Setzt euch hin und haltet euch am Stuhl fest. Nach dem Tod von Queen Elizabeth II. und Roger Federers Karriereende kommt, womit wir 2022 wirklich nicht gerechnet hätten: Eine wissenschatliche Untersuchung, die Helikoptereltern rehabilitiert. Oder zu gut Deutsch: Die Meldung, dass Helikopter-Erziehung viel besser ist als ihr wahnsinnig schlechter Ruf.
Falls euch der Begriff auf die Schnelle nichts sagt: Helikoptereltern sind Mamas und Papas die über ihren Kindern kreisen, wie Helikopter. Helikoptereltern fangen ihre Kleinen auf, noch bevor diese überhaupt stürzen. Sie haben das Umfeld des Kindes im Überblick und sortieren aus, noch bevor ein schädlicher Einfluss entstehen kann. Sie geben den Weg vor und dirigieren ihr Kind von oben. Sie überbehüten ihren kleinen Schatz, wo sie nur können.
Was soll daran schlecht sein, fragt ihr euch nun vielleicht. Bislang dachte man: ALLES. Die starke Bevormundung und Einschränkung durch die Eltern, hemme Helikopterkinder in ihrer Entwicklung, so eine Langzeitstudie. Das könne im Schulalter zu Defiziten und sozialen Problemen führen, so die im Fachmagazin «Developmental Psychology» veröffentlichte Untersuchung. Für diese Erkenntnis hat Nicole Perry von der Universität Minnesota mehr als 400 Kinder über den Lebenszeitraum vom 2. bis zum 10. Geburtstag begleitet – mit erschreckendem Ergebnis: Kinder, die im Krabbelalter von Helikopter-Eltern überbehütet und kontrolliert wurden, hatten im Alter von fünf Jahren grosse Probleme damit, ihre Gefühle und ihr Verhalten zu kontrollieren. «Einige wurden schnell aufsässig, andere zeigten Frustration oder waren besonders apathisch», so Perry.
Falls ihr nun ein schlechtes Gewissen habt, weil ihr eure Kinder auch ein wenig überbehütet... sind Matthias Doepke, Professor für Wirtschaftswissenschaften, und Dr. Fabrizio Zilibotti von der Yale University eure Rettung! Diese beiden Herren haben nämlich festgestellt, dass Helikopter-Eltern ihren Kindern durch den bestimmenden Erziehungsstil lebenslange Vorteile bringen. Vor allem, wenn es um Bildungschancen und Berufserfolg geht, haben die Kinder von Helikopter-Eltern offenbar die Nase vorn. Klar doch, wenn einem jede falsche Abzweigung erspart bleibt und Hürden schön mit Trittleitern versehen werden, ist man natürlich schneller am Ziel.
Nur, sind diese Kinder auch glücklich mit ihrem Erfolg? Lernen sie, wenn ihnen alles vorgekaut wird, überhaupt, auf sich selbst zu vertrauen? Was ja immerhin die Grundlage für Resilienz und Selbstwertgefühl ist. Hier dürften die Meinungen auseinander gehen. Doepke und Zilibotti halten es für einen Irrtum, den Helikopter-Erziehungsstil mit Bevormundung gleichzusetzen und sehen ihn eher als eine Art Förderung an. Ganz besonders erfolgreich sollen autoritative Helikoptereltern sein. Also die Mischung zwischen einer Glucke und Prinzessin Catherine. Dieser Mix ist fast schon ein Garant für einen Universitätsabschluss. Auch sollen diese Kinder später weniger Drogen konsumieren, weniger Rauchen oder Alkohol trinken, und zuverlässig geschützten Geschlechtsverkehr haben.