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Zwei Skifahrer im Glück

Michelle Gisin und ihr Freund sprechen über ihre Liebe

Michelle Gisins Saisonstart hätte besser nicht laufen können. Bis heute hat sie zwei Podesplätze erreicht - und dabei hat der Winter gerade erst begonnen. Zu verdanken hat sie ihren Höhenflug auf der Piste auch ihrem Freund, dem italienischen Ski-Crack Luca De Aliprandini. Wir haben die beiden vor einiger Zeit besucht.

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Michelle Gisin Freund Facebook Instagram Foto

Im Hotel Alpenclub in Engelberg teilen Michelle und Luca eine heisse Schokolade.

Kurt Reichenbach

Das Kaminfeuer flackert. Skirennfahrerin Michelle Gisin und ihr Freund, der italienische Skifahrer Luca De Aliprandini, kuscheln sich aneinander und wärmen ihre Hände an der Tasse Schoggi mélange. Sie nimmt ein Stück des Schlagrahm-Häubchens und streckt es Luca hin - nur um das Löffelchen im letzten Moment zurückzuziehen und die Sahne genüsslich selber abzuschlecken. «Heee!», ruft Luca mit gespieltem Entsetzen. «Du bekommst nichts», sagt Michelle und lacht.

Seit rund vier Jahren sind die Skiprofis ein Paar. Gefunkt hat es im Trainingslager am Ende der Welt. In Ushuaia, Argentinien, der weltweit südlichsten Stadt, an seiner Geburtstagsparty, an die er neben dem eigenen auch das Schweizer Team eingeladen hat. Auf den sozialen Netzwerken beginnen die Herzchen schon vorher zu fliegen - jedoch eher einseitig. Gisin fällt auf, dass «der Italiener mit dem langen Namen» viele ihrer Bilder auf der Fotoplattform Instagram und auf Facebook «liked». «Ich habe sie schon ein bisschen gestalkt. Und sie wollte mich anfangs gar nicht», sagt De Aliprandini, der aus dem Val di Non im Trentino stammt, in der Sportoberschule Mals Deutsch gelernt hat und einen Mix aus Hoch- und Schweizerdeutsch spricht. «Stimmt gar nicht», entgegnet Gisin. Beide lachen.

Luca gibt Michelle Kraft

Die beiden wirken sehr vertraut, scherzen und tauschen immer wieder kleine Zärtlichkeiten aus. Sie geniessen die kurze gemeinsame Auszeit über die Festtage in Gisins Heimat Engelberg OW. Weihnachten verbringen sie zum dritten Mal zusammen. Trotzdem gibts diesmal eine Premiere: «Zum ersten Mal ist Luca nicht verletzt. Die Vorjahre musste ich ihn im Spital abholen oder besuchen. Dass er nun gesund ist, ist mein grösstes Weihnachtsgeschenk.»

Zweisamkeit ist für die Athleten während der Skisaison rar. Seit September ist Michelle für ihre Weltcup-Rennen unterwegs, hat erstmals Ende Oktober beim Riesenslalom in Sölden ins Weltcup-Geschehen eingegriffen. Auch er bestreitet Rennen, ist nach Österreich und Nordamerika nun in Val d' Isère, wo der Riesenslalomspezialist für einen Exploit sorgen will. 

Michelle Gisin Freund Facebook Instagram Foto

Michelle Gisin und der Italiener Luca De Aliprandini sind seit rund vier Jahren ein Paar.

Kurt Reichenbach

Die Anstrengungen haben sich gelohnt: Gisin ist grandios in die Saison gestartet, hat im Slalom von Killington mit Rang 5 im Slalom das Bestergebnis in ihrer Basisdisziplin geholt. Und in Lake Louise feierte sie gleich zwei Podestplätze in der Abfahrt. Gisin ist zu einer Allrounderin gereift, die grosses Potenzial für den Gesamtweltcup hat. Zum ersten Mal aufs Podest fuhr sie Ende Dezember 2016 in Val d'Isère. Die Freude darüber war riesig. Im Zielraum hielt sich Gisin die Hände zuerst ungläubig vor den Mund, dann jubelte sie ausgelassen. «Die Erfüllung eines Kindheitstraumes, es war sehr emotional.» Vor Ort waren auch Vater Beat, dem es im TV-Interview vor Rührung fast die Stimme verschlägt, Mutter Bea und Schwester Dominique, die Olympiasiegerin. «Dass sie dabei waren, machte es noch schöner.» Nur ihr Freund Luca fehlte bei ihrem ersten Podestplatz, was die Engelbergerin wurmte, weil sie nur kurz zuvor in einer tiefen Krise gesteckt hatte. «Ich fühlte mich fit, hatte das richtige Material, und trotzdem funktionierte nichts. Da habe ich mein Vertrauen verloren.» Der Überraschungsbesuch ihres Freundes zu Hause in Engelberg kurz darauf kommt da gerade richtig. «Er hat mir gesagt, dass ich nicht versuchen soll, alles zu perfekt zu machen. Dass ich keine Angst vor Fehlern haben darf und wieder mit mehr Freude fahren soll.»

Luca gibt ihr die nötige Lockerheit, sie hilft ihm dafür, «professioneller zu werden und genauer zu arbeiten». Das bringt den 28-jährigen Riesenslalom-Spezialisten nach schwierigen Jahren mit schweren Verletzungen an Knie und Hand weiter. Die vergangene Saison 2017/18 beendete er auf Platz 16 der Riesenslalom-Wertung. Und feierte mit Platz 4 im Riesenslalom von Adelboden seinen grössten Erfolg im Weltcup. 

Eulen als Glücksbringer

Auch wenn das Skifahren bei beiden einen grossen Teil des Lebens einnimmt, verbindet sie noch anderes: die Abenteuerlust, die Lebenseinstellung - «dass man für alles im Leben kämpfen muss» - und das Interesse an anderen Disziplinen. So hat die leidenschaftliche Windsurferin ihren Partner bereits mit aufs Wasser genommen oder ihm das Golfspielen gezeigt. Umgekehrt hat er sie mit einem Ausflug auf eine Motocross-Strecke überrascht. Das einzige Problem bei den gemeinsamen sportlichen Aktivitäten: «Wir sind beide wahnsinnig ambitioniert, so gibts immer einen kleinen Wettkampf», sagt De Aliprandini. «Tennis ist zum Beispiel gestrichen, das ist gefährlich für die Beziehung», fügt Gisin lachend an. Ein Beispiel seines Ehrgeizes gefällig? Er übte das Golfen einmal so verbissen, dass am Ende der Woche der Schlägerkopf des Drivers abbrach und gleich mit dem Ball mitflog. Ihm falle es dafür leichter, einfach mal abzuschalten und nichts zu tun, sagt Gisin. «Er schläft dann aus, und ich rüttle so lange an ihm, bis er aufsteht und mit mir etwas unternimmt.»

Verbringen Gisin und De Aliprandini gemeinsam Zeit, so ist das Entschleunigungsprogramm Pflicht: spazieren, lesen, Guetsli essen. In den Zeiten, in denen sich die beiden Verliebten wegen verschiedener Weltcup-Austragungsorte nicht sehen, müssen tägliche Telefongespräche reichen. Und der Blick auf die Glücksbringer, die sie einander gegenseitig geschenkt und immer bei sich haben: eine grosse Plüsch-Eule für Michelle und eine kleine Schnee-Eule für Luca.

Bildergalerie: Diese Stars haben sich 2018 verliebt

Von Sarah van Berkel am 1. Januar 2017 - 05:30 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 14:34 Uhr