Eine Utopie ist ein wünschenswerter Zustand, der rein theoretisch möglich wäre aber in der Praxis nicht existiert. In anderen Worten: ein aufgeräumtes Kinderzimmer.
Zwar existiert das in der Praxis, aber nur so kurz (jeweils ca. drei Sekunden lang nach dem Aufräumen) dass es nicht gilt.
Bleiben wir realistisch: Da das Ziel «aufgeräumtes Kinderzimmer» zum Scheitern verurteilt ist, wollen wir da gar nicht hin. Wir wollen einfach ein bisschen mehr Ordnung schaffen. Und da ihr unsere letzten Tipps für mehr Ordnung im Kinderzimmer so geliebt habt, präsentieren wir euch gerne ein paar weitere Ideen.
Wenn Kinder sich ewig lange davor drücken, ihr Zimmer aufzuräumen, könnte es daran liegen, dass sie keinen Anfang finden, weil die Unordnung sie masslos überfordert. Helft ihnen dabei, die zu erledigende Arbeit sichtbar zu machen, indem ihr mit ihnen ins Zimmer steht und eine Checkliste schreibt. Zum Beispiel so:
- Bücher ins Bücherregal stellen
- Farbstifte zusammensuchen
- Schmutzwäsche in den Korb
- etc
Hinter jeden Punkt kommt ein Kästchen, in welches das Kind ein Häklein setzen darf, sobald die Aufgabe erledigt ist. Das ist motivierend, denn so wird der Fortschritt sichtbar. Bald schon wird es die Liste selber schreiben können ... oder sogar nur noch im Kopf führen.
Damit es gar nicht erst zur Überforderung kommt, hilft natürlich Prävention: Eine mögliche Massnahme, die vorbeugend gegen Unordnung wirkt, ist die Regel, dass erst ein neues Spielzeug hervorgeholt werden darf, wenn das alte verräumt ist. Aber seien wir ehrlich: Tierfreundlich ist das nicht, wenn die Playmobil-Pferde ihren improvisierten Karton-Stall verlassen müssen, nur weil das Kind plötzlich Memory spielen will.
Stauraum zu schaffen, sei es mit einer Unterbett-Schublade oder stapelbaren Kisten, hilft ebenfalls, dem Chaos vorzubeugen. Denn Unordnung entsteht oft dort, wo zu wenig Platz vorhanden ist. Womit wir auch schon beim dritten Tipp angelangt wären.
Im Laufe einer Kindheit häufen sich gefühlte Tonnen von Spielsachen an. Oft scheitert die Ordnung im Kinderzimmer daran, dass einfach zu viel Zeugs einen Platz bräuchte, den es nicht hat. Ausmisten hilft, ist aber nicht einfach. Denn Kinder trennen sich ungerne von ihren Schätzen. Ausser natürlich, man verpackt die Trennung gekonnt.
Wenn das Kind die Aussicht hat, sich mit seinen ausgemisteten Sachen einen Batzen fürs Kässeli zu verdienen, fällt ihm die Trennung viel leichter. Bucht einen Platz am nächsten Flohmarkt. Und installiert eine Zügelkiste im Kinderzimmer, in die die Kinder alles legen können, was sie verkaufen möchten. Besprecht mit den Kindern, welchen Wert die Sachen haben und welcher Preis realistisch ist. Bezieht sie aktiv in den Prozess ein. Und lasst sie am Stand ihr erstes eigenes Geld verdienen, das wird sie mächtig stolz machen.
Ui, böse, denkt sich, wer padagogisch vorzeigemässig unterwegs ist. Aber keine Sorge, die Kinder sollen nicht verwöhnt werden. Das Aufräum-Belohnungssystem funktioniert ganz anders. Hier wird Aufräumen zum Spiel: Die Eltern stellen eine Reihe von Quizfragen bereit. Das Kind, das die Frage als erstes richtig beantworten kann, darf etwas wegräumen. Man verkauft die ungeliebte Aufgabe einfach als Wettbewerbsgewinn und schon wird sie attraktiv. Haben wir je eine überzeugendere Idee gehört?
Unglaublicherweise funktioniert das tatsächlich – bei kleinen Kindern.
Auch bei Teenagern spielt die Zimmer-(Un)Ordnung natürlich eine grosse Rolle. Hier kommt dazu, dass die getragenen Socken nicht nur herumliegen, sondern auch müffeln. Gleichzeitig sehnt sich das Kind nach einer Höhle, in der es alleine entscheidet, was getan wird und was nicht.
Grundsätzlich dürfen sich Eltern von Teenagern natürlich zurücklehnen. Sie müssen ja in dem Zimmer nicht wohnen! Klare Regeln sollte das Kind dennoch einhalten, denn Essensreste, die in Schubladen vor sich hin gammeln, gefährden irgendwann auch seine Gesundheit.
Aber Augen auf: Nicht alle Teenager, die sich im Chaos vergraben, finden das auch gemütlich. Manche leiden darunter, ihre Unordnung nicht in den Griff zu kriegen. Hier hilft es, Unterstützung anzubeiten. Vielleicht könnt ihr gemeinsam das Zimmer nach den Wünschen eurer Tochter oder eures Sohnes umgestalten. Denn zu einem Raum Sorge zu tragen, den man selbst eingerichtet hat, der einer eigenen Ästhetik entspricht und in dem man sich wohl fühlt, fällt einem viel leichter.