Liselotte Pulver feierte am Freitag ihren 90. Geburtstag. Geboren wurde die berühmte Schauspielerin am 11. Oktober 1929 in Bern, lebt auch heute wieder dort und ist dank ihres internationalen Erfolgs und ihrem legendären, sympathischen Lachen eines «Bärner Meitschis» von jeher beste Botschafterin für die Bundesstadt.
Grund genug, der berühmten Einwohnerin zum runden Geburtstag ein rauschendes Fest auszurichten? Nein. Es sei diesbezüglich nichts vorgesehen, liess sich die Berner Stadtverwaltung im «Blick» zitieren. Auch Pulver in Form einer nach ihr benannten Strasse zu ehren, sei nicht geplant.
Mit ihrem tiefbautechnisch ungewürdigten Nimbus steht Pulver in der Schweiz nicht alleine da: Auch andere Persönlichkeiten von internationaler Strahlkraft haben es hierzulande schwer, sich ein ewiges Denkmal in Form einer Gasse oder zumindest eines Wegs zu schaffen. Der Prophet, der im eigenen Land nichts zählt?
Ins Feld geführt werden auf Anfrage von schweizer-illustrierte.ch die unterschiedlichsten Hinderungsgründe: Hier ist gerade keine Strasse frei, da hatte man gar nie darüber nachgedacht, dort wird es von administrativen Prozeduren derart kompliziert, das es schliesslich versandet.
In Ostermundigen BE gäbe es mit Schauspiellegende Ursula Andress, 83, und Moderatorin Michelle Hunziker, 42, gleich zwei Kandidatinnen für Flurnamen. Während man laut Auskunft bei der Gemeinde über Hunziker gar nie gross nachgedacht hat, hätte es Andress einmal beinahe geschafft: Ein Park sollte nach dem Bondgirl aus «007 jagt Dr. No» benannt werden. Doch daraus wurde nichts: Tiefbaukommission says no.
Nicht einmal so populäre Figuren wie Schwingerkönige kommen strassentechnisch in die Kränze: Diese Woche wurde die Absage von Lyss BE an die Adresse von Christian Stucki, 34, bekannt, der in der Seeländer Gemeinde mit seinen Liebsten ein modernes Einfamilienhaus bewohnt. Einige Initianten regten an, eine Strasse oder einen Platz nach dem Sportler zu benennen. Lyss habe das bisher noch nie gemacht, lautete dann aber die etwas lapidare Begründung, wie die «Berner Zeitung» berichtet. Die Stadt zwischen Biel und Bern scheint für derartige Honorierungen ohnehin ein hartes Pflaster: Selbst Nobelpreisträger Kurt Wüthrich, der 2003 den Chemienobelpreis gewann, geht im örtlichen Wegnetz leer aus.
Ob es diesbezüglich wenigstens den beiden frischgebackenen Nobelpreisträgern Michel Mayor, 77, und Didier Queloz, 53, besser geht? Um es kurz zu machen: nein. Echallens VD, das bei Mayor als Geburtsort auf Wikipedia angegeben wird, fand raus, dass Mayor gar nie im Ort gelebt hat. Damit komme er für rue oder place leider nicht in Frage. Und in Genf müsste der Antrag auf eine Didier-Queloz-Strasse schon von einer Petition gefordert werden. Zu Deutsch: Eine Beschilderung zu Ehren der Astronomen scheint Lichtjahre entfernt.
Wer wo (k)eine gute Adresse ist? Unsere obige Galerie von A wie Andermatt bis Z wie Zürich zeigts.