Es ist 10.30 Uhr, als Sarah Meier und Jan van Berkel ihre Teller mit Rührei und frischen Früchten beladen. Bei vielen Pärchen wäre dies ein normaler Zeitpunkt fürs Ferienfrühstück auf Mallorca – nicht aber bei diesen beiden. Ironman-Spezialist van Berkel war bereits 2,5 Stunden auf dem Rennvelo, danach begleitete Meier ihn mit dem Velo beim Lauftraining.
Dass Meier als ehemalige Eiskunstläuferin vollstes Verständnis für das Sportlerleben ihres Freundes hat, ist für die Beziehung unerlässlich. «Ich weiss ja, wie es ist», sagt die 34-Jährige. Wenn man nach einem langen Trainingstag nicht mehr spontan an ein Geburtstagsfest mag; dass sie zum Lackieren der Nägel auf den Balkon geht, weil er die Dämpfe nicht einatmen möchte. Oder dass beide die Hände beim Heimkommen desinfizieren, um die Gefahr des Krankwerdens zu reduzieren. Alles Details, die dem Laien übertrieben vorkommen, für Profisportler aber selbstverständliche Teile des Erfolgspuzzles sind.
Fest mit 60 Gästen
Mit ihren Katzen Max und Moritz leben die beiden in Dielsdorf ZH. Dort in der Nähe, auf dem Schlossturm Regensberg, hat Jan Sarah am Karfreitag den Heiratsantrag gemacht. Wusste er, dass ihr der Ring gefallen würde? «Ich wusste, dass ihr die Frage gefällt», sagt der 32-Jährige lächelnd, «und damit auch der Ring.»
Bereits am 3. August heiraten sie standesamtlich, im November gibts in den Bergen ein Fest mit 60 Gästen. Dass dieses auf keinen Fall pompös sein soll und auch nicht jedes Detail perfekt abgestimmt sein muss, passt zum bodenständigen Paar. Liebevoll im Umgang, aber praktisch veranlagt, bevorzugen sie die kleinen, nicht die grossen Gesten.
«Ich möchte im Alltag immer mein Bestes für sie geben», sagt Jan. Sich bei Regen abholen oder Zmorge zubereiten, wenn der eine Stress hat – «solche Dinge bedeuten uns mehr, als einen Blumenstrauss zu bekommen», sagt Meier, die ihre Sportkarriere vor sieben Jahren beendet hat und seither als Sportredaktorin bei der Schweizer Illustrierten arbeitet.
Jan van Berkel hat die Top 15 an der WM im Visier
Das Jahr und die Ferien richten sich nach van Berkels Wettkampfplanung. Ende April hat er in Texas erstmals einen Ironman unter acht Stunden absolviert – so schnell wie kein Schweizer vor ihm. Die grossen Ziele bleiben zudem der Ironman in Zürich im Juli, wo ihm nach zwei Podestplätzen noch der Sieg fehlt und wo er sich die Qualifikation für die WM im Oktober auf Hawaii holen will. Dort hat er die Top 15 im Visier.
Sarah ist die grössere Geniesserin der beiden, was auch mit Jans Karriere zu tun hat. Möchte er sich etwas gönnen, so ist es ganz simpel Ruhe. «In allen Formen», erklärt Jan. «Zu Hause, draussen, sich Zeit füreinander nehmen.» Er findet aber nicht, dass er wegen des Sportlerlebens auf viel verzichten muss. Wenn, dann auf seine andere Karriere: Der studierte Jurist möchte nach dem Sport auch in diesem Bereich erfolgreich sein.
«Ich war früher eher rastloser»
Mit Kindern haben sie auch einen gemeinsamen Wunsch für die Zukunft. «Ich war früher eher rastloser, war nicht gerne Single», sagt Meier. «Jetzt komme ich noch lieber nach Hause, bin generell entspannter im Leben.»
Das bringt sie auch in die Beziehung ein. Ein paar Jahre nach dem Spitzensport sieht sie das Ganze aus einem anderen Blickwinkel. Sagt ihm, er solle auch mal stolz sein, wenn er ein Zwischenziel erreicht hat, lässt ihn innehalten. «Als Sportler beendest du ein Rennen. Und das Erste, was du machst, ist, ans nächste Ziel zu denken.»
Flitterwochen in Patagonien?
Wenn die Saison Mitte Oktober im Optimalfall auf Hawaii zu Ende geht, machen die beiden wie gewohnt Ferien, wo, ist noch offen. Ein Traum wäre Patagonien. Wenn man so will, sind das dann die Flitterwochen, denn nach dem Hochzeitsfest im November startet bereits wieder van Berkels Aufbautraining.
Nach dem späten Zmorge auf Mallorca verstaut van Berkel sein Velo im Mini Cabrio – für heute ist das Training zu Ende. Der Rest des Tages gehört nur ihnen beiden. Sie kann ihn normalerweise nur ab und zu in den Trainingslagern besuchen, findet es aber auch nicht schlimm, wenn sie mal ein paar Wochen getrennt sind. Obwohl – etwas von Sarah ist bei Jan immer dabei: «Ein Aufkleber auf dem Velo mit einer Büroklammer drauf.» Eine Büroklammer? «Weil sie manchmal ein Klammeräffli sein kann», sagt er liebevoll. Beide lachen.