Im Grunde gilt in der Royal Family das Motto «Never complain, never explain» – zu deutsch: «Beschwere dich nie, erkläre dich nie». Doch seit dem «Megxit» im Jahr 2020 ist Prinz Harry (38) kein hochrangiges Mitglied der Königsfamilie mehr. Also hält er sich auch nicht mehr ans Familien-Credo. Für Aufsehen sorgten in den letzten Jahren etwas das Interview mit Oprah Winfrey (69), indem er seinen Rückzug aus Grossbritannien erklärte und schwere Vorwürfe gegen seine Familie erhob. In seiner Biografie «Spare» enthüllte er unter anderem manche Eskapaden aus seiner Jugend.
Nun suchte Prinz Harry erneut die Öffentlichkeit. Mit dem kanadischen Arzt Gabor Maté (79) wollte er gestern Samstag in einem kostenpflichtigen Livestream seine Traumata aus der Kindheit aufarbeiten.
Gleich zu Beginn des Gespräches sagte Harry: «Ich sehe mich nicht als Opfer, ich bin wirklich dankbar, dass ich meine Geschichte teilen und anderen helfen und sie ermutigen kann.» Er sei auch nicht auf der Suche nach Mitleid oder Sympathie. In den letzten Jahren habe er «viel verloren», aber auch «viel gewonnen»: «Meine Kinder so aufwachsen zu sehen, wie sie es jetzt tun, wäre in dem Umfeld dort nicht möglich gewesen», meint Harry mit Blick auf das Königshaus.
Arzt stellt vier Diagnosen
Vom Experten Maté erhielt Prinz Harry nach seinen Schilderungen vier Diagnosen: Er leide an einem Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom, einer Posttraumatischen Belastungsstörung, einer Angststörung und Depressionen. Weiter darauf eingegangen ist Harry nicht. Er sagte aber, dass er sich in professioneller Behandlung befindet – was er lange verweigerte: «Ich dachte, wenn ich zur Therapie gehe, würde mich das heilen und ich würde alles verlieren, was mir von meiner Mutter geblieben war. Es war das Gegenteil. Ich wandelte das, was ich für Trauer hielt, in die Erkenntnis um, dass sie wollen würde, dass ich glücklich bin», erklärte Harry.
Die Therapie habe aber auch dazu beigetragen, dass er sich noch weiter von seiner Familie entfernt hat. Das Aufarbeiten seiner Kindheit habe sich für ihn nämlich angefühlt, als würde er eine neue Sprache lernen. Eine Sprache, die seine Familie laut Harry nicht beherrscht. Deshalb habe er sich erst recht anders gefühlt, als der Rest der Royal Family.
Sollten Sie selbst das Gefühl haben, dass Sie Hilfe benötigen, sind diese Stellen rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143, www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147, www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch