Zu meiner Schande muss ich gestehen: Dieses Jahr kannte ich schon vor dem Start fast alle Kandidaten von «Ich bin ein Star – holt mich hier raus!». Ich lese zwischen meinem Trash-TV-Konsum auch was Gscheites, aber auch mein Tag hat 24 Stunden, und die werden bei mir auch mit alternativer Bildung gefüllt. Dementsprechend gross war meine Freude, als am Freitagabend das Dschungelcamp wieder losging.
Auf folgende zwei Dramen habe ich mich im Vorfeld schon sehr gefreut:
Töpperwien vs. Yotta
1. Reality-TV-Star Bastian Yotta, 42, und «Goodbye Deutschland»-Auswanderer Chris Töpperwien, 44, hatten nach den Waldbränden in Kalifornien 2018 Streit um Spenden (etwas wirre Geschichte meiner Meinung nach). Ich mag beide Figuren. Finde den Yotta so abstrakt und ekelhaft, dass ich wie bei einer überfahrenen Taube hinstarren muss. Und den Töpperwien finde ich als begeisterter «Goodbye Deutschland»-Fan eh ganz fest super. Der hat das Herz am rechten Fleck und ein vielleicht undiagnostiziertes ADHS.
Evelyn vs. (oder feat.?) Domenico
2. Die ehemalige Bachelor-Kandidatin Evelyn Burdecki, 30, trifft im Dschungel zum ersten Mal seit der Trennung wieder auf ihren Ex, Domenico de Cicco, 35. Er hatte ja diese schwangere Freundin, während er eigentlich mit Evelyn öffentlich schmuste. Und die ganze Welt konnte dieses Drama mitverfolgen. Das Leben schreibt doch die besten Geschichten.
Der erwartete Yotta-Töpperwien-Clash verlief relativ unspektakulär – würden die meisten sagen. Ich jedoch weiss, dass es da morgen oder übermorgen noch chlöpfe wird. So viel passive Aggression lässt mich auf mehr freuen.
Zu den beiden jungen Ex-Liebenden: Domenico musste ihr ja im TV sagen (während seine Freundin mit Baby daheim vor dem Fernseher sitzt), dass er Angst hat, er könne sich wieder in Evelyn verlieben. Er hat nicht genau diese Wortwahl genutzt, aber man hat inhaltlich verstanden, was der Bengel meinte. Kinder, Kinder... Reiss dich doch zusammen, Domenico! Wenigstens am ersten Tag! Das hat mit Ehrlichkeit ja nichts mehr zu tun. Da furzt der Mund einfach, was der Kopf nicht verdaut hat.
Hoden- und Sperma-Schlucken. Nichts für mich
An anderen Schwänzen hatten die Kandidaten bei der obligaten Dschungelprüfung zu knabbern. Auf die Aufgabe will ich eigentlich gar nicht eingehen, weil mir dieses Hoden-, Auge-, Sperma- und Schwänze-Essen dermassen zuwider ist, dass ich es ignorieren will. Weder will ich hinschauen noch mir das Menü anhören noch fremden Menschen beim Würg-Kotz-Schlucken zusehen. So viel Achtung vor mir selbst bringe ich noch auf.
Ich möchte an dieser Stelle nicht herablassend wirken, indem ich zu denjenigen gehöre, die mit «die machen ja alles fürs Geld» motzen. Da verdienen die meisten unter uns ihr Geld mit weit langweiligerer Arbeit, die manch weniger Menschen Freude bereitet, als so eine Teilnahme am Dschungelcamp. So viel Ehrlichkeit muss sein, liebe Damen und Herren. Dennoch bleibt bei mir nach dem Schauen einer Dschungelcamp-Folge immer ein bitterer Beigeschmack.
Bildergalerie: Das sind die Teilnehmer des Dschungelcamps
Letzte Chance Dschungelcamp?
Die Kandidaten spalten sich ja in zwei Lager. Auf der einen Seite sind diejenigen, deren goldene Zeit vorbei ist. Sie waren mal gross, jetzt müssen sie nach jedem Ast greifen, der ihnen Geld und Aufmerksamkeit bringt. Auf der anderen Seite sind diejenigen, die sich den Spass ganz ohne Druck erlauben und diesen RTL-Dschungel einfach nur als bezahltes Abenteuer sehen. Für die verzweifelte Hälfte tuts mir immer etwas weh im Herzen. Ich fühl mich während meiner Observierung auch nicht ganz sauber, muss ich gestehen. Es fühlt sich für mich immer etwas an, wie dem betrunkenen David Hasselhoff beim Hamburgeressen zuzusehen.
Im Grossen und Ganzen verlief der erste Tag im australischen Pseudo-Dschungel (wir wissen doch alle, dass das Fake ist) relativ ruhig. Dass es bei den diesjährigen Kandidaten aber reichlich Potential für dramatische Lagerfeuergeschichten gibt, sieht ein Blinder.
Mein Lieblingskind des Tages: Evelyn. Wenn sie sich in Englisch versucht und fragt «Can I have a Regenschirm?», oder «It’s very eng» sagt, schmilzt mein Herz.
Mein Looserkind des Tages: Die Moderatoren Sonja Zietlow, 50, und Daniel Hartwich, 40. Ich ertrag die beiden einfach nicht, finde sie nicht lustig und ganz oft klar unter der Gürtellinie. Finde die beiden das Primitivste an der Sendung.