen.
Jantz: Was David damit sagen will: Wir sind in Basel daheim. Zürich ist ein Kuchen für sich – und dort sind Vitamin C, D, E und was weiss ich noch nötig. Beim Fernsehen tauchen stets die gleichen Köpfe auf. Hinzu kommt wohl, dass unser Humor zu Basel-spezifisch ist für den Rest der Schweiz.

Aber Sie sind mit Ihrem Programm «Bröckelmann + Bröckelfrau. 19:57. Gleis 12» doch in der ganzen Schweiz unterwegs?
Bröckelmann: Wir haben dem Schweizer Fernsehen einen Mitschnitt unsres Programms angeboten, sie wollten ihn nicht, weil – so die Begründung – das SRF eine andere Schiene fahre. Wahrscheinlich kennen sie ihr Fernsehpublikum auch besser als wir.
Jantz: Wir sind allerdings auch keine Stand-up-Comedians, stehen nicht einfach da und geben – das ist jetzt nicht böse gemeint – den modernen Guschti Brösmeli.

Fehlt es dem Schweizer Fernsehen vielleicht einfach an Mut?
Bröckelmann: Das würde ich so nicht sagen. Aber vielleicht spielt in Zürich auch ein bisschen das Klischee von der Provinzstadt Basel eine Rolle. Wobei es auch in Zürich gute Satirikerinnen gibt, eine heisst sogar Basler (Patti Basler / Red.). Als Basler Bürger finde ich sie natürlich gut. Doch sie liefert auch echt gute Satire ab. Noch etwas anderes: Das SRF muss jeweils auch Einsprachen und Beschwerden berücksichtigen, die es nach jeder Sendung gibt. Wenn ich früher bei «Giacobbo/Müller» Nati-Spieler Hakan Yakin parodierte, gabs hinterher garantiert immer eine Beschwerde bei der Ombudsstelle oder jemanden, der deswegen blöd getan hat.

Es geht also mehr darum, als Comedian nicht anzuecken, vor allem zu gefallen?
Bröckelmann: Das stimmt so nicht. Als Comedian will man natürlich mit Anecken gefallen. Giacobbo und Müller eckten oft an, sie haben das fast schon gesucht. Nur: Einfach Geschirr zu zerschlagen, geht nicht. Die Scherben sollten auch noch schön arrangiert werden.
Jantz: Wichtig ist dabei, nie verletzend zu sein! Den Spiegel vorhalten ja – aber so, dass auch jene lachen können, denen er vorgehalten wird.

Hat die Comedy-Szene generell ein Frauenproblem?
Jantz: In unserer Sparte merkt man davon weniger. Es gibt extrem gute und freche Frauen wie Patti Basler oder Fabienne Hadorn. Grundsätzlich sind aber schon mehr Männer unterwegs.
Bröckelmann: Da herrscht kein Gleichgewicht.Jantz: Ich glaube, das hat auch damit zu tun, dass wir Frauen uns mehr als die Männer überlegen, wie wir auf der Bühne wirken.

Salomé Jantz und David Bröckelmann, Comedians

Über Humor lässt sich bekanntlich unterschiedlicher Meinung sein: Da greift sich Salomé auch schon mal an den Kopf bei einem Witz ihres Mannes.

Kurt Reichenbach

Salomé, was ist eigentlich einfacher: mit Frauen zusammenzuarbeiten oder mit dem eigenen Mann?
Bröckelmann: Soll ich kurz aufs WC gehen?
Jantz: Ich habe kein Problem damit, mit Frauen zusammenzuarbeiten, aber gerade wenns um Humor geht, merke ich, wie verschieden wir ticken. Bei David und mir ist es einfach stimmig. Wir beginnen oft einen Satz gleichzeitig, finden Dinge und Situationen gleich lustig.
Bröckelmann: Dieses Sich-blind-Verstehen ist für uns als Ehe- und Bühnenpaar ein wichtiger Punkt.

David, gibts einen Punkt, an dem Ihnen bei Salomé das Lachen vergeht?
Wenn sie hässig ist, saugt sie sehr resolut Staub. Dann macht es laut däng und dang – sie stösst überall mit dem Staubsaugerrohr an, und ich bekomme dann stets ein richtig schlechtes Gewissen.

Salomé, gibts Momente, in denen Sie David kein bisschen ernst nehmen können?
Klar doch! Wenn mein Mann laut wird, weiss ich, dass er gerade gar nicht recht hat.

Von René Haenig am 10. März 2023 - 18:22 Uhr