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Joëlle schaut fern

Solidaritäts-Lachen mit Giacobbo/Müller

«Giacobbo/Müller» fand unsere TV-Kolumnistin Joëlle Weil nie lustig. Dennoch wollte sie dem Bühnen-Comeback der beiden Komiker eine Chance geben. Sie hat es besser gemeint, als es herauskam... 

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Giacbbo Müller

Viktor Giacobbo (l.) und Mike Müller standen nach zwei Jahren wieder zusammen auf der Bühne. Die Witze wurden nicht besser. 

SRF/Chavela

Bestimmt war ich als jemand, der «Giacobbo/Müller» nie wirklich lustig fand, das falsche Publikum für deren Bühnen-Comeback: Am Samstag traten die beiden Komiker zwei Jahre nach Absetzung ihrer Sendung wieder im SRF auf. Der einmalige Auftritt hiess «Giacobbo/Müller in Therapie».

Der rote Faden der Show: Mithilfe des Publikums und eines Psychologen sollten die beiden diverse ihrer Störungen und Neurosen behandeln, unter anderem mit Konfrontationstherapie, in der das Komiker-Duo einige seiner alten Nummern wiederbeleben konnte.

Solidaritäts-Lachen

Manchmal gibt es bei mir bei Schweizer Stand-Up eine Art Schweizer-Bonus. Der geht so: Weil ich etwas entzückt bin, meine Muttersprache und Züri-Schlieren-Witze auf einer Bühne zu hören, bin ich etwas gewillter, aus Solidarität mitzulachen, beziehungsweise die Mundwinkel anzuheben. So ging es mir oft mit «Giacobbo/Müller».

Mike Müller

Mike Müllers alte Kaffee-Maschine kehrte für die Show zurück. Die einen findens lustig, die anderen eben nicht.

Screenshot SRF1

Deren kleines Bühnen-Comeback war deshalb wohl vor allem für die alteingesessenen Fans gedacht. Für diejenigen, die sich wirklich den Bauch vor Lachen halten mussten, denn für Menschen wie mich, gab es nicht viel zu lachen, es gab lediglich ein paar Szenen zu lächeln.

Papa-Humor

Sie kennen den Ausdruck «Papa-Humor»? Dabei handelt es sich meist um geflickte und zusammengebastelte Wortwitze, oder auf der Hand liegende Bemerkungen. Der Ausdruck «Papa-Humor» kommt natürlich daher, dass meist Väter sich dieses Humors bedienen. Wenn auch immer ich Viktor Giacobbo, 66, und Mike Müller, 54, zuhöre, werde ich mit dieser Art Humor konfrontiert, was in mir ein pubertäres Augenrollen auslöst. Auch bei diesem einmaligen Bühnen-Auftritt fand ich, dass die Pointen zu sehr auf der Hand lagen. Die Witze waren mehrheitlich flach und vorhersehbar. 

Der einstige «Giacobbo/Müller»-Bassist Dani Ziegler, 45, begleitete den Abend musikalisch und mimte den mürrischen Musiker, der sich für eine gute Gage zu dem Auftritt hat überzeugen lassen. Warum er mich amüsiert hat, verstehe ich nicht. War noch nie der Fall. Vielleicht hat die Sendung bei mir im kleinen Rahmen ausgelöst, was sie bei Fans auslösen soll: Nostalgie-Romantik.

Dani Ziegler

Bassist Dani Ziegler durfte natürlich auch nicht fehlen. Teilweise war der lustiger als die Gastgeber selbst. 

Screenshot SRF1

Nach fast zwei Stunden Auftritt, als sich die Sendung dem Ende näherte, durfte das Publikum einige Fragen an die beiden Satiriker richten. Sie haben dann spontan auf der Bühne geantwortet und da war ich überrascht: Obwohl der Humor nicht tiefer ging, als bei den einstudierten Nummern, musste ich lachen. Ich verspürte wohl auch als Zuschauer einen kleinen Adrenalinkick.

Irgendwann endete die Sendung dann. War schön, die beiden wieder gesehen zu haben, Lachfurchen werde ich nach der Samstagsnacht jedoch keine mitnehmen. Es war... nett. Nett und bisschen witzig. Ganz ok. Ganz ok, bisschen nett und zwischendurch ein bisschen witzig. So.   

Von Joëlle Weil am 3. März 2019 - 10:13 Uhr