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Gesundheit

Kranke Nieren – sie leiden leise

Neun von zehn Menschen wissen nicht, dass sie eine kranke Niere haben – mit fatalen Folgen. Schriftstellerin Milena Moser möchte das ändern – sie ist Botschafterin der Schweizerischen Nierenstiftung.

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Niere

Milena Moser und ihr Mann Victor feiern den Jahrestag seiner Transplantation wie seinen Geburtstag.

Jonas Mohr

«Bevor ich meinen jetzigen Mann kennenlernte, wusste ich nicht viel über die Niere. Eigentlich gar nichts», sagt die Schriftstellerin Milena Moser. Genau das sei es ja, bestätigt Victor-Mario Zaballa. Die Niere ist bescheiden, macht kein Theater, wenn sie leidet. Sie begehrt nicht auf wie Herz oder Lunge. Erst wenns schon fast zu spät ist, wenn sie gar nicht mehr kann, macht sie sich bemerkbar.

Genau so war es beim mexikanischen Künstler. Als er nach einem Schlaganfall halb blind in die Notaufnahme eines amerikanischen Krankenhauses stolperte, stellt man fest, dass seine Nieren auf die Grösse von Oliven geschrumpft und noch zu etwa zehn Prozent funktionstüchtig waren. Victors Nierenleiden war genetisch bedingt. Seine halbe Verwandtschaft war daran gestorben. Aber darüber sprach man nicht, und deshalb wusste auch er es nicht. Victor-Mario Zaballa musste täglich zur Dialyse. Damit er weiterarbeiten konnte, bewarb er sich für eine Heimdialyse.

Die Aufgaben der Nieren sind vielfältig. Sie filtern das Blut, um schädliche Abfallprodukte und Toxine zu entfernen. Sie regulieren den Wasser- und Elektrolyt- sowie den Säuren-Basen-Haushalt, sind verantwortlich für die Ausscheidung von Harnsäure und Kreatinin. Zudem regulieren sie den Glukosestoffwechsel und produzieren eine Vielzahl von Hormonen.

Wie Victor leben heute 9000 Menschen in der Schweiz mit funktionsunfähigen Nieren. Eine chronische Nierenfunktionseinschränkung zählt zu den häufigsten nichtinfektiösen Nierenerkrankungen. Als Risikofaktoren gelten vor allem Bluthochdruck und Diabetes mellitus. Bis zu 40 Prozent aller Diabetiker und Diabetikerinnen erkranken daran. 5000 haben eine Spenderniere erhalten, die anderen müssen zur Dialyse. «Die heutige Transplantationsmedizin erlaubt auch eine Spende zwischen Personen mit unterschiedlichen Blutgruppen und nicht verwandten Menschen», erklärt PD Dr. Seraina von Moos, Leitende Ärztin Nephrologie am Luzerner Kantonsspital. «Nur in seltenen Fällen entwickeln sich Antikörper gegen Gewebemerkmale des Spenderorgans, die eine Transplantation erschweren. In solchen Fällen besteht jedoch die Möglichkeit einer indirekten Spende, auch Kreuzspende genannt.»

«Seit elf Jahren hat Victor eine neue Niere», erzählt Milena Moser. «Wir feiern den Jahrestag seiner Transplantation wie seinen Geburtstag. Wir zünden Kerzen an und danken dem Spender und der Familie des Spenders. Victors neue Niere ist so bescheiden wie die alten. Aber sie wird nicht übersehen. Sie wird nicht ignoriert. Sie wird überwacht und kontrolliert und mit Medikamenten geschützt.»

Weitere Infos: Schweizerische Nierenstiftung
Zum Risikocheck gehts hier.

Von Verena Thurner am 22. März 2024 - 12:00 Uhr