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  4. Folgen des Coronavirus für Schulen, Gastronomie und Events

Macht einem Covid-19 als Eventmanager Angst?

Wie ist es, wenn man nichts veranstalten darf?

Sich auf dem Schulgang lachend anrempeln – das war mal. Auf den Stühlen der Restaurants rückt keiner mehr zusammen und Konzerthallen bleiben leer. Wir haben bei denen nachgefragt, die das hart trifft. Im letzten Teil sprechen wir mit Maximilian Souchay, Gründer und Managing Partner von Live Lab – der jetzt plötzlich keine Events mehr organisieren darf.

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Corona Ausgangssperre

Die Tanzflächen bleiben vorerst leer.

Getty Images/EyeEm

Bei Live Lab lässt man aus Leidenschaft (und natürlich von Berufswegen her) Begegnungen entstehen. Angefangen im kleinen Keim bei der Konzeption, giesst und nährt man den so lange mit Ideen, Details, und Strategien, bis irgendwann das grosse Ganze daraus wächst. Ein Event, auf dem Menschen zusammenkommen, sich austauschen, Emotionen erleben.
Jetzt hat die Sache einen Haken. Und der heisst Covid-19. Wegen der exponentiellen Verbreitung des Virus sind Veranstaltungen jeglicher Art verboten. Die Menschen dazu aufgerufen, wann immer es geht zu Hause zu bleiben. Was macht nun also einer, dessen Geschäftsmodell auf Grossveranstaltungen beruht?

Style: «Begegnungen sind die Emotion, an die sich unsere Herzen erinnern», heisst es bei Live Lab. Jetzt sind Begegnungen verboten. Was bedeutet das für euch?
Maximilian Souchay: Die physischen Begegnungen sind zwar verboten, aber die per Telefon oder online nicht. So bleiben wir zwar in Kontakt mit unseren Partnern, Kunden und auch untereinander, aber die Treffen, Events, das physische Zusammensein fällt aus. Wir merken schon jetzt, wie das den Menschen fehlt. Gleichzeitig sehen wir es aber auch als unsere Aufgabe, die nun online stattfindenden Begegnungen ebenso kreativ und spannend zu gestalten, dass sie Emotionen wecken und aktivieren.

Alle Welt redet vom Home Office. Wie sieht euer Alltag derzeit aus?
Wir sind bereits seit zwei Wochen im Home Office. Wir machen einen täglichen Team Call und üben uns in der Moderation von Onlinemeetings. Danach arbeiten wir allein oder in unseren Teams für unsere Kunden. Überlegen uns Verschiebungsszenarien, Online-Lösungen oder arbeiten konzeptionell an Events, die im nächsten Halbjahr stattfinden. Jeweils am Freitag machen wir einen Online-Team-Apéro, wo wir zusammen anstossen und uns motivieren für die kommenden Wochen.

Haben all eure Mitarbeiter noch Aufgaben?
Bis jetzt waren wir noch sehr im Stress mit laufenden Projekten und Wettbewerbsanfragen. Dann haben wir noch interne Tasks, die wir abarbeiten wollen, doch danach wird es sicher etwas ruhiger. Aber wir nehmen es von Tag zu Tag und sind optimistisch, dass wir diese Krise überstehen und als Agentur und Team daran wachsen werden.

Bangt man in der Eventbranche jetzt um seine Existenz?  Wie lang könnt ihr euer Unternehmen stemmen?
Menschen sind Herdentiere, sie brauchen soziale Kontakte und wollen sich treffen. Deshalb werden sie auch nach dieser Krise wieder – oder sogar vermehrt – an Events gehen und andere Menschen treffen wollen, sei es im Kultur-, Sport-, Freizeit- oder im Unternehmensumfeld. Somit bange ich nicht um die Existenz der Branche, aber ich bange um das Wohlergehen meiner Freunde und Partner. Unsere Branche besteht aus vielen Einzelkämpfern und kleinen Konstrukten, die keinen langen Atem haben und zum Teil auch keine Kurzarbeit machen können. Wir sind zurzeit noch gut aufgestellt, werden die Mittel und Massnahmen, die uns der Bund zur Verfügung stellt, jedoch dankbar nutzen.

Wie ist man ein guter Chef? Wie bringt man den Mitarbeitern bei, dass vielleicht erst mal kein Geld kommt?
Das müssen Sie meine Mitarbeiter fragen. Grundsätzlich bin ich für mein Team da und immer erreichbar. Ich bin transparent und klar; es bringt nichts, um den heissen Brei zu reden. Wir haben unsere Werte, an die wir glauben, und die wir leben. Einer dieser Werte ist Familie, das heisst wir behandeln uns mit viel Respekt und schauen aufeinander. Das ist aber nicht reine Chef-Sache, denn auch eine Nachricht der Praktikantin in der WhatsApp-Gruppe kann in solchen Zeiten motivieren. So weiss das Team aber auch, dass die Lage angespannt ist und sich das – je nach Länge der Krise – auch finanziell auswirken kann.

Was wird Covid-19 mit eurer Branche machen?
Covid zwingt die Branche in die Knie. Wir waren die ersten, die den Virus mit voller Wucht abbekommen haben. Wie viel finanzielle Ausfälle die Branche haben wird, kann ich nicht sagen, aber sie sind existenziell und die Branche leidet sehr.

Wird die Situation das Bewusstsein der Menschen schärfen? Wird man in Zukunft ausgelassenes Beisammensein, Feiern und Socializen mehr zu schätzen wissen?
Die Qualität des Beisammenseins wird sich verändern, der Wunsch nach qualitativem, persönlichem Kontakt wird gross sein. Man wird das Feiern, Beisammensein und Socializen wieder mehr schätzen. Vielleicht schaffen wir es, unseren Alltag etwas zu entschleunigen, bei einem Treffen nicht bereits an das Nächste zu denken, sondern den Moment zu geniessen.

Danke, Maximilian

Von Laura Scholz am 20. März 2020 - 17:09 Uhr