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Wir schielen nach Holland

Was die Eltern der glücklichsten Kinder der Welt richtig machen

Erziehen wie die Eltern in den Niederlanden – das scheint offenbar der Schlüssel zum Glück zu sein. Denn Kinder in Holland gehören zu den glücklichsten der Welt. Ein Erklärungsversuch, warum das so ist.

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Laughing pre-school age girl enjoys a car journey. She sits beside an open window as the wind rushes through her long hair and it blows around her face. Window provides a space for copy.
Getty Images

Das Kinderhilfswerk UNICEF wollte herausfinden, wo die glücklichsten Kinder leben. Also hat es in 41 wohlhabenden Ländern Umfragen gestartet zur mentalen und physischen Gesundheit der heranwachsenden Generation sowie deren Entwicklung im sozialen und schulischen Bereich. Die Untersuchung förderte zutage, dass eine Kindheit in einem reichen Land nicht zwingend eine glückliche Kindheit sein muss. Im Gegenteil. Viele Gründe drücken auch in reichen Ländern auf die Lebensqualität von Kindern und Familien. Hier nur ein kleiner Auszug:

  • Fehlendes Mitspracherecht: Es herrscht das Gefühl vor, in Entscheidungen zu Hause oder in der Schule zu wenig einbezogen zu werden
  • Mobbing bleibt ein Problem, das sich sowohl auf die mentale als auch auf die körperliche Gesundheit und die Lebensqualität allgemein auswirkt
  • Überforderung der Eltern: Viele Eltern gaben an, dass sie für Unterstützung weder auf Familie noch auf Freunde zurückgreifen können. Gerade in Europäischen Ländern wirkt sich der Druck der Vereinbarung zwischen Arbeit und Familie negativ auf die Familie aus.
  • Armut: In fast der Hälfte der reichen Länder der Welt lebt eines von fünf Kindern in Armut

Für die Verfasserinnen der Studie ist klar, dass an vielen Fronten Verbesserungen nötig sind, damit Kinder in reichen Ländern eine unbeschwerte Kindheit erleben können. Der Kampf gegen Armut, Infrastruktur, die berufstätige Eltern unterstützt, familienfreundliche Arbeitsplätze... es ist noch ein langer Weg und das Gefühl, als Individuum sowieso kaum etwas dazu beitragen zu können, ist übermächtig.

Nur stimmt das nicht unbedingt. Denn wir können als Eltern sehr wohl beeinflussen, wie glücklich sich unsere Kinder fühlen. Und zwar mit ganz einfachen Schritte, die wir schon heute im Familienalltag umsetzen können. Besonders praktisch: Wir können einfach bei niederländischen Eltern abgucken, wie das geht. Denn in Holland erleben viele Kinder ihre Kindheit als besonders glücklich. Der Effekt ist so ausgeprägt, dass holländische Kinder sogar den Ruf haben, die glücklichsten Kinder der Welt zu sein.

So erziehen niederländische Eltern ihre Kinder

Welcher Erziehungsgrundsätze sich niederländische Eltern bedienen, erfahren wir im Buch «The happiest Kids in the World», in dem Mütter aus Holland verraten, was das Glücksrezept ihrer Erziehung ist. Im Grunde stützen sie sich auf fünf einfache Grundsätze:

Mitspracherecht: Eltern in den Niederlanden stellen Regeln nicht für ihre Kinder auf, sondern mit ihnen. Dies gibt schon kleinen Kindern das Gefühl, als vollwertige Mitglieder der Familie ernstgenommen zu werden – was wiederum dafür sorgt, dass weniger Machtkämpfe entstehen. Klassisches Win-Win.

Genügsamkeit: Niederländische Eltern scheinen begriffen zu haben, dass für ihre Kinder nicht immer alles schöner, neuer, besser und teurer sein muss, als bei den Nachbarn. Es ist gesellschaftlich absolut etabliert, einem Kind zum Geburtstag etwas Gebrauchtes zu schenken. Und das Highlight einer Geburtstagsparty darf der Schokokuchen sein (und nicht wie bei uns die zweistündige Kutschenfahrt mit extra gebuchtem Clown und Feuerwerks-Begleitung). Kinder, die keinen Überfluss erleben, entwickeln die Gabe, sich an kleinen Dingen zu erfreuen. Und diese Gabe wird ihnen ein Leben lang dabei dienen, ihr Alltagsglück zu erkennen.

Individualität: Eltern tendieren dazu, ihre eigenen (teils unerfüllten) Träume auf ihre Kinder zu projizieren. Nicht aber in den Niederlanden. Hier gilt es nicht als besonders schick, das Kind zum Ballettunterricht zu schicken, nur weil man selber gerne Ballerina geworden wäre. Niederländische Kinder haben viel Mitspracherecht, auch wenn es um ihre Freizeitgestaltung und Zukunftswünsche geht.

Selbstliebe: Eltern in nordeuropäischen Ländern scheinen generell gelassener mit ihrer Elternrolle umzugehen. Sie opfern sich nicht für ihre Familie auf, leiden – falls berufstätig – weniger unter einem schlechten Gewissen und nehmen sich auch Zeit, um eigenen Wünschen nachzukommen. Eine sehr gesunde Form der Selbstliebe. Und das beste daran ist: Was man seinen Kindern vorlebt, das lernen die Kinder fürs Leben!

Familientisch: Gemeinsame Mahlzeiten haben in holländischen Familien einen hohen Stellenwert. Dass der Familientisch für Körper und Geist eine gesunde Sache ist, ist sogar wissenschaftlich bewiesen. Eine Studie der Universität Harvard in Boston USA hat über 2700 Jugendliche begleitet, die noch bei ihren Eltern wohnen und stellt fest: Diejenigen Kinder, die ihre Mahlzeiten gemeinsam mit ihren Eltern einnehmen, essen deutlich ausgewogener, trinken weniger Süssgetränke und werden in der Folge auch weniger übergewichtig, was sich positiv auf ihre Gesundheit im Erwachsenenalter auswirkt.

Andere Länder, andere Erziehung

In Erziehungsfragen ab und zu mal über den Tellerrand, beziehungsweise die Landesgrenze, hinauszuschauen, tut gut und inspiriert. Denn auch Kinder aus anderen Kulturen sind nicht von schlechten Eltern. Mehr zum Thema findet ihr unter folgenden Links:

Von SK am 19. Dezember 2021 - 08:00 Uhr