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  4. Schwanger werden über 50? Stars wie Gianna Nannini, Cameron Diaz oder Janet Jackson schüren unrealistisches Hoffnungen

Gianna Nannini und Co.

Wie wahrscheinlich ist eine Schwangerschaft ab 50?

Cameron Diaz: Mama mit 51. Brigitte Nielsen: Geburt mit 55. Gianna Nannini: Mutterglück mit 54. Zeichnet sich hier ein Trend hin zur extrem späten Mutterschaft ab? Ja. Aber dieser Traum lässt sich nicht so mühelos umsetzen, wie prominente Beispiele vermuten lassen.

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ROME, ITALY - DECEMBER 01: Gianna Nannini attends “Domenica In” Tv Show at Rai Studios on December 01, 2019 in Rome, Italy. (Photo by Elisabetta A. Villa/Getty Images)

Gianna Nannini ist mit 54 Mutter einer Tochter geworden. 

Getty Images

«Mit 54 Mutter zu werden, war das Beste in meinem Leben», sagt Gianna Nannini (69) in einem aktuellen Interview mit der «GlücksPost». Die Italo-Rockerin spricht über ihren Alltag mit einer Teenagerin in Mailand. Ihre Tochter ist 14 Jahre alt, sie selbst wird in zwei Monaten 70. Sie geniesse ihre späte Mutterschaft in vollen Zügen, so die Sängerin im Gespräch. Und: «Ich muss die paar Jahre, die sie noch so nahe bei mir ist, voll auskosten.»

Gianna Nannini ist nicht die einzige Promi-Mama, die davon schwärmt, in fortgeschrittenem Alter Kinder zu kriegen. Doch so sehr diese Mütter ihr Glück geniessen, hier zeichnet sich auch ein Trend mit Schattenseiten ab. Denn die auffallend hohe Zahl von Promi-Müttern, die nach dem 50. Geburtstag noch Kinder kriegen, kann falsche Erwartungen schüren, warnen nun erste Expertinnen und Experten. 

Auch diese Promis sind Ü50-Mamas

Während Gianna Nannini nach der Geburt ihrer Tochter noch als echte Sensation wahrgenommen wurde, überrascht es mittlerweile kaum noch, wenn eine prominente Frau nach dem 50. Geburtstag Mutter wird.

  • Soeben verkündete Schauspielerin Cameron Diaz (51) die Geburt ihres zweiten Kindes: Sie wurde mit 51 Jahren Mutter eines Sohnes. 
  • Supermodel Naomi Campbell (53) hielt ihre beiden Kinder ebenfalls erst spät in den Armen: Bei der Geburt ihrer ersten Tochter war sie 50 Jahre alt, ihren Sohn durfte sie im Alter von 53 Jahren willkommen heissen. «Es ist nie zu spät, um Mutter zu werden», ist das Model überzeugt.
Cameron Diaz, Benji Madden

Cameron Diaz und Benji Madden verkündeten vor zwei Wochen: «Wir sind gesegnet und freuen uns, die Geburt unseres Sohnes Kardinal Madden bekannt zu geben.»

Getty Images
  • Janet Jackson (57) gebar ihren Sohn Eissa im Alter von 50 Jahren. Ihre Schwangerschaft und die natürliche Geburt seien absolut stressfrei verlaufen, so der Popstar.
  • Entertainerin Brigitte Nielsen (60) durfte sich ich Alter von 55 Jahren über ein Nachzügler-Baby freuen. «So etwas wie ‹zu alt› gibt es nicht», findet die Dänin. «Es war die einfachste Schwangerschaft, die ich je hatte.»

Diese Geschichten schüren Hoffnung – und falsche Erwartungen

Diese Geschichten machen Mut. Ungewollt kinderlose Paare können daraus Hoffnung schöpfen. Doch hinter diesen Happy Ends steckt oft ein langer Leidensweg, der nicht immer sichtbar ist. Brigitte Nielsen geht damit offen um. Der Weg zur Schwangerschaft mithilfe von künstlicher Befruchtung sei langwierig gewesen, sagt die Entertainerin.

Diese Offenheit ist selten. Viele der prominenten Mütter schweigen darüber, welche finanziellen, körperlichen und mentalen Ressourcen vonnöten waren, um den Traum vom späten Mutterglück wahr werden zu lassen. «Positive Geschichten sind toll», erklärt Ippokratis Sarris, Facharzt für Reproduktionsmedizin und Leiter des King's Fertility in London gegenüber der «Daily Mail». Und es sei auch möglich, nach 50 noch auf natürlichem Weg schwanger zu werden. Aber statistisch gesehen liege die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft in diesem Alter bei weniger als einem Prozent. «In der Realität sind diese Fälle die Ausnahme, nicht die Regel.» 

«Alter und Fruchtbarkeit sind miteinander verwoben. Das gilt sowohl bei Frauen, als auch bei Männern.»

Catherine Hill, Fruchtbarkeitsexpertin

«Alter und Fruchtbarkeit sind miteinander verwoben. Das gilt sowohl bei Frauen, als auch bei Männern», sagt auch Fruchtbarkeitsexpertin Catherine Hill. So entwickle sich die Fruchtbarkeit bei Frauen in der Regel in drei Stufen. «Im Alter von 28 Jahren hat die weibliche Fruchtbarkeit bereits zu sinken begonnen, im Alter von 35 Jahren nimmt sie deutlich ab und im Alter von 42 Jahren sind die Chancen, ein leibliches Kind zu bekommen, verschwindend gering.»

Die Expertin fügt an, dass die Ausnahme die Regel bestätigt: «Jede Frau ist jedoch einzigartig – und einige Frauen können mit ihren eigenen Eizellen auch noch mit Anfang 40 Kinder bekommen.»

Eizellen sollte man vor dem 35. Altersjahr einfrieren lassen

Hans Gangeskar, Experte für künstliche Befruchtung, bestätigt: Es gibt Einzelfälle, in denen Frauen sogar nach dem 50. Geburtstag auf natürlichem Weg schwanger werden – jedoch extrem selten. Dass sich diese Fälle in prominenten Familien zu häufen scheinen, habe eine einfache Ursache, so der Experte: den finanziellen Wohlstand. «Der Reichtum – ob er nun mit Berühmtheit einhergeht oder nicht – hat sicherlich einen Einfluss auf die Anzahl der IVF-Zyklen, die sich eine Frau oder ein Paar leisten kann.» 

«Die schwangeren Celebrities um die 50 Jahre vermitteln ein völlig falsches Bild.»

Prof. Brigitte Leeners, Universitätsspital Zürich

Brigitte Leeners, Leiterin der Klinik für Reproduktions-Endokrinologie am Universitätsspital Zürich sagt im Tagblatt.ch: «Die schwangeren Celebrities um die 50 Jahre vermitteln ein völlig falsches Bild. Das entscheidende Detail, dass in diesem Alter in der Regel eine Eizellspende oder zuvor eingefrorene Eizellen nötig sind, verschweigen sie.» In der Schweiz ist es möglich, mittels eingefrorener Eizellen schwanger zu werden. Wenn Frauen im Alter von 45 oder 50 Jahren mit Kinderwunsch ihre Klinik aufsuchten, sei es dafür jedoch meist zu spät, so Leeners. Sie empfehle, Eizellen bereits im Alter vor 35 Jahren einfrieren zu lassen. Hier erfahrt ihr, welche Methoden zur künstlichen Befruchtung in der Schweiz möglich sind. 

Doch auch dann erweitere sich die Zeit der weiblichen Fruchtbarkeit nicht grenzenlos. «Aus medizinischer Sicht muss ich sagen, dass es in der Regel keine gute Idee ist, nach 45 Jahren schwanger zu werden. Es gibt für Mutter und Kind multiple Risiken, die deutlich erhöht sind.» Dazu gehören Fehlgeburten, medizinische Komplikationen wie Thrombosen, tiefliegende Plazenta, erhöhter Blutruck, Schwangerschaftsdiabetes oder Schwangerschaftsvergiftung. Übrigens: Nicht nur das Alter der Mutter ist entscheidend: Auch späte Vaterschaft birgt gesundheitliche Risiken für Mutter und Kind. Welche das sind, erfahrt ihr unter diesem Link. 

Wie alt sind Mütter in der Schweiz bei der Geburt?

Der Blick in die Statistik bestätigt, dass in nicht prominenten Familien die Mutterschaft nach dem 50. Altersjahr extrem selten ist. Laut Bundesamt für Statistik ist das Durchschnittsalter von Gebärenden in der Schweiz in den vergangenen Jahren angestiegen. Der Anteil Frauen, die bei der ersten Geburt 30 Jahre alt oder älter sind, nimmt zu. Damit auch der Anteil an Müttern, die ihren 50. Geburtstag bereits hinter sich haben. Jedoch bleibt die Gruppe der Ü50-Mamas sehr klein. Im Jahr 2022 kamen in der Schweiz mehr als 82'000 Kinder zur Welt. Nur gerade 64 davon haben eine Mütter, die bei der Geburt älter als 50 war. 

Von KMY am 8. April 2024 - 15:00 Uhr