Die Öffentlichkeit hat nichts davon gemerkt. Erst als sich Francine Jordi in den Medien offenbarte, wurde langsam klar, dass das Schlagerschätzli eine höchst beschwerliche Zeit hinter sich hatte. Die 41-Jährige erkrankte an Brustkrebs und musste durch eine Chemotherapie. Das verriet sie im vergangenen April.
Gemerkt hat niemand etwas, weil sie während der ganzen Zeit auf der Bühne stand und weiter mit ihrem Lächeln im Gesicht sang - mit Perücke auf dem Kopf. Mittlerweile steht sie zu ihrer Kurzhaarfrisur und macht weiter, als wäre nichts gewesen. Jedenfalls auf der Bühne. Nun spricht Jordi in einem Interview erstmals offen darüber, wie schwer das vergangene Jahr für sie war.
«Ich war natürlich schockiert», erinnert sich die Sängerin gegenüber dem «Blick» an die Diagnose. Sie sei aber erleichtert gewesen, dass der Knoten in der Brust ein Krebs im absoluten Frühstadium war.
Galerie: Auch diese Schweizer Stars erkrankten an Krebs
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Im Mai 2017 wurde bei Schlagerstar Francine Jordi Brustkrebs diagnostiziert. Es folgten Chemotherapie und Bestrahlung. Das traurige Geheimnis behielt die schöne Bernerin für sich, absolvierte - ohne sich etwas anmerken zu lassen - TV-Auftritte und Konzerte. Inzwischen hat sich ihr Körper erholt: «Ich bin sehr dankbar und glücklich, wie gut mein Körper die Therapie angenommen hat», sagte Jordi gegenüber «Blick».
© B. Bischoff/Roger Reist
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Wetterfee Sandra Boner ist an Brustkrebs erkrankt. Das gab das SRF Ende September 2018 in einer Pressemitteilung bekannt. Nach erfolgreicher Behandlung ist Boner im Januar 2019 wieder ins Fernsehen zurückgekehrt. Mit einer solch raschen Genesung hätte sie selbst nicht gerechnet, teilte sie später mit.
© SRF/Oscar Alessio
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Ebenfalls mit Brustkrebs zu kämpfen hatte Monika Schärer. Die Moderatorin erhielt die Schocknachricht im April 2007. Zwischen zwei Auslandterminen liess sie sich den Knoten aus der rechten Brust entfernen. Anfang 2008 kehrte die Aargauerin zum TV zurück. Sie habe den Medizinern vollstens vertraut und bewusst keine Recherchen im Internet gemacht, schreibt Schärer auf einem Gesundheits-Portal. Trocken und ehrlich hält sie fest, wie «grausig» die Chemotherapie war. Den Krebs sieht Schärer «definitiv nicht als Chance».
© RDB
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Beatrice Tschanz erkrankte 1985 an Gebärmutterkrebs, behielt die Krankheit aber für sich. «Ich war gerade 40 und verdrängte den Krebs. Nur die engsten Familienmitglieder wussten davon», erzählt die Kommunikationsfachfrau «Blick». «Ich glaube, dass es für mich das Beste war, die Krankheit nicht an mich heranzulassen. Die ganze Anspannung kam erst später nach erfolgreicher Therapie wieder hoch.» Heute würde sie vermutlich offener mit der Krankheit umgehen. Seither gehe sie sorgfältiger mit dem Leben um. «Ich engagiere mich heute für die Krebsprävention als Botschafterin des Pink Ribbon Walk und bei der Krebsliga.»
© Geri Born
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Vor sieben Jahren diagnostizierten die Ärzte bei Isabella Schmid Unterleibskrebs. «Am schlimmsten waren die Nachuntersuchungen. Ich dachte immer: Jetzt kommt das Todesurteil», sagte die Schauspielerin («Papa Moll») gegenüber «Blick». Trotz der niederschmetternden Diagnose stand Schmid damals für die RTL-Serie «Hinter Gittern» vor der Kamera. Sie vertrug die Chemotherapie schlecht, musste sich ständig übergeben. Die Haare fielen ihr aus, sie trug Perücke oder Kopftuch. Ein Jahr dauerte die zermürbende Therapie, dann hatte sie den Krebs besiegt. Seither habe sie ihre Lebenseinstellung radikal verändert. «Ich gehe die Dinge heute entspannter an. Ich höre auf den Körper, wenn er eine Auszeit braucht», sagt Schmid.
© Geri Born
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Piero Esteriore erfuhr durch Zufall von seinem Leiden. Ende August 2015 begleitete der Sänger seinen Bruder Gabriele zum Arzt. Dieser spürte einen Knoten im Hoden. Aus Solidarität machte auch Piero den Test. Beide erhielten die Schockdiagnose: Hodenkrebs! Der Sänger musste den betroffenen Hoden entfernen lassen und gilt jetzt als geheilt. Doch die Zeit war schwierig: «Es war ein dauerndes Hoffen und Bangen.»
© RDB / SI / Rolf Edelmann
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Rad-Olympiasieger Robert Dill-Bundi erhielt 1999 die Diagnose: bösartiger Hirntumor! Mehrere Operationen und Chemotherapien halfen nichts. Anfang 2007 gaben ihm die Ärzte noch zwei Monate zu leben. Dill-Bundi: «Ich wollte keine weitere Operation mehr. Ich glaubte, es sei vorbei mit mir», wie er «Blick» gegenüber sagte. Seine letzte Chance war eine neuartige Elektrotherapie mit einem 3,5 kg schweren Stromkasten, den er 24 Stunden mit sich rumschleppen musste, und Elektrodioden am Kopf. «Ich war ein Versuchskaninchen, aber ich hatte keine Wahl.» Dank der neuen Therapie schrumpfte der Tumor innerhalb von zweieinhalb Jahren von der Grösse eines Eis auf die eines Daumennagels. Schliesslich konnte er entfernt werden.
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Peter Freiburghaus steckte 2017 mitten in einer «Duo Fischbach»-Tour, als er die Diagnose bekam. Der Schauspieler leidet an einer seltenen, aggressiven Art von Hautkrebs. Die traurige Nachricht wurde auf der Website des Comedy-Duos publiziert. Die «Endspurt Tour» musste unverzüglich abgebrochen werden. «Es ist eine schwere, bösartige, dazu belastende und schmerzhafte Hautkrankheit», sagte Freiburghaus gegenüber «Blick». Er sei zwar zuversichtlich, dass eine Stabilität erreicht wird, dennoch sei die Situation sehr belastend. «Vor allem das permanente Jucken lässt mich oft nächtelang wach bleiben. Leider gibt es nur wenige Therapiemöglichkeiten.»
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Bei Komiker Cony Sutter wurde im Herbst 2017 bei einer Routineuntersuchung Punkte auf der Lunge gesichtet. Im Januar folgte die Bestrahlungsphase in einer Spezialklinik im Kanton St. Gallen. Die diesjährige Tournee seines Comedy-Duos mit Kollege Peter Pfändler wurde abgesagt. «Es tut mir im Herzen weh, welchen Kampf Cony jetzt gewinnen muss. Bei ihm geht es ums Überleben», sagte Pfändler gegenüber «Blick».
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Schock für die Schauspielszene. Der mehrfach preisgekrönte Darsteller Bruno Ganz ist an Darmkrebs erkrankt. Im August 2018 musste der Schweizer seine Teilnahme an den Salzburger Festspielen kurzfristig absagen. Er begann sofort mit der Chemotherapie. Nun ist er auf dem Weg der Erholung.
© Dukas
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Didier Burkhalter ist 2017 nach seinem Rücktritt aus dem Bundesrat an Krebs erkrankt. Erst hielt der FDP-Politiker geheim, worum es sich handelte. Im Februar 2019 bestätigte er der «Schweizer Illustrierten» schliesslich, dass es sich um Krebs handelte. Details möchte er nicht kommunizieren.
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Nach Sandra Boners Schockdiagnose
Positives Denken
So schockiert sie zu Beginn war, Jordi wollte keine Angst zulassen. «Ich bin überzeugt, dass dies den Krankheitsverlauf vielleicht sogar verschlimmert hätte.» Jordi glaubt an die Kraft des positiven Denkens. Deshalb informierte sie sich nicht über die möglichen Auswüchse der Krankheit, auch sei sie nie wütend gewesen. «Viel lieber konzentrierte ich mich auf das Glück, dass der Krebs in meinem Körper keine Ableger hinterlassen hatte. Das nahm ich als Geschenk an.»
Informationen, die sie runterziehen hätten können, liess sie nicht an sich heran. Sie habe den Onkologen etwa gebeten, sie nicht über die Nebenwirkungen der Chemotherapie aufzuklären. «Ich begann die Chemotherapie als einen Freund zu betrachten, nicht als Feind. Ich betrachtete ihn als Kollegen, der meinen Körper wieder gesund macht», sagt Jordi im Interview.
Niemand sollte etwas merken
Gegen Aussen wollte sich Jordi nichts anmerken lassen. Sie besorgte sich Perücke und künstliche Wimpern. Die Sängerin beschäftigte sich auch lange damit, wie sie sich schminken kann, damit die Fans nichts merken.
Während sie gegen Aussen Erfolg hatte, konnte sie selbst die Folgen der Chemotherapie nicht einfach ignorieren. Sie verlor den Geschmackssinn, Finger und Füsse wurden teilweise taub. «Ich war auch sehr schnell ausser Atem, die ganze Muskelkraft schwand, das Immunsystem wurde stark beeinträchtigt», erzählt Jordi.
Jordis Familie stand ihr bei
Der Schlager-Star ging nicht alleine durch diese Strapazen. Ihre Eltern und zwei Schwestern standen ihr bei. «Wir sind eine sehr starke Familie, die schon einige Schicksalsschläge zu verdauen hatte.» Die Liebsten übernahmen Alltagsarbeiten, für welche sie selbst keine Kraft mehr hatte. Etwa Kochen und Einkaufen.
Eines wollte Jordi auf keinen Fall: Mitleid. Deshalb habe sie selbst die engsten Freunde nicht eingeweiht. Sie sei so stark auf sich selber fokussiert gewesen, dass sie auch keinen Partner an ihrer Seite gewollt hätte. «Ich wollte bei der Genesung ganz egoistisch sein und währenddessen auf niemanden Rücksicht nehmen müssen.»
Francine Jordi wollte ihr Leben so normal wie möglich weiterführen, trat im TV und auf der Bühne weiterhin auf. Doch sie gibt zu, dass sie einige wegen ihrer körperlichen Verfassung fast nicht durchstand. «Mir war wichtig, einen Gegenpol zur Krankheit zu haben. Etwas, worauf ich mich freuen konnte.»