Sagogn in der Surselva, 766 Einwohner. Und ein Golfplatz. Koch-Ikone Andreas Caminada (48) ist hier geboren, von den Greens aus sieht man sein Elternhaus. Einmal pro Jahr lädt er zum «Caminada Masters» ein: Golfen für einen guten Zweck, für seine Fundaziun Uccelin, die besonders begabten Kochtalenten und Servicemitarbeitenden eine fünfmonatige Ausbildungsreise um die Welt ermöglicht.
Das Masters 2025 auf dem Golfplatz Buna Vista war spektakulär. Luxus-Lunch in zwei kleinen Zelten auf dem Platz, abends Dom-Pérignon-Champagner und ein Fünfgänger aus der Schlossküche. Weltstars im Teilnehmerfeld: Tennislegende Roger Federer (43), NHL-Eishockeyspieler Nino Niederreiter (32). «Dass die beiden unsere Uccelin-Stiftung so unterstützen, berührt mich sehr», sagt Caminada. Spektakulär auch das Ergebnis: 122 000 Franken flossen aufs Uccelin-Konto.
Abklatschen nach jedem Birdie! Roger Federer war mit seiner Mutter Lynette auf der Runde. Ein starkes Team.
sampics / Stefan MatzkeÜberraschung des Tages: Roger Federer ist auch ein hervorragender Golfspieler! Single-Handicap 8,9, herausgespielt in nur anderthalb Jahren. Das ist sensationell. Roger: «Während meiner Tenniskarriere spielte ich kaum mal 18 Loch. Das Verletzungsrisiko war zu gross. Aber nach meinem Rücktritt habe ich losgelegt. Ich wollte zumindest so gut spielen, dass ich nicht ständig meine Bälle irgendwo im Rough suchen muss.» Muss er nicht. Er hämmert seine Drives weit und präzis auf die Fairways. Er liest die Putt-Linien sehr sorgfältig. Und er gönnt sich Golferlebnisse, die man sich nur gönnen kann, wenn man ein Weltstar ist: eine Runde auf dem Augusta National Golf Club in Georgia, dem berühmtesten, exklusivsten Platz der Welt; hier dürfen eigentlich nur Klubmitglieder ran. Und eine Runde mit dem fünffachen Major-Champion Rory McIlroy (36). Federer: «Rory hat mich angerufen und einen Golftermin vorgeschlagen. Natürlich habe ich sofort zugesagt.» So geht das bei den Superstars.
Zwei Bündner mit Starstatus: Kultkoch Andreas Caminada (l.), Eishockeyprofi Nino Niederreiter.
sampics / Stefan MatzkeDer Anruf von Andreas Caminada
Auch Andreas Caminada hat angerufen – für die Teilnahme am «Caminada Masters» in Sagogn. Roger Federer checkte seinen Terminkalender, sagte überraschend zu: «Ich spiele nie an Promi-Golfturnieren. Aber für die Uccelin-Stiftung bin ich gern dabei. Das Engagement von Sarah und Andreas Caminada für die Nachwuchsförderung ist bewundernswert. Unsere Familien, auch die Kids, sind befreundet. Eigentlich sehen wir uns viel zu wenig.»
Golf ist bei den Federers Familiensache: Ehefrau Mirka (47) hat wieder zu spielen begonnen, die Kinder Myla, Charlene, Leo und Lenny schleppen auch schon ihren Bag. «Das ist das Schöne am Golf. Ein Sport für die ganze Familie», sagt Roger. Familie war auch beim «Caminada Masters» dabei: Mutter Lynette spielte im Flight ihres berühmten Sohns, ganz ausgezeichnet übrigens. Rührend, wie Roger sie bei entscheidenden Putts coachte und wie sich die beiden bei jedem Birdie herzlich umarmten. Auch Uccelin-Stiftungsrätin Tanja Wegmann war im Team, mit Schmerztabletten und blauem, verstauchtem Knöchel. Die frühere Generalmanagerin des Fünfsternehotels Les Trois Rois in Basel biss auf die Zähne: «Mit Roger spielt man schliesslich nicht alle Tage Golf.»
Andreas Caminada war mit Eishockeyaner Nino Niederreiter unterwegs. «Wir sind beide Bündner, wir haben beide die gleiche Passion für unseren Beruf, und wir mögen uns», sagt der NHL-Star. «Wenn Andreas ruft, bin ich an seinem Turnier dabei.» Stars kann man kaufen: Ein Golftag mit Nino Niederreiter und Andreas Caminada mit Nachtessen auf Schloss Schauenstein war abends bei einer «Silent Option» im Klubhaus der Renner – 12'000 Franken wurden dafür geboten. Weil gleich zwei Teilnehmer um diese exklusive Golfrunde mitboten, flossen 24 000 Fran-ken in die Uccelin-Kasse. Mit Niederreiter darf man übrigens wieder über die schmerzliche WM-Finalnieder- lage gegen die USA reden. Der Star der Winnipeg Jets: «Die ersten Tage waren schlimm. Ich wollte nichts darüber hören und habe seither auch keine Interviews mehr gegeben. Aber so langsam kann ich die Niederlage verdauen.»
Kaffeepause mit Andreas Caminada: Lynette und Roger Federer, Uccelin-Stiftungsrätin Tanja Wegmann (l.).
sampics / Stefan MatzkeFood-Festival auf dem Golfplatz
Caminada-Golf heisst auch Caminada-Food. Auf dem Golfplatz waren gleich zwei Gourmet-Zelte aufgebaut. Valentin Sträuli, der jüngste Chef in der Caminada Group, zeigte mit seiner Truppe aus dem «Igniv» Andermatt, dass er auch ohne Feuer und fliessendes Wasser prima kochen kann, vertraute auf Gas und Green Egg. Seine besten Gerichte aus der «Feldküche»: einen nach japanischer Methode gebeizten Felchen mit Stangensellerie. Und die Schmorbraten-Tortellini, gefüllt mit Kalbsschulter und Kalbsbacke. Abends kümmerte sich «Schauenstein»-Chef Marcel Skibba mit seiner kompletten Schlossbrigade in gewohnt hoher Qualität um die Gäste. Andreas Caminada musste nicht raus an den Herd, war trotzdem mit seiner neuen, supereleganten Kochbluse unterwegs. «Ein Geschenk von Alessandro Sartori, dem Chefdesigner von Zegna.» Der Patron hat auch Model-Qualitäten.