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«Kassensturz»-Moderator tritt ab

So gefasst wie Schmezer hat lange keiner mehr Adieu gesagt

Ein Vierteljahrhundert lang war er «Mister Kassensturz». Nun ist Ueli Schmezer weg. Am Dienstagabend hat er zum letzten Mal das Konsumentenmagazin moderiert – und ist so geblieben, wie er sich uns in 25 Jahren stets präsentiert hat: ruhig, cool und besonnen. Und damit anders als andere Ex-SRF-Gesichter, die bei ihrem Abschied schon mal ein paar Tränen verdrückt haben.

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Ueli Schmezer

Fertig «Kassensturz»: Ueli Schmezer hat seine letzte Sendung moderiert.

SF/Oscar Alessio

Ein gutes halbes Arbeitsleben hat er bei der Sendung verbracht, sogar 37 Jahre lang ist er im Leutschenbach ein- und ausgegangen. Hat 25 Jahre lang fast jeden Dienstagabend durch den «Kassensturz» geführt. War nahe dran an Menschen, die einen finanziellen Schaden erlitten oder sich ungerecht behandelt gefühlt haben. Hat Innovationen auf Herz und Nieren getestet – und die Welt so unermüdlich, wie er dabei war, «ein bisschen besser gemacht», wie ihm seine Kolleginnen und Kollegen in einem Abschiedsbeitrag mitgeteilt haben.

Nun aber ist Schluss. Nach einem Vierteljahrhundert hat Ueli Schmezer, 60, am Dienstagabend den Hut genommen und zum letzten Mal durch das Konsumentenmagazin geführt. Ein emotionaler Moment, möchte man meinen – schliesslich sind 25 Jahre eine lange Zeit. Doch nicht für Schmezer. Zumindest vordergründig blieb er so, wie er den Zuschauerinnen und Zuschauern in den letzten Jahren ans Herz gewachsen ist: cool, sicher, ruhig.

Viel Vertrauen geerntet

Daran vermochte auch der Beitrag nichts zu ändern, den sein Team für Schmezer zusammengeschnitten hat. Die Highlights der letzten 25 Jahre kriegte der Berner wie das Publikum in der Sendung zum ersten Mal zu Gesicht. «Es ist unglaublich, aber wahr: Zum Schluss von meiner letzten Sendung gibt es noch eine Premiere: Ich weiss zum ersten Mal nicht, was kommt», sagte er. «Meine Kolleginnen haben einfach gesagt: ‹Sag einfach, es komme noch was.› – Gut, es kommt jetzt noch was», moderierte er den Clip an. 

Was dann kam, war ein Rückblick aufs letzte Vierteljahrhundert – ein «fröhlicher Abschiedsbeitrag», wie Schmezer ihn nannte. Er nutzte die Gelegenheit, um seinen Kolleginnen und Kollegen zu danken. «Der ‹Kassensturz› ist Teamwork und wenn Sie den ‹Kassensturz› gut finden, dann ist das, weil hier ein gutes Team am Werk ist, ein Team, das anwaltschaftlichen Journalismus macht, für diesen braucht es Journalistinnen und Journalisten mit Hartnäckigkeit, mit Herz und mit Haltung.» Er habe genau mit solchen in den vergangenen 25 Jahren arbeiten dürfen. «Dafür bin ich sehr, sehr dankbar.»

Schmezers Dank gebührte denn auch dem Publikum, vor allem für das Vertrauen. Das nämlich sei etwas sehr Spezielles als «Kassensturz»-Moderator. «Dass einem ganz viele Leute, obwohl sie einen ja nicht wirklich kennen, einfach vertrauen. Merci aber auch für Ihre Anregungen, Ihr Feedback und Ihre Kritik und merci für jedes Grinsen und jedes Winken auf der Strasse oder im Tram.» 

Im Studio hat ihm am Dienstagabend niemand vor laufender Kamera gewunken. Vielleicht war es auch deshalb, dass sein Abschied fast ein wenig erschreckend gefasst rüberkam. Denn wenn Kolleginnen und Kollegen bei der letzten Sendung live mit dabei sind, ging es in vergangenen Fällen auch schon wesentlich emotionaler zu und her.

Grosse Emotionen bei Billeter

Den letzten grossen Abschied vor laufender Kamera erlebte im August Jann Billeter, 49. Nach 24 Jahren beim SRF sagte der langjährige Publikumsliebling Tschüss – mit feuchten Augen. «Es fällt mir wirklich schwer, die Worte jetzt zu finden und mich zu verabschieden von diesen Leuten.» 

Jann Billeter

Der letzte Auftritt vor der SRF-Kamera: Nach der Schlusszeremonie der Olympischen Sommerspiele sagte Jann Billeter Adieu – sichtlich gerührt. 

SRF

Ganz gerührt berichtete er von den Sportlerinnen und Sportlern, von denen er so viele habe treffen dürfen. Er habe ganze Karrieren begleiten dürfen – «die einen haben aufgehört, neue sind gekommen», so Billeter. «Am Anfang war ich gleich alt wie die Sportler, jetzt könnte ich der Vater sein.» Seine Stimme brach schliesslich, als er von der grossartigen Zeit in seinem Leben schwärmte, die «mir sehr, sehr viel bedeutet».

«Ich habe versucht, diese Freude rüberzubringen, die mir der Sport gemacht hat, und hoffe, das ist angekommen.» Jetzt sage er «Adieu und auf Wiedersehen, man sieht sich ja immer irgendwo wieder», meinte er, der mittlerweile den Bereich Eishockey bei MySports verantwortet, im Olympiastudio von Tokio. «Danke – es war einfach genial.»

Viel Dankbarkeit bei Stauber

Als langjährige «Tagesschau»-Moderatorin war Katja Stauber, 59, das News-Gesicht der Nation – und berufsbedingt damit nicht gerade für die grossen Emotionen bekannt. 28 Jahre lang war sie die unaufgeregte und zuverlässige Faktenlieferantin. Am 3. April 2020 dann moderierte sie ihre letzte «Tagesschau». Mitten in der Corona-Krise war das Virus das grosse Thema der Sendung. Lange war alles so, wie es seit 1992 bei Stauber immer war: informativ, souverän. 

Doch am Schluss überraschte Staubers Moderationskollege und Ehemann Florian Inhauser die abtretende Moderatorin. «Als sie ihre erste ‹Tagesschau› im November 1992 moderierte, war Bill Clinton eben erst zum 42. Präsidenten der USA gewählt worden», begann der 52-Jährige die Lobrede an seine Ehefrau. Seither habe sie 2700 Ausgaben der «Tagesschau» moderiert, gut und gerne 1000 Stunden, «wir haben diese rund 42 Tage Nonstop-‹Tagesschau› etwas zusammengekürzt», kündigte er einen Zusammenschnitt der vergangenen fast 28 Jahre an.

Katja Stauber und Florian Inhauser

Grosses Strahlen, noch grössere Emotionen: Katja Stauber wird von Ehemann und Kollege Florian Inhauser überrascht. 

Printscreen / SRF Play

Im Anschluss an den Beitrag kam es zu dem, was man von Katja Stauber fast nicht gewohnt ist: Emotionen pur. Wären es nicht die Zeiten des Coronavirus, wäre das Studio jetzt voll mit Menschen, die ihr danken wollten, zeigte sich Florian Inhauser sicher. Nun aber war es an ihm, Katja Stauber alleine zu verabschieden, ihr zu danken und einen Blumenstrauss zu überreichen. Und das wirkte: Bevor sie sentimental werde und es eigentlich schon sei, mache sie es kurz, sagte Stauber zum Schluss mit brüchiger Stimme. «Ich bedanke mich fürs Zuschauen, Ihre Treue, für Ihr Interesse und für Lob und auch angesagte Kritik. Es war mir eine Freude, alles Gute, bleiben Sie gesund, einen schönen Abend noch und: uf Wiederluege.» 

Durchschnaufen bei Wille

«Jetzt muss ich gerade geschwind ein wenig dureschnuufe», waren die ersten Worte, die Susanne Wille, 47, am 28. Mai 2020 rausbrachte, nachdem ihr «10vor10»-Kollege Arthur Honegger sie mit einem Dankesbeitrag der Redaktion überraschte. Immer wieder brach ihre Stimme, einige Tränchen kullerten über die Wangen. Doch Wille blieb weitestgehend cool und gefasst, bedankte sich bei all ihren Kolleginnen und Kollegen und dem Publikum. «Als ich die Bilder da gerade gesehen habe, habe ich nur eines gedacht: Ich bin einfach nur glücklich für all die spannenden journalistischen Aufgaben und Erlebnisse, und ich bin einfach nur glücklich, dass Sie, liebes Publikum, in all den vielen Jahren – man hat es gesehen – mich getragen haben.» 

Als Kulturchefin ist Wille dem SRF treu geblieben – und freute sich darüber, weiter mit dem Publikum verbunden zu bleiben. Ganz am Ende fiel ihr Fazit demzufolge positiv aus. «Wir sind am Schluss von dieser Sendung – ich bin froh, konnte ich mich zusammenreissen –, aber auch am Anfang von was Neuem», sagte sie. «Passen Sie auf sich auf – bis bald. Irgendwann. Irgendwo.» 

Schmezers neue Wege

Nun also ist mit Ueli Schmezer ein weiteres SRF-Urgestein gegangen. Wenn sein letzter Auftritt auch nicht so emotional war wie einige Abschiede vor ihm, so hörte er dennoch mit einem Paukenschlag auf. «August 96 bis Dezember 21 – das war mein Beitrag zu meiner Lieblingssendung ‹Kassensturz›», sagte er. «Und da machen wir einen Punkt, und diesmal einen richtig dicken, fetten Punkt.»

Ueli Schmezer, Schweizer Journalist, Moderator und Musiker. 4. Dezember 2021, Bern

Sein Wissen wird er nun als Kursleiter weitergeben. «Das fägt unglaublich», schwärmt Schmezer, hier daheim in Bern.

Fabienne Bühler

Dass der Berner, der seine Erfahrung nun unter anderem in Kursen zu Auftrittskompetenz an der Migros Klubschule weitergibt, so gefasst sein würde, damit hat allerdings niemand gerechnet. Nicht mal er selbst. Kurz vor seiner letzten Sendung nämlich zeigte er sich etwas nervös, was den Clip seiner Gspänli betraf. «Ich weiss, dass mein Team ein Abschiedsfilmli plant», erzählte Schmezer. Doch die Nervosität war unbegründet, wie sich nun zeigen sollte. Denn seine letzte Sendung ging mit einem grossen Erfolg zu Ende – sein dafür gestecktes Ziel nämlich hat er erreicht. «Hoffentlich heule ich nicht.»

Von rhi am 22. Dezember 2021 - 20:02 Uhr