Ihre Spezialität: Mehlspeisen. Dampfnudeln, Flädlesuppe, Palatschinken, Ribiseltorte mit Baiser, Zwetschgendatschi, Germknödel und dergleichen. Genug der Worte. Die Tante war der Hauptgewinn in meinen Augen. So manches Schuel-Gschpändli hat mich damals um sie beneidet.
Das Beste, was die Tante in ihrer Hexenküche fabrizierte, waren Griessnockerln in einer frischen Gemüsebrühe. Ein himmlischer Genuss, den ich bis heute unter «Lieblingsgerichte» abgespeichert habe. Nicht genau das Gleiche, aber ähnlich und sehr, sehr lecker sind diese Matzo Balls. Sie werden aus einem jüdischen, ungesäuerten Brot gemacht, genau gesagt aus Matzenmehl, einer Art Paniermehl mit nussigem Geschmack. Wir haben diese Suppe letzte Woche fabriziert - und es war ein herrlicher Sonntag. Meine (doch sehr repräsentative, da über 30 Jahre geteteste) Matzo-Ball-Soup-Studie hat gezeigt: Matzo-Ball-Soup-Tage sind die mit Abstand besten Tage überhaupt.
PS: die nächsten paar Vegi Freitage werden übrigens unter dem Motto «Suppe» stehen. Denn was gibt es an kalten Tagen herrlicheres, als eine Schüssel dampfender, herzhafter Suppe? Next up: «Many Veggies Suppe mit Kohl».
Für 4 Personen
Bemerkung zu selbstgemachter Gemüsebrühe: Natürlich kannst du auch eine Gemüsebrühe kaufen, aber sind wir ehrlich: selbstgemacht ist sie doch noch am Besten. Seufz. Und so viel Aufwand ist das wirklich nicht! Einfach alles reinschnibbeln, köcheln lassen, absieben und fertig.
Basis-Zutaten für die Brühe:
2 Karotten
1 Zwiebel
1 Lauch
1 Knoblauch
1/2 Sellerieknolle
1/2 Petersilienknolle
1 Stangensellerie
Petersilien-Stile
Ausreichend Salz und allenfalls noch etwas Gemüsebouillon (nichts geht über Tellofix) zum nachwürzen
Ausserdem kann man für die Brühe jegliche Gemüse-Abfälle verwenden, so wie Stile von Kräutern, Pilzreste, Karotten-Grün oder andere Blatt-Abfälle, Zwiebelschalen etc... Sehr gut passen auch Fenchel oder Wirz.
Für die Matzo-Balls:
3 Eier
2 Tassen Matzenmehl oder Paniermehl
3 EL Maisgriess
3 EL Tonic Water oder Mineralwasser
60 g Butter oder Schmalz, weich
1 Knoblauchzehe, gerieben
1 Messerspitze Harissa
1 1/4 TL koscheres Salz
Etwas schwarzen Pfeffer
Üppig frische Muskatnuss
Für die Garnitur:
1 Karotte
1 Bund Petersilie
Etwas Dill
Zubereitung:
Für die Brühe zunächst einfach alles grob hacken, in ca. 2 Liter Wasser geben und während einer Stunde sanft köcheln lassen. Abseihen, gut salzen und allenfalls noch mit etwas Gemüsebouillon nachwürzen. Beiseite stellen und später einfach nochmals aufwärmen.
Für die Knödel die Eier zuerst gut verquirlen. Erst Tonic Water, Knoblauch und Harissa, dann Matzenmehl, Maisgriess und weiche Butter dazu geben und zu einem Teig vermischen. Salzen, pfeffern und gut mit Muskatnuss würzen. Den Teig für 2 Stunden kühl stellen, so dass sich das Matzenmehl und der Griess schön mit der Flüssigkeit vollsaugen können. Der Teig sollte fest werden und man sollte ihn anschliessend «abstechen» können.
Einen grossen Topf mit kochendem Salzwasser vorbereiten. Die Hitze auf ein Simmern reduzieren (keine Bubbles). Mit nassen Händen aus der Matzenmasse kleine Bällchen formen (ca. 1 grosser Teelöffel der Masse) und diese ins Wasser geben. Nach und nach die Bällchen köcheln lassen. Sie brauchen ungefähr 8 bis 10 Minuten, je nach Grösse. In der Regel sind sie gut, wenn sie oben auf schwimmen. Probieren, ob sie wirklich richtig durch sind, ist dennoch ratsam. (Ich empfehle sowieso einen Probedurchlauf: Das erste Bällchen einfach mal reingeben und sehen, ob der Teig «zusammen hält» oder auseinander fällt. Wenn er auseinanderfällt beim Kochen liegt das wahrscheinlich daran, dass es zu viel Ei und zu wenig Matzenmehl oder Griess hat. Dann einfach von beidem noch etwas mehr dazu geben und erneut probieren.) Wenn die Bällchen gar sind mit einem Sieb rausfischen und entweder für späteren Verzehr zunächst auf einem Rost auskühlen lassen oder direkt in einen Suppenteller geben und mit der heissen Brühe auffüllen.
In die Brühe gehört neben den Matzo Balls eigentlich auch noch ein bisschen fein gehackte (brunoise, wer kann) Karotte und natürlich ein paar Kräuter. Dill (haben wir hier verwendet) schmeckt ausgezeichnet dazu. Die Karotte haben wir allerdings frecherweise weggelassen. Ich mag meine Matzen eben so, wie sie sind.
Rezept: Scarlett Gaus von www.forkandflower.com