«Heute muss es hier wichtig sein, wenn Sie da sind!» So und mit einem Lächeln im Gesicht pflegt Bundespräsident Ueli Maurer mich zu begrüssen. Auch Köbi Kuhn und ich hatten unser Begrüssungs-Ritual. Mein langjähriger, liebenswerter Freund verdrehte jedes Mal, wenn er mich sah, zuerst die Augen, drehte den Kopf nach hinten und sagte: «Ach nein, der Tag war doch so schön bisher - und jetzt kommst du!»
Dann wandte er sich zu mir und lachte vor der anschliessenden Umarmung herzhaft. Ja, was haben wir gelacht zusammen! Weisst Du noch, wie ich Dir erzählte, als mein Vater René — Luzerner Generalagent der Zürich Versicherung, für die Du ja auch gearbeitet hast — einen damaligen Konzernchef so richtig angepfiffen hat, weil er eine abschätzige Bemerkung über Dich gemacht hatte? Mein Vater tobte: «Unser Köbi National ist unantastbar - ist das klar!?»
Klare Worte, weiss Gott, war das auch Dein Ding! Kein Geschwafel, kein Small-Talk — nein, Du hast immer genau und sehr direkt das gesagt, was es zu sagen gab. Und tschüss! Wie hast Du mich beeindruckt, als Du mir Deine erste Lohnabrechnung 1960 beim FC Zürich gezeigt hast: 125 Franken im Monat!
Wie war ich berührt, als Du mir die zwei Garagentore in Zürich neben Deinem Elternhaus gezeigt hast: «Schau sie gut an. Genau auf diese Tore habe ich mich als Bub so richtig eingeschossen!»
Wenige hundert Meter daneben, auf dem Friedhof, haben Deine liebe erste Frau Alice und Eure Tochter Viviane ihre letzte Ruhe gefunden. Wie viel Liebe hast Du ihnen gegeben, wie viele schöne Jahre (etwa auf der Rigi am schönen Vierwaldstättersee) hast Du mit Alice verbringen dürfen. Wie viel Sorge aber auch bereitete Euch der Drogen- und Alkoholkonsum Eurer Tochter. Und wie hast Du Dich aufgeopfert, als Alice krank wurde, lange Zeit gar nicht mehr gehen konnte. Zweimal wurde Dein Herz gebrochen.
Ja, auch ich habe Dich bewundert. Nicht «nur» wegen Deiner einzigartigen, imposanten und unvergesslichen Leistung im Fussball— von dem ich ja nichts verstehe, wie Du völlig zurecht immer gesagt hast. Ich bewundere Dich wegen Deiner ruhigen, souveränen Art. Ich bestaune Dich, wie gut Du zu den Menschen bist. Ich liebe Deinen zuweilen recht sarkastischen Humor und Dein unendlich grosses Herz. Wie sah ich das Funkeln in Deinen Augen, den Stolz und die Freude, als uns Heliane und Cillo Canepa gemeinsam die Ausstellung über Dein bewegtes Leben im FCZ-Museum zeigten — unsterbliche Momente, grosse Gefühle, herrliche Emotionen!
Auch wenn wir uns nicht immer (also wirklich selten!) ganz einig waren, lieber Köbi: Ich habe mich für Dich gefreut, dass Du in Jadwiga, Deiner früheren Nachbarin, eine Dich liebende, Dich umsorgende zweite Ehefrau gefunden hast.
Ich weiss, wie sehr Du all die schönen Reisen mit ihr genossen hast - wir alle schicken ihr jetzt viel Kraft.
Weisst Du noch, als ich Dich vor einem EM-Spiel im Ausland auf den Flughafen gefahren habe? Am Airport angekommen, hast Du bemerkt, dass Du den Pass zu Hause liegen gelassen hast. Jadwiga schüttelte nur den Kopf, lächelte Dich liebevoll an. Ich liess Euch einchecken, Kaffee trinken. Du gabst mir die Wohnungsschlüssel und ich holte den Pass noch schnell bei Euch in Birmensdorf.
«Mach kei Seich, gäll», gabst Du mir auf dem Flughafen noch auf den Weg. Jetzt kommen mir die Tränen, wenn ich mich an diese Worte erinnere. Danke, mein lieber Freund, für all die schönen, eindrücklichen und lustigen Momente, die Du auch mir über Jahrzehnte hinweg gegeben hast. Danke für Deine Freundschaft, Dein Vertrauen. Wir werden Dich für immer in unseren Herzen tragen.
Läb wohl, liebe Köbi!