Ich bin ehrlich. Ich kläre immer alles sofort und würde nichts bereuen, wenn ich morgen sterben müsste.» Das sagt Eliana Burki 2016 in einem Interview mit der Schweizer Illustrierten.
«Wir sind tieftraurig, bekannt zu geben, dass die weltbekannte Alphornvirtuosin, Sängerin und Komponistin Eliana Burki am 24. April 2023 im Alter von 39 Jahren in ihrer Heimat, der Schweiz, an den Folgen eines bösartigen Hirntumors verstarb.» Das schreibt Eliana Burkis Management am 26. April auf den Social-Media-Kanälen der Künstlerin. Dem Ort, an dem man dieser Tage ganz andere Zeilen erwartet hätte: Geburtstagsgrüsse an Söhnchen Frances-Lee, der tags zuvor, am 25. April, ein Jahr alt wurde. Sein Mami wird niemals «Happy Birthday» für ihn singen. Ihm und seiner vierjährigen Schwester Nala-Emily bleiben nur die Erzählungen ihres Papas Blas Ulibarri (48) ihre Fotos und ihre Musik.
«Eliana war der Inbegriff von Freundlichkeit und Herzlichkeit. Eine extrem positive Person», schreibt ihr Manager Dirk Mahlstedt auf Instagram. Von Kindsbeinen an ist Eliana ein Sonnenschein – aber auch ein Dickschädel. Sie ist vier, als sie im Zielraum eines Velorennens (Papa Adrian ist ehemaliger Radprofi) erstmals ein Alphorn hört. «Der warme Klang hat sofort mein Herz berührt», sagt sie. Und erklärt ihrem Mami Erika, Pianistin und Klavierlehrerin, in der Folge, Klaviertöne täten ihr weh in den Ohren. Im Keller der Burkis steht damals tatsächlich noch ein verstaubtes Alphorn. Eliana entstaubt es. Zuerst physisch, später dann im übertragenen Sinn.
Mit gerade mal sechs Jahren nimmt sie Unterricht bei Alphornlegende Hans-Jürg Sommer. Als Neunjährige spielt sie erste Konzerte mit klassischen Folkloreformationen. Als einziges Mädchen unter Männern. Die Tracht, die sie anfangs auf der Bühne noch trägt, schmeisst sie schnell in die Ecke. «Zu unbequem. Ich konnte darin nicht atmen.» Als Teenager beginnt Eliana, Jazz und Blues zu hören. Und die entsprechenden Klänge in ihr Alphornrepertoire aufzunehmen. Ihre Vorbilder: «Miles Davis und Chet Baker. Weil sie Revoluzzer waren.» Ihre Ausbildung als Tierarztgehilfin bricht sie ab und besucht stattdessen die Jazzschule Basel, wo sie Klavier und Gesang studiert – fürs Alphorn gibt es keine Kurse. Sie tritt sowohl mit traditionellen Formationen auf als auch mit klassischen Orchestern oder mit Pop- und Rock-Musikern. Ihre eigenen Kompositionen driften zwischen Volksmusik, Blues, Jazz, Pop und Rock. «Swiss Funky Alphorn» nennt sie ihren Stil. 2003 erscheint ihr erstes Album mit dem schlichten Namen «Eliana». Plattengötti ist, eigentlich logisch, Pepe Lienhard (77). Mit dem ESC-Song «Swiss Lady» hat er das Alphorn weltweit zur Legende gemacht. «Eliana hat dem Instrument ein modernes Image verpasst und es einem jüngeren Publikum nähergebracht», sagt Lienhard. Er hat oft mit ihr die Bühne geteilt: «Sie hatte einen frischen, frechen, furchtlosen Zugang zur Musik. Sehr beeindruckend.»
Für ihre Konzerte reist Eliana Burki mehr oder weniger ständig durch die Welt. Ein Lifestyle, der ihr durchaus zusagt, beschreibt sie sich selbst doch als Nomadin mit starken Wurzeln in der Heimat. Eine Weile lang lebt sie mit ihrem damaligen Partner Stee Gfeller, dessen Schwester Co – bekannt als Musiker-Duo Zibbz – und deren Partner Yves in einer WG in Los Angeles. «Eliana war eine wahre Künstlerin, voller Kreativität und Lebensfreude, mit einem riesengrossen Herzen», sagt Co Gfeller (37). «Stee, Yves und ich sind einfach nur traurig und können es nicht glauben, dass sie so früh gehen musste. Ihre Musik wird für immer weiterleben.»
«Wir haben so lange darauf planget, eine Familie zu sein»
Musikkarriere hin, Reiselust her – Eliana Burkis grösster Traum erfüllt sich am 25. Januar 2019: Die «Swiss Lady» und ihr Partner, US-Schriftsteller Blas Ulibarri, den sie in Zürich kennengelernt hat, werden Eltern von Nala-Emily. «Wir haben so lange darauf planget, eine Familie zu sein», sagt Eliana damals in einem Interview. Söhnchen Frances-Lee stösst am 25. April 2022 um vier Uhr morgens zur Familie – im heimischen Schlafzimmer. Er hat es so eilig, dass es nicht mehr ins Spital reicht. Papa Blas schneidet die Nabelschnur durch, das Familienglück ist komplett.
«Ein Jahr voller bedingungsloser Liebe und Glück. Wir lieben dich, kleine Prinzessin», schreibt Eliana Burki im Januar 2020 am ersten Geburtstag von Nala-Emily auf Instagram. Am ersten Geburtstag von Frances-Lee bleibt ihr Profil leer.