In einer ehemaligen Schreinerei in Dietikon ZH – wo heute Küche und Wohnzimmer eins sind – stehen auf einem antiquarischen Apothekerschrank leuchtend gelbe Sonnenblumen in einer eleganten Vase. Es gibt da aber auch einen orangen Gartenzwerg. Mittelgross. Oder drei samtrote Kinoklappstühle an der Wand. Und ganz viele Bücher. Und Kunst. Und vielleicht auch ein bisschen Krimskrams.
Der fantasievolle Raum ist das Herzstück des Hauses von Christian Höhener (56) alias Lapsus alias Bruno Gschwind alias der «bauernschlaue Kurze», wie die NZZ den Comedian einst beschrieben hat. Er lebt dort mit seiner Frau, der Künstlerin Carla Hohmeister (52) und ihren beiden Jungs Valentin (18) und Julian (15). Nur einen Katzensprung entfernt wohnt der «doofe Lange» (wieder die NZZ) respektive Peter Winkler respektive Theo Hitzig – eben der andere Lapsus.

Lapsus und ihre Partnerinnen: Christian Höhener und Carla Hohmeister (beide l.), Peter Winkler und Sophie Winkler-Payot. Der Teppich ist übrigens ein Kunstwerk von Carla Hohmeister und Beate Frommelt.
Geri BornVom Herzstück sind es nur ein paar Schritte weiter zur Kreativwerkstatt von Lapsus. Dort hat das Komikerduo, das seinen ganz eigenen Stil hat und in jeder Situation – ob feinsinnig, tiefschürfend oder derb – den richtigen Ton findet, auch sein neues Programm «Ego!» entwickelt. «Wir werden uns in der Show das erste Mal auch privat zeigen», erzählt Peter Winkler. «Logo stehen zuerst unsere Kunstfiguren Theo Hitzig und Bruno Gschwind auf der Bühne. Doch dann bitten sie die Macher aufs Parkett, eben Christian und mich. Kurz gesagt: Es gibt eine humoristische Spannung zwischen den Kunstfiguren und den echten Menschen.
Sie sind absolute Kultfiguren
Lapsus sind nicht nur zwei talentierte Comedians und Akrobaten (auch wenn Letzteres ihre Körper heute nur noch dezent erlauben), Lapsus sind auch eine 30-jährige Erfolgsgeschichte. Die beiden lernen sich 1991 an der Scuola Teatro Dimitri im Tessin kennen. Sie finden schnell zueinander, sind sie doch die Landeier unter all den Typen in bunten Klamotten, die meisten ehemalige Strassenkünstler. Höhener und Winkler aber haben «anständige» Berufe gelernt: Lehrer und Tiefbauzeichner. Während der Schauspielschule entwickeln sie die erste Nummer, eine Parodie aufs Schwingen. Nach ihrem Abschluss 1995 gewinnen sie bereits eine Auszeichnung: den Goldenen Scheinwerfer, einen Showtalentwettbewerb, der den Grundstein für ihre Karriere legt. Der Rest ist Geschichte: Es folgen Auftritte im Fernsehen, unzählige Bühnenshows, eine Tournee mit dem Circus Knie und viele, viele Preise.

Das Herz von Lapsus sind ihre Figuren – Theo Hitzig im etwas zu engen schwarzen Anzug und Bruno Gschwind, der ein klein wenig in seinem orangen Arbeitskittel verschwindet. Ja, der Hitzig tut gern witzig und erteilt Befehle. Und Gschwind verpennt sie gemütlich. Dies gepaart mit Akrobatik, Theater, Wortspiel und vorproduzierten Videos, die live auf der Bühne integriert werden. Übrigens: Was die beiden überhaupt nicht komisch finden, sind menschenfeindliche Witze und solche unter der Gürtellinie. Christian Höhener: «Klar, Satire darf alles, sagt man. Die Frage ist einfach: Muss es alles sein?»
Wie Yin und Yang
Ein bisschen stolz sind Lapsus schon auf die Zahl 30. Christian Höhener meint schmunzelnd: «Also ich finde es einfach cool, dass wir es so lange miteinander ausgehalten haben.» Beide lachen. Peter Winkler, wieder ernst: «Es gibt so viele Komikerduos, die Streit bekommen und sich getrennt haben. Wir haben eine gute Art, miteinander umzugehen. Wir sind beide tolerant. Wir lassen den anderen leben. Das ist sehr wichtig. Wir hören einander zu, wir nehmen den anderen wahr. Und Liebe gehört natürlich auch dazu. Christian und ich sind beste Freunde. Er ist meine längste Beziehung.» Christian Höhener: «Peter bringt das bremsende Element mit, das ich brauche. Das Überlegte, das differenzierte Denken. Ausserdem brauche ich einen Gegenpart, jemanden, der aushält, wie ich bin. Das kann Peter. Er ist mein Gegenteil. Wir sind Yin und Yang.»
Noch lange nicht Schluss
Und wenn sie nicht auf der Bühne stehen oder an neuen Programmen werkeln, dann werkelt Christian Höhener zu Hause. Denn er baut gern um. Oder er engagiert sich im Kulturhaus Gleis 21 in Dietikon. Und verbringt natürlich auch gern Zeit mit seiner Familie. Wie auch Peter Winkler, der eben nur einen Steinwurf entfernt von seinem Comedy-Gspänli lebt. Zusammen mit seiner Frau Sophie Winkler-Payot, 47, und den beiden zwölfjährigen Zwillingen Charlotte und Oscar. Er findet Entspannung in seinem Garten. «Wir haben ein kleines Häuschen, dafür einen grösseren Garten. Das war mir beim Kauf wichtig. Ich arbeite sehr gern im Garten, mit der Erde. Das ist mein bester Ausgleich», schwärmt Winkler.

Im Haus von Carla Hohmeister und Christian Höhener haben noch andere Künstler ihr Atelier: Stefan Heuss, Komiker und Erfinder (3. v. l.) und das Musiker- und Comedyduo Roman Riklin (2. v. r.) und Daniel Schaub (3. v. r.).
Geri BornAuch wenn die Komiker noch immer fit sind und sich auch fit halten, brauchen Auftritte auf der Bühne viel Energie. Und 30 Jahre Energie auf der Bühne ist doch eine gewaltige Menge. Haben sie deshalb schon ans Aufhören gedacht? «Natürlich. Aber wir haben uns immer gesagt, wir hören erst auf, wenn wir nicht mehr lustig sind. Diesen Moment dürfen wir nicht verpassen», so das Duo. Werden sie nicht. Denn nach wie vor haben sie die Lacher auf ihrer Seite.
