Ein Grundstück zum Verlieben! 16'000 Quadratmeter an bester Lage mit Blick auf die Voralpen und die Kempratner Bucht bei Rapperswil-Jona SG: Tenniskönig Roger Federer, 39, und seine Frau Mirka, 43, hatten vor zwei Jahren den Jackpot gezogen. Geplant war eine mehrstöckige Villa samt Pool, Tennisplatz, Bootshaus und Badesteg, wo sich die Zwillinge Leo und Lenny sowie Myla Rose und Charlene austoben können. Von Anfang an steckte im Millionen-Projekt aber der Wurm drin!
Rasch zeigte sich: Der Boden ist mit Bauschrott kontaminiert. Bei der Altlastensanierung geht es nicht nur um ein paar Ziegelsteine jener Fabrik, die früher auf dem Grundstück stand. Ganze Erdschichten mussten abgetragen werden. Nun wurden die Arbeiten per Gerichtsbeschluss gestoppt.
Hintergrund ist eine Einsprache der Umweltorganisation Aqua Viva, die sich für den Wasserschutz einsetzt und sich um die Pflanzwelt am Seeufer sorgt. Aktuell liegt der Bau auf Eis. Jetzt müssen Federers ein neues Baugesuch einreichen, wie die Stadt Rapperswil und die Anwälte des Tennis-Stars gegenüber einer Lokalzeitung bestätigten.
Überhaupt steht das ganze Projekt unter keinem guten Stern. Früh wurden Forderungen laut, dass Federers ihren Garten und damit den wunderschönen Badeplatz der Öffentlichkeit zugänglich machen müssten. Seit Jahren kämpfen grüne Politiker für einen öffentlichen Seeuferweg. So steht dort auch eine Mauer, welche jetzt zurückgebaut werden soll – obschon darin ebenfalls kontaminiertes Material enthalten sein könne, so Federers Anwälte. Auch muss geklärt werden, welche Pflanzen im Uferbereich gepflanzt werden dürfen: Das noch vorhandene Schilf zum Beispiel ist geschützt.
Die Uferzone des Grundstücks ist zur Zeit abgesperrt, das Projekt muss neu eingereicht werden. Aqua Viva wertet die Entwicklung als Erfolg und hat es geschafft, dass nach Angaben der zuständigen Baudirektion sämtliche Bautätigkeiten auf dem Grundstück sistiert wurden. «Aktuell gibt es keine Aktivitäten auf der Parzelle.»
Bisher hat sich der Tennis-Maestro nicht zu den Tiefschlägen geäussert. Insider wissen aber: Das Tie Break um den neuen Wohnsitz zehrt an seinen Nerven. Der Tennis-Gott, der gerade einen Vertrag als Werbebotschafter für Schweiz Tourismus unterzeichnet hat, ist ein anderer Umgang mit sich und seiner Familie gewohnt. Er ist auf Du und Du mit den Schönen und Reichen dieser Welt. Sprach vor der UNO-Vollversammlung, ist Gast von Staatspräsidenten und nahm an den Oscars teil. Zu seinen Freunden zählen Bill Gates und Anna Wintour. Für viele Bewohner von Rapperswil und Umgebung sind Federers aber das falsche Feindbild.
Sie freuen sich auf den populären Nachbarn und potenten Steuerzahler und gönnen ihm, dass er den letzten freien Bauplatz dieser Art am oberen Seeteil ergattert hat. Weder ist er ein Oligarch, der auf seltsamen Wegen zu Geld gekommen ist, noch ein Steuerflüchtling. Und schon gar nicht zelebriert er sich als reicher Schnösel, der mit goldenem Löffel im Mund auf die Welt gekommen ist.
Federer, so die landläufige Meinung, hat sein Geld redlich verdient. Herr und Frau Schweizer konnten ihm ja beim Kampf um den Tennisthron zusehen. Ganz egal, ob Roger Federer Schokoladekugeln oder Kaffeemaschinen und jetzt neu die Schweiz bewirbt: Niemand präsentiert seinen Reichtum bodenständiger als «Üse Rodscher».