Lara Gut, 27, kann eine Karriere vorweisen, die ihresgleichen sucht. Im Alter von 16 Jahren fuhr sie bei ihrem Weltcup-Debüt in St. Moritz auf den sagenhaften dritten Platz - und raste der ganzen Ski-Schweiz mitten ins Herz. Nach und nach ist aus dem fröhlichen Teenager, der am Starthaus Witze riss, allerdings eine verbissene junge Frau geworden, die auf Erfolg fokussiert ist und alles andere dafür zurückstellt.
Mit der Liebe zu Fussball-Star Valon Behrami, 33, ist Guts Lust aufs Leben zurückgekehrt. Nicht nur ihr Zivilstand hat sich verändert, sondern auch ihr Verhältnis zur Familie, wie sie in einem Interview mit dem «Tagesanzeiger» offenbart. «Mit Valon ist ein Teil mehr dazugekommen, und ich habe einen anderen Bezug zu meiner Familie.» Gerade zu ihrem Vater Pauli habe sie eine andere Beziehung. «Ich merke, dass ich mit ihm vermehrt als Vater und nicht als Trainer reden möchte.»
Hassbriefe an die Mutter
Doch die Familie hat für den Erfolg der Tochter einiges einstecken müssen. Ihre Mutter Gabriella Gut hat sogar Hassbriefe erhalten - über Jahre hinweg. Dies machte Gut in einem emotionalen Facebook-Posting Anfang September publik. Ihre Mama sei alleine gewesen und hätte die Briefe vor ihr versteckt gehalten, um «mich nicht schlimmer fühlen zu lassen».
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«Es tut weh», sagt Lara Gut dazu. «Ich liebe sie und denke daran, wie viel wir auf unserem Weg zusammen erlebt haben und wie wir zusammengewachsen sind. Auf der anderen Seite hätte ich uns allen diese negativen Effekte gerne erspart - wie auch immer man das macht.» Gut selbst kann sich nicht erklären, wie so viel Hass auf sie selbst einprasseln konnte. «Ich wollte doch nur Ski fahren und das mit meiner Familie leben.»
Sie selbst habe die Briefe «zum Glück» nie gelesen, aber «es war wohl ziemlich wüst». Der Preis des Erfolgs machte sich bemerkbar. «Als Athletin denke ich vielleicht nur ans nächste Training, aber als Mensch merke ich, dass das alles seinen Preis hat, für mich, für meine Familie. Wir haben zusammen einen Traum gelebt, uns ist aber auch viel Unrechtes widerfahren.»
Sie kann es niemandem recht machen
Die Anfeindungen gegen Gut sind bis heute nicht abgerissen. Und Gründe dafür gibt es immer andere - im Vordergrund steht aber der Leistungsdruck. «Früher lag es an meinem Vater, jetzt, nach meiner Heirat mit Valon, heisst es, ich soll mich doch aufs Training konzentrieren. Und wären sie nicht, wäre ich schuld, weil ich zu schlecht bin.»
Heute steht Gut über den Hasskommentaren. Das war nicht immer so. «Ich habe mich genervt. Aber ich habe mich als Mensch weiterentwickelt, habe mehr Gefühle, was oft positiv ist. Es ist schöner, so durchs Leben zu gehen.»
Mit Valon kam die Wende
Ihre entspanntere Einstellung liegt zu einem grossen Teil an ihrer grossen Liebe Valon Behrami. Die Beziehung zum Fussballer gebe ihr sehr viel Freude. «Es ist, als hätte ich mein Gleichgewicht gefunden. Als Kind hatte ich Halt bei meinen Eltern, jetzt habe ich bei Valon mein Zuhause gefunden.»
Er, der bei Udinese spielt, versteht, wie das Leben als Spitzensportler läuft. «Es hilft, einen Menschen an meiner Seite zu haben, der Ähnliches erlebt hat wie ich. Je näher wir uns an der Spitze bewegen, desto einsamer fühlen wir uns. Keiner versteht einen. Valon versteht mich.»
Ihre Liebe zu Valon Behrami zeigt sie nun auch auf der Skipiste. Sie geht ab sofort als Lara Gut-Behrami an den Start. Beim Weltcup-Rennen in Killington vergangenes Wochenende habe sie gemerkt, dass es für sie nicht mehr stimme. «Es kann nicht sein, dass ich noch gleich heisse wie davor. Ich will für uns fahren.» Gut habe Teil ihres Namens bleiben müssen, weil sie der Familie alles verdanke. «Ohne Behrami aber würde mir etwas fehlen.»