Schweizer Influencer müssen zur Nachhilfe antraben – sie haben es mit promillehaltigen Posts übertrieben. «Die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) hat vermehrt Posts von Influencern festgestellt, die gegen die gesetzlichen Werbebestimmungen für Spirituosen verstossen», sagt Michael Steiner, Kommunikationsbeauftragter Deutschschweiz der EZV.
Die EZV ist in der Schweiz dafür zuständig, diese Werbebestimmungen auch auf Instagram zu überprüfen. Die Behörde beauftragte deshalb die Agentur «Kingfluencers» damit, eine Sensibilisierungskampagne zur Spirituosenwerbung zu machen. Das Ziel: Influencer sollen über die Werbebestimmungen für Spirituosen informiert werden. Diese seien sich oft gar nicht bewusst, dass die Spirituosenwerbung ziemlich streng geregelt sei, so Steiner. «Primär soll die Instagram-Community für dieses Thema sensibilisiert und dadurch die Zahl illegaler Posts gesenkt werden.»
Dies sei deshalb so wichtig, weil Influencer ja eine Vorbildfunktion hätten und wegen ihres Lifestyles populär seien, betont Steiner. «Der Zusammenhang zwischen einem verlockenden Lifestyle und dem Konsum von Spirituosen darf aus Präventions- und Jugendschutzgründen nicht hergestellt werden.» Das verbiete der Gesetzgeber.
Doch was heisst das genau? Nicht zulässig seien Texte und Bilder im Zusammenhang mit dem Konsum von Spirituosen. «Es dürfen insbesondere keine Stimmungsbilder und keine Personen in Konsumszenen abgebildet werden», präzisiert Steiner. «Verboten ist zudem jegliche Form von Lifestyle-Werbung.»
Welche Influencer genau gegen diese Bestimmungen verstossen hätten, will Steiner nicht bekanntgeben. «Es geht auch nicht darum, jemanden an der Pranger zu stellen», stellt er klar. «Uns geht es vor allem um die Prävention und um die Information der Influencer.»
Dennoch wurde kürzlich ein Fall publik, jener von Influencerin Sylwina Spiess, 30. Die Zürcherin bekam Ärger mit der EZV, weil sie ein Bild mit einem mit Gin Tonic gefüllten Glas postete – und damit gegen das Alkoholgesetz verstiess. Sie habe davon nichts gewusst, so Spiess zu «Watson». «Ich war völlig überrascht und wusste nicht, dass das verboten ist.» Die Instagrammerin wurde verwarnt, musste das Bild löschen. Im Wiederholungsfall würde ein Verfahren gegen sie eröffnet.
Sylwina entschied sich daraufhin, bei dieser Kampagne mitzumachen, erklärte dies ihren Followern mit einem ausführlichen Post. Pikant: Wer durch Sylwinas Instagramprofil scrollt, findet nach wie vor ein Video mit einer bekannten Ginmarke. Sie giesst sich genüsslich ein Glas davon ein. Wieso wurde dieses Bild nicht auch gelöscht? Der Fall werde aktuell abgeklärt, so die Eidgenössische Zollverwaltung auf Anfrage. «Deshalb können wir dazu im Moment keine Stellung nehmen», so Sprecher Steiner.
Nebst Gin gelten das Alkoholgesetz und dessen Werbebestimmungen auch für Kernobst-, Spezialitätenbrand, Cognac, Whisky, Wodka sowie Likör, Süsswein, Portwein, Wermut, Apéritif- und Bitterspirituosen und Alcopops. Die übrigen alkoholischen Getränke (Bier, Wein, Obst- und Fruchtwein) sind den Werbebeschränkungen nicht unterworfen.
Bekannt für Posts mit Alkohol ist auch Moderatorin Christa Rigozzi, 35. Die Tessinerin macht diesbezüglich allerdings alles richtig – weil sie nur Wein auf dem Tisch stehen hat.