Es sind herzzerreissende Meldungen: In einem Hallenbad in Biel ertrinkt vergangenen Donnerstag ein Kind auf einem Schulausflug. Der deutsche Ex-Fussbal-Nationalspieler Michael Ballack verliert seinen Sohn Emilio wenige Wochen vor dessen 19. Geburtstag durch einen Quad-Unfall. Das GNTM-Model Fiona Erdmann muss ihr Sternenkind begraben, das sie in der Mitte der Schwangerschaft verloren hat.
Allein in der Schweiz verlieren jährlich 1200 Elternpaare ein Kind. Dennoch hat unsere Gesellschaft Mühe, einen Umgang mit der Trauer dieser Familien zu finden. Unterstützung bietet der Verein Regenbogen, eine Selbsthilfegruppe für Eltern und Geschwister, die ein Familienmitglied verloren haben. «Wir bieten zum Beispiel telefonischen Erstkontakt und die Trauerbegleitung in verschiedenen Selbsthilfegruppen an», sagt Vorstandsmitglied Petra Zürcher.
Laut Zürcher raubt das traumtische Erlebnis des Todes des eigenen Kindes vielen Eltern die Lebensenergie. «Das Urvertrauen ins Leben wird durch den Verlust des Kindes komplett zerstört. Es wäre den meisten Eltern egal, wenn sie in dem Moment auch sterben müssten.» Dazu kommt die Ohnmacht der Frage nach einer Erklärung für den Verlust. Viele Eltern quälen sich mit Schuldgefühlen. Wäre das nicht passiert, wenn...
Diese Ohnmacht lähmt oft das gesamte Umfeld einer Familie. Um ein Elternpaar in der Trauer zu begleiten, hilft es, folgende Fakten zu kennen:
Art der Trauerbewältigung ist individuell: Wie Eltern diese Gefühle verarbeiten, ist sehr unterschiedlich. Manche teilen sie mit der Öffentlichkeit und suchen Zuspruch auf Social Media oder teilen ihre Erinnerungen mit ihrem virtuellen Freundeskreis. Andere ziehen sich komplett zurück. Zürcher: «Trauernde verhalten sich oft irrational. Es hilft, das einfach zu akzeptieren.»
Die Trauer hört nie auf: Oft schwindet das Verständnis für die Trauer der Eltern mit der Zeit. Nach ungefähr einem Jahr geht die Gesellschaft laut Petra Zürchers Erfahrung davon aus, dass Trauernde zu einem Abschluss finden sollten. Für Eltern hört die Trauer jedoch nie auf. «Man hat zwar die verschiedenen Trauerphasen durchlaufen, von der Ohnmacht über erlösende oder auch erdrückende Tränen bis hin zur Wut und wieder zurück. Man lernt mit der Zeit, damit zu leben. Die Trauer bricht aber immer wieder aus. Vor allem an Triggertagen wie Geburtstag, Todestag und Weihnachten,»
Den Verlust nicht tabuisieren: Den Eltern alle Zeit der Welt gewähren, um mit ihrem Verlust leben zu lernen und dabei immer mit einem offenen Ohr für sie da zu sein, ist das, was das Umfeld nach dem Tod eines Kindes tun kann. Manchmal sei eine Umarmung auch besser als Worte. Auf keinen Fall sollte da Umfeld den Tod des Kindes jedoch tabuisieren, sagt Zürcher. «In den geteilten Erinnerungen und in unseren Herzen leben die Kinder weiter. Ratschläge, auch gut gemeinte, können sehr schmerzhaft sein.»
Das Kind nicht vergessen: Eltern werden ihr Kind niemals vergessen. Kleine Gesten, wie etwa Blumen auf dem Grab, zeigen Eltern auch Jahre später noch, dass wir mit ihnen die Erinnerung an ihr Kind ehren.
Das ganze Interview mit Petra Zürcher findet ihr hier: «Wenn ein Kind stirbt: Viele Eltern plagen Schuldgefühle»