Ein Kinderwunsch ist eine mächtige Angelegenheit. Bleibt er unerfüllt, ist der Leidensdruck oft sehr gross. Nicht nur, wenn es um das erste Kind geht, sondern auch, wenn der Wunsch nach weiteren Kindern nicht erfüllt wird.
Elternpaare, die bezüglich der Grösse ihrer Familie unterschiedliche Vorstellungen haben, stehen deswegen vor einer enormen Herausforderung: Wie findet man einen Kompromiss, wenn es um existenzielle Träume geht?
So viele Kinder wünschen sich Pietro Lombardi und Laura Maria Rypa
Vor dieser Herausforderung stehen gerade Sänger Pietro Lombardi (31) und seine Verlobte, Laura Maria Rypa (27). Die beiden sind seit Januar 2023 Eltern von Söhnchen Leano. Lombardi hat zudem aus seiner früheren Ehe mit Sarah Engels (30) den bald achtjährigen Alessio. Nach zwei Söhnen ist der DSDS-Sieger sicher, er möchte nicht wirklich ein weiteres Kind haben, höchstens, wenn es unter Garantie ein Mädchen wird. Aber sonst lieber keins mehr. Seine Verlobte allerdings wünscht sich «unbedingt noch zwei» Kinder.
Ein Dilemma, das eine Beziehung belasten kann – denn es scheint nur einen Lösungsweg zu geben: Wenn ein Paar unterschiedliche Vorstellungen von der Kinderzahl (oder überhaupt zum Kinderwunsch) hat, dann muss einer von beiden einen Lebenstraum aufgeben, um einen Kompromiss zu finden. Oder?
«Am Ende ist es leider wirklich eine sehr schwierige Situation, die man gemeinsam als Paar lösen und eine Entscheidung treffen muss.»
Ursina Brun del Re, Paartherapeutin
Nicht unbedingt, sagt die Zürcher Paartherapeutin Ursina Brun del Re im Interview mit der Schweizer Illustrierten. Laut ihrer Erfahrung ist es oft so, dass es Paaren einfacher fällt, sich gemeinsam für ein erstes Kind zu entscheiden. Dass in der Frage, ob man weitere gemeinsame Kinder zeugen möchte, gegensätzliche Vorstellungen zum Vorschein kommen, sei nur natürlich: «Ins erste Kind schlittern viele Paare einfach so mal rein. Man weiss ja nicht genau, was da auf einen zukommt. Beim zweiten Kind ist das eine andere Sache. Man kann viel besser einschätzen, was es bedeutet, noch ein Baby zu bekommen. Da ist es umso wichtiger, dass man gut auf das Herz und den Kopf hört, dass man sich als Paar hinsetzt und redet. Fragen wie ‹Warum wollen wir ein weiteres Kind› und ‹Warum wollen wir nicht› soll man sich gemeinsam ehrlich stellen und beantworten.»
Aussichtslos ist ein gegensätzlicher Kinderwunsch nicht
Ein offener, ehrlicher und von gesellschaftlichem Druck losgelöster Austausch sei wichtig, so die Expertin. Sie rät betroffenen Paaren, einander Raum zu geben, um Wünsche zu artikulieren und zu reflektieren «Genau hinhören finde ich das Allerwichtigste. Man soll dem Gegenüber Raum und Zeit geben, all seine Gefühle und Bedenken kommunizieren zu können. Es ist wichtig, dass man sich reden und ausreden lässt.» Natürlich lassen sich die Gefühle und wünsche auch schriftlich festhalten. «Viele staunen, weil sie dann merken, dass sie gar nicht so weit auseinander sind, wie sie denken. Oder dass sie doch nicht ganz so gegensätzlich fühlen, wie sie meinen.»
Findet das Paar keinen gemeinsamen Nenner, kann es helfen, das Thema ein paar Wochen ruhen zu lassen und dann noch einmal den Austausch zu suchen. Einfach sei der Prozess nicht, so Brun del Re. Aber auch nicht aussichtslos. «Am Ende ist es leider wirklich eine sehr schwierige Situation, die man gemeinsam als Paar lösen und eine Entscheidung treffen muss. Wenn diese dann gefallen ist, sollte man als Paar dazu stehen. Wenn das funktioniert, wird die Beziehung sehr entlastet.»