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  4. Coronavirus: Nikol und Roman Camenzind bieten Homeschooling-Lektionen an
Schulschluss wegen Coronavirus

Camenzinds erfinden ein virtuelles Klassenzimmer

Nach dem landesweiten Schul-Lockdown haben Nikol und Roman Camenzind superschnell ein Homeschooling-Projekt auf die Beine gestellt. Mit ihrem virtuellen Klassenzimmer und ihren Tipps gegen Langeweile machen der Hitmill-Produzent und das Schwiizergoofe-Mami Eltern Mut für den Alltag zwischen Home office und Home-Schooling.

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Roman Camenzind

Wer hats erfunden? Roman Camenzind konnte seine Idee für Schlaumeier.online so rasch umsetzen, weil er schon Wochen vor dem Schulschluss daran herum experimentiert hat.

ZVG

Für berufstätige Eltern bedeutet der landesweite Schulschluss wegen des Coronavirus eine bislang ungekannte Herausforderung. Wer unterrichtet jetzt die Kinder während wir versuchen, die Arbeit von Zuhause aus auf die Reihe zu kriegen?

Nikol und Roman Camenzind haben sich da was einfallen lassen. Nach der Shutdown-Meldung am vergangenen Freitag haben der Hitmill-Produzent und die Schwiizergoofe-Mama kurzerhand ein Homeschooling-Projekt aus dem Boden gestampft: Schlaumeier.online. Im Interview erklären sie, worum es geht und wie sie als fünfköpfige Familie den neuen Alltag meistern.

Ihr habt drei Kinder im Grundschulalter. Welche Emotionen hat der Schulschluss bei euch ausgelöst?
Nikol: Er war zu erwarten und wir finden die verordneten Massnahmen auch gut. Es geht darum, die Übertragungskette des Coronavirus zu unterbrechen, damit das alles möglichst schnell wieder vorbei ist. Wenn man die Entwicklung in anderen Ländern beobachtet hat, konnte man davon ausgehen, dass es auch bei uns soweit kommen würde.

Wart ihr deswegen so schnell am Start mit dem neuen Homeschooling-Projekt?
Roman: Genau. Die ersten Gedanken dazu habe ich mir schon gemacht, als in den Medien über den Lockdown in Wuhan und anderen Städten berichtet wurde. Ich fragte mich: Was passiert jetzt mit diesen Kids? Mir kam die Idee, ein virtuelles Klassenzimmer für Online-Lektionen aufzubauen. Und da es heutzutage ja die technischen Möglichkeiten gibt, habe ich angefangen, zu experimentieren. Als am Freitag die Schulschliessung auf nationaler Ebene entschieden wurde, habe ich mich sofort an die Arbeit gemacht, damit das Programm am Montag starten konnte.

Lernt man bei Schlaumeier Deutsch und Mathe?
Roman: Nein, die Schlaumeier-Lektionen ersetzen keinen Schulstoff. Sie bringen Kindern aber sonst alle möglichen Themen näher. Unsere Referenten behandeln Bastelthemen genauso wie den Umgang mit Geld. Wir haben beispielsweise auch eine Jugendrichterin, die erklärt, wie man Streit schlichtet.
Nikol: Wenn man über ein bestimmtes Tier besonders viel weiss oder ein spezielles Hobby hat oder einen Zaubertrick verraten will, kann man sich als Referent bewerben, um das Wissen und die Faszination für dieses Thema mit Kindern zu teilen.

Für welche Altersgruppe sind die Lektionen geeignet?
Nikol: Wir sprechen vor allem Kinder zwischen Kindergarten und Mittelstufe an.

Kommen die Referenten zu euch nach Hause, um die Lektionen vor der Kamera abzuhalten?
Roman: Nein, das passiert alles dezentral. Wir sind hier nur die Schaltzentrale und stellen den virtuellen Klassenraum zur Verfügung.

Was machen eure Kinder, während ihr in der Schaltzentrale sitzt?
Nikol: Die erste Lektion, das Papierfliegerfalten, haben sie bei der Nachbarin mitverfolgt. Ansonsten versuchen wir, den Kreis eng zu halten. Wir machen keine grossen Sprünge mehr und ziehen uns zurück, um gefährdete Personen zu schützen.

Camenzind Kinder schauen Mama am Bildschirm zu

Die drei Camenzind-Kinder schauen sich am Bildschirm an, wie ihre Mama Nikol die erste Schlaumeier-Lektion zum Thema «Papierflieger falten» gibt.

ZVG

Unterrichtet ihr eure Kinder nun selber?
Nikol: Unsere Schulen in Wettingen sind super organisiert und bemühen sich extrem, beste Lösungen anzubieten. Mila ist in der vierten Klasse, bei ihr ist es grad ganz schön, dass sie mehr Zeit zum Lesen hat, denn sie ist ein absoluter Harry-Potter-Fan. Und wir haben ihr gesagt, dass sie die Filme immer erst sehen darf, wenn sie die Bücher gelesen hat. Bei Ivo in der zweiten Klasse steht Malrechnen an. Und Nika ist ja eh noch im Chindsgi, wir werden daher Homeschooling machen mit unseren Kindern und dazu eine Art Stundenplan aufstellen.

Was tut ihr, damit euch nicht die Decke auf den Kopf fällt als fünfköpfige Familie?
Nikol: Wir haben zum Glück die Möglichkeit, vor dem Haus Fussball zu spielen. Und wir versuchen, diesen Tagen eine klare Struktur zu verleihen, an der sich die Kinder orientieren können. Das ist auch der Grund, wieso man unsere Schlaumeier-Lektionen nicht nachträglich anschauen kann. Wer sie sehen will, muss um 9 Uhr dabei sein. Wie in der Schule. Das hilft Eltern sowie Kindern bei der Orientierung im Tag.

«Wir facetimen häufig mit den Grosseltern.»

Roman Camenzind, dreifacher Vater

Du bist ein Profi in Sachen Kinderbeschäftigung. Welche Tipps hast du noch gegen Langeweile?
Nikol: Raus in die Natur. Kreativität fördern, Bächli stauen, Waldhütten bauen. Auch Abtanzen kommt bei uns immer gut an: einfach die Musik laut aufdrehen und eine Pyjamaparty starten. Und natürlich jeden Morgen um 9 Schlaumeier aufschalten.
Roman: Wir facetimen auch häufig mit den Grosseltern, die wir im Moment ja nicht physisch treffen können. Dann zeigen die Kinder ihnen ihre neuesten Zeichnungen oder quatschen einfach ein wenig mit ihnen.

Wie erklärt ihr euren Kindern, dass sie die Grosseltern nicht mehr sehen dürfen, ohne ihnen Angst zu machen?
Nikol: Wir haben ihnen erklärt, dass wir Grosseltern schützen müssen. Den Kindern Ehrlichkeit entgegen zu bringen, finden wir wichtig. Keine Panik verbreiten, aber ihr Bewusstsein stärken, sie zur Vorsicht mahnen. Damit sie wissen, dass auch sie mithelfen müssen. In die Armbeuge husten, Hände waschen.

«Unsere Frühlingsferien sind jetzt sicher mal abgesagt.»

Roman Camenzind

Mit dem Händewaschen-Video habt ihr vergangene Woche ebenfalls einen Hit gelandet!
Nikol: Unser Schwiizergoofe-Clip ging viral und uns haben sehr viele positive Reaktionen erreicht.

Hiobsbotschaft für viele Schwiizergoofe-Fans waren die verschobenen Konzerte. Musstet ihr auch private Termine anpassen?
Roman: Unsere Frühlingsferien sind jetzt sicher mal abgesagt.

Könnt ihr der Lockdown-Situation auch Positives abgewinnen?
Nikol: Das ist schwierig, wenn so viele Leute gefährdet sind. Ich finde es jedoch schön, dass man sich in diesen Zeiten wieder mehr auf das Wesentliche besinnt. Darüber nachdenkt, was Familie eigentlich bedeutet.  
Roman: Mich berührt auch die Solidarität in der Bevölkerung. Viele Menschen versuchen, etwas beizutragen und einander unter die Arme zu greifen. Auch die Lektionen von Schlaumeier sind gratis verfügbar. Es ist ein Non-Profit-Projekt. Wir möchten so unseren solidarischen Beitrag leisten.

So funktioniert Schlaumeier.online

Am Montag ist Schlaumeier.online gestartet. Auf dieser Plattform teilen Eltern, Fachpersonen, Prominente und andere Schlaumeier ihre Erfahrungen, ihr Wissen oder ihre Faszination für ein Thema. Jeden Tag in einer 30 Minuten dauernden Live-Lektion. Gegründet haben das Projekt Musikproduzent Roman Camenzind und Schwiizergoofe-Mami Nikol Camenzind.

Die interaktiven und kostenlosen Online-Lektionen dauern 30 Minuten und finden von Montag bis Freitag täglich um 9 Uhr statt. Kinder können mit den Schlaumeiern interagieren, Fragen stellen oder an Umfragen teilnehmen – wie in der Schule.

Sylvie Kempa
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Von Sylvie Kempa am 17. März 2020 - 08:09 Uhr