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TV-Ärztin Jeanne Fürst

Verfrühtes Silvester mit katalanischen Köstlichkeiten

Familienfest in Katalonien! TV-Ärztin Jeanne Fürst feiert den Jahreswechsel in ihrer alten Heimat. Mit Politik, Spass und ein wenig Aberglaube.

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Jeanne Fuerst Festtagsmenu 2017

Katalanisch: TV-Ärztin Jeanne Fürst steht mit ihrer Schwägerin Laura und deren Tochter Ona den ganzen Nachmittag in der Küche.

Fabienne Bühler

Weder knallen Tischbomben noch fliegen Konfetti. Die Familie von TV-Ärztin Jeanne Fürst, 56, hat einen eigenen Brauch für den Rutsch ins neue Jahr: Man isst Trauben. Zwölf Stück um Mitternacht, zu jedem Glockenschlag eine. «Wer es schafft, alle Trauben rechtzeitig zu schlucken, hat zwölf Monate voller Glück vor sich», sagt die Baslerin, während sie die Trauben abzählt, wäscht und für später in Schälchen verteilt.

Sie steht in der Küche des Familienhauses an der Costa Brava. Hier hat sie einen Teil ihrer Kindheit verbracht. Das mitternächtliche Traubenessen habe hier Tradition, sagt Jeanne. «Ganz Spanien tut das an Silvester!» Ja, ganz Spanien tue das, stimmt ihr Bruder Philipp, 55, zu, der noch immer hier lebt. Mit schelmischem Grinsen fügt er an: «Aber es ist ein katalanischer Brauch. Der Rest des Landes macht es uns nur nach!» 

Die Katalonien-Frage spaltet die Familie

Die Frage der Unabhängigkeit Kataloniens, welche seit dem Referendum im Oktober für Furore sorgt, spaltet Familie Fürst in zwei Lager. Wer in der Schweiz wohnt, also Jeanne und ihre jüngere Schwester Susanne, befürchtet einen wirtschaftlichen Nachteil für die Region, sollte es zur Autonomie kommen. Wer hier lebt, Philipp mit Familie und Mutter Erika, fühlt sich im Alltag unterdrückt, kulturell diskriminiert und finanziell ausgenutzt von der Zentralregierung in Madrid. Die Positionen werden an diesem Abend in der Küche zwar heftig diskutiert, aber das gemeinsame Essen steht immer noch über der Politik. Respektive zusammen zu kochen, sei in Spanien fast noch wichtiger, als zusammen zu essen, meint Jeanne.

Die Familie feiert den Jahreswechsel ein paar Tage zu früh. Zu Silvester wird Jeanne mit ihrem Ehemann, dem Basler Finanz-Manager Norbert, 60, nach Teneriffa fliegen. «Mir war es wichtig, vorher auch mit meiner Mutter zu feiern», sagt Jeanne. Bei der rüstigen 80-Jährigen wurde eine Demenz festgestellt. Die Moderatorin der SRF-Sendung «Gesundheit heute» weiss, was das bedeutet. «Die Mama, die ich kenne, wird sich nicht festhalten lassen. Deswegen will ich so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen», sagt Jeanne. «Demenz ist eine der brutalsten Krankheiten, die es gibt. Betroffene verlieren nicht nur ihre Persönlichkeit, sondern am Ende auch ihre Würde.» 

Wegen Vaters Kinderlähmung nach Spanien gezogen

Noch ist von der Krankheit wenig zu merken. Mit den Worten: «Mein schönes Kind, du siehst ja viel weniger überarbeitet aus als letztes Mal», begrüsst Erika ihre Tochter. Alle lachen. Und Jeanne erzählt der Runde von ihrer zehntägigen Fastenkur, bei der sie fünf Kilo verloren habe und sich nun pudelwohl fühle in ihrem Körper. «Allerdings trinke ich seither keinen Wein mehr, nur noch Champagner», sagt die TV-Ärztin und öffnet eine Flasche des katalonischen Sekts Cava.

Jeanne kam als Teenagerin nach Spanien. «Unser Vater litt an Kinderlähmung. Er erhoffte sich Linderung durch das mediterrane Klima.» In den 70er-Jahren bauten Fürsts am Rande des Städtchens Llagostera eine Pferdezucht auf. Nach dem Tod des Vaters entschied sich die Mutter, mit ihren Kindern zu bleiben. Auch wenn sie die Zucht auflösen musste. «Es waren bewegte Jahre», erinnert sich Jeanne. «Das hat mich stark gemacht. Mich haut im Leben nichts mehr aus den Socken.»

Traditionelles auf dem Teller

Ausser vielleicht das Toast con Tomates de colgar, das Philipp gerade mit viel Knoblauch zubereitet und in die Runde reicht. «Danach kannst du ein paar Tage nicht mehr küssen», preist er sein Werk an. Jeanne lehnt dankend ab. Sie schielt lieber in die Schüssel, in der Laura das katalanische Gemüsegericht Escalivada vorbereitet. «Kann ich helfen?» Da sagt Laura nicht Nein.

Jeanne Fuerst Festtagsmenu 2017

Vorspeise: Katalanischer Marktsalat mit eingemachten Fischfilets und Olives gaspatxes.

Fabienne Bühler

Auberginen, Zwiebeln und Peperoni, in der Glut des Kaminfeuers angekohlt, müssen in mühsamer Fusselarbeit geschält werden.

Jeanne Fuerst Festtagsmenu 2017
Fabienne Bühler

Escalivada wird im Hauptgang zu Carne a la Brasa gereicht. Das Grillfleisch ist für Jeanne jedoch die Beilage in der Komposition: «Escalivada ist meine absolute Lieblingsspeise!»

Jeanne Fuerst Festtagsmenu 2017

Hauptgang: Bio-Lamm und Butifaras (Bauernbratwürste) gibts zu Jeannes Leibspeise: Escalivada (feuergeröstetes, filetiertes Gemüse).

Fabienne Bühler

Nach stundenlangem gemeinsamem Kochen, Schnöiggen und Politisieren in der Küche nimmt die gesellige Runde Platz am schön hergerichteten Esszimmertisch.

Jeanne Fuerst Festtagsmenu 2017

Nachtisch: Jeanne brennt die Crema catalana mit glühendem Eisen.

Fabienne Bühler

Jeanne hebt ihr Champagnerglas. «Salud! Auf 2018!» Anstossen muss man nicht in Katalonien. Fürs Glück sind ja um Mitternacht die zwölf Trauben zuständig.

Jeanne Fuerst Festtagsmenu 2017

Salud! Jeanne hebt das Cava-Glas mit Mama Erika und Bruder Philipp.

Fabienne Bühler

Die Rezepte zu Jeanne Fürsts Silvestermenü finden Sie hier.

Sylvie Kempa
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Von Sylvie Kempa am 30. Dezember 2017 - 17:00 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 12:53 Uhr