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Sarah Atcho will als Mami zu Olympia

«Ich will beweisen, dass es funktioniert»

Sarah Atcho-Jaquier, 30, ist Sprinterin, junges Mami und hat grosse Träume: Sie will als Mutter mit der Weltspitze mithalten und 2028 bei den Olympischen Spielen in L. A. mit Mujinga Kambundji, ebenfalls bald Mami, in der Staffel laufen.

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<p>Viel Kuschelzeit: Sprinterin Sarah Atcho-Jaquier zu Hause in Jorat VD mit Ehemann Arnaud und dem neugeborenen Söhnchen Jules.</p>

Viel Kuschelzeit: Sprinterin Sarah Atcho-Jaquier zu Hause in Jorat VD mit Ehemann Arnaud und dem neugeborenen Söhnchen Jules.

Julie de Tribolet

Immer wieder hat Sarah Atcho- Jaquier während ihrer Schwangerschaft Bilder von sich gepostet, die sie beim Training zeigen. Die Waadtländerin, die mit ihrer kleinen Familie in Jorat-Mézières wohnt, hat sich damit nicht nur Freunde gemacht. «Man hielt mich für leichtsinnig», sagt sie heute schmunzelnd. Eine Mutter, die nach der Geburt wieder Sport treibe, sei akzeptiert. Aber eine Schwangere auf der Rennbahn? «Da kamen schon viele Bedenken, auch aus der Familie. Auch wenn diese gut gemeint waren.» Unterstützung bekam Sarah Atcho-Jaquier von ihrem Mann Arnaud – und von ihrer Gynäkologin und der Pilatestrainerin. «Sie sagten, mach nur. Du bist schwanger, nicht krank.»

<p>Baby Jules kam am 24. Juli zur Welt. «Unsere Welt hat sich für immer verändert.»</p>

Baby Jules kam am 24. Juli zur Welt. «Unsere Welt hat sich für immer verändert.»

Julie de Tribolet

Schon wieder etwas Training

Auch jetzt, wenige Monate nach der Geburt von Baby Jules, ist Sarah Atcho-Jaquier klar, dass sie weiterhin Leichtathletik auf höchstem Niveau betreiben will. «Ich bin ganz vernarrt in mein Baby», sagt sie. «Aber ich brauche den Sport.» Noch am Tag der Entbindung hat sie mit Ehemann Arnaud Golf gespielt. «Mit dem Laufen musste ich in der 34. Woche aufhören.» Die Sprinterin war schon dreimal bei Olympia dabei und läuft vor allem in der Staffel. «Ich will beweisen, dass es funktioniert. Die tägliche Organisation wird eine Herausforderung sein», ist sie sich bewusst. Zumal auch Arnaud Jaquier einen Vollzeitjob in einem Uhrenunternehmen hat. Schon kurz nach der Geburt hat sie mit einem leichten Training angefangen.

<p>Bauch und Beckenboden hätten sich gut zurückgebildet, sagt Sarah Atcho-Jaquier. Sie kann schon wieder leicht trainieren.</p>

Bauch und Beckenboden hätten sich gut zurückgebildet, sagt Sarah Atcho-Jaquier. Sie kann schon wieder leicht trainieren.

Julie de Tribolet

Im Moment zählt aber vor allem Baby Jules. Da fährt sie auch mal die Krallen aus, wenn es sein muss. Sarah Atcho-Jaquier ist es gewohnt, sich oft rechtfertigen zu müssen. Rassismus hat sie als schwarze Frau in der Schweiz häufig erlebt. «Mein Vater sagt immer, dass wir besser sein müssen als alle anderen. Unsere Fehler werden weniger leicht akzeptiert.» 2026 will sich Atcho-Jaquier rennmässig noch nicht unter Druck setzen.

<p>Mit Ajla Del Ponte, Mujinga Kambundji und Salomé Kora (v. l.) läuft Sarah Atcho (l.) 2018 in Lausanne Schweizer Rekord über 4×100-Meter-Staffel.</p>

Mit Ajla Del Ponte, Mujinga Kambundji und Salomé Kora (v. l.) läuft Sarah Atcho (l.) 2018 in Lausanne Schweizer Rekord über 4×100-Meter-Staffel.

Keystone

Ihr grosses Ziel sind die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles. Dort will sie unbedingt mit der Staffel am Start stehen, vor den Augen ihres dann dreijährigen Jules. Und es ist gut möglich, dass sie nicht das einzige schnelle Schweizer Mami sein wird. Kollegin Mujinga Kambundji wird ebenfalls bald Mutter. «Ich habe Mujinga gratuliert und mich mit ihr ausgetauscht. Sie wird nicht so viel Zeit brauchen wie ich, sie hat einen magischen Körper. Es wäre schön, wenn wir uns in der Schweizer Staffel wiederfinden würden.»

Von Nadine Gerber vor 17 Stunden