Die Schönheit wurde ihr in die Wiege gelegt, ihr Erfolg ist Eigenverdienst. Mit ihrer Teilnahme bei «Germany's Next Topmodel» ist Sara Leutenegger, 24, im vergangenen Frühling in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Die TV-Präsenz zur besten Sendezeit hat der Schweizerin einen Haufen Follower in den Sozialen Medien beschert. Das hat die junge Frau dazu bewogen, ihren Job als Bauzeichnerin aufzugeben und sich voll auf das Influencer-Business zu konzentrieren.
Seit August ist Instagram ihre Haupteinnahmequelle: Mit 106'000 Abonnenten verfügt die Zürcherin über eine grosse Reichweite. In ihren Insta-Storys und -Beiträgen lässt Leutenegger die Fans an ihrem Leben teilhaben. In kurzen Videos zeigt die Influencerin, wo sie essen geht, wie sie trainiert und welche Kleider sie trägt.
«Das Geld reicht gut zum Leben»
Immer öfters ist der Ursprung ihrer Inhalte eine bezahlte Partnerschaft. Als Meinungsmacherin kann sie so einer Marke Schub verleihen. Kleine und grosse Firmen zahlen dafür mittlerweile stattliche Summen. Wie viel sie im Monat verdient, möchte Sara Leutenegger nicht verraten, aber: «Das Geld reicht gut zum Leben. Im Monat Oktober habe ich besser verdient als in meinem alten Job im Ingenieur-Büro.»
Sie habe in dieser Zeit aber auch hohe Ausgaben gehabt. «Die ersten Monate habe ich viel Equipment gekauft. Laptop, Stativ, Spiegelreflexkamera - das summiert sich.» Zudem muss sie als selbständig erwerbende Person die ganzen Beiträge für Sozialversicherungen selbst tragen.
Es kursieren unterschiedliche Zahlen darüber, wie viel Influencer in der Schweiz verdienen. Experten sprechen von 500 bis 5'000 Franken pro Post. Die Höhe des Betrags hängt von der Anzahl Followern ab. Eine mögliche Form der Bezahlung sind auch Werbegeschenke.
Start-ups kommt sie beim Preis entgegen
Heute gibt es in der Schweiz Agenturen, die auf Influencer-Marketing spezialisiert sind. Leutenegger erhält von drei solcher Unternehmen Aufträge. Dass sie auf mehrere Vermittler setzt, war ein strategischer Entscheid, wie sie sagt: «Ich binde mich nicht an eine bestimmte Agentur, weil ich jederzeit selber entscheiden möchte, welche Brands ich repräsentiere.»
Ein weiterer Grund sei das Pricing. «Bei einem Exklusiv-Vertrag legt die Agentur den Preis für mich fest. Das passt mir nicht. Ich möchte bei meinen Aufträgen finanziellen Spielraum haben.» Als Beispiel nennt Leutenegger Start-up-Unternehmen. «Wenn mich ein junges Unternehmen begeistert, bewerbe ich diese Marke auch gerne für weniger Geld.»
75 Prozent ihrer Anhänger sind weiblich
Wer im umkämpften Schweizer Influencer-Markt bestehen will, muss laut Leutenegger authentisch sein. «Ich selbst bin als Lifestyle-Influencerin unterwegs.» 75 Prozent ihrer Follower sind weiblich. 67 Prozent davon sind zwischen 18 und 34 Jahren alt. «Da macht es Sinn, mir zu überlegen, mit welchen Brands ich zusammenarbeite, um auch die richtige Zielgruppe zu erreichen.»
Ihre Community interessiert sich für Themen wie Beauty, Ernährung, Sport oder auch Reisen. Daher hat Leutenegger etwa bereits für den deutschen Bekleidungshersteller s.Oliver Werbung gemacht oder Trips in Kooperation mit der Fluggesellschaft Edelweiss unternommen.
Meistens habe ich vom gleichen Sujet 300 Bilder und wähle daraus meinen Favoriten
Als Influencerin überlegt sich die 24-Jährige genau, was für Inhalte sie auf ihrem Profil veröffentlicht. Noch mehr Zeit als in den Text und die Hashtags investiert Leutenegger in die Bildauswahl. «Hinter meinen Posts steckt viel Arbeit. Meistens habe ich vom gleichen Sujet 300 Bilder und wähle daraus meinen Favoriten.»
Einfach so einen Schnappschuss als Bildpost hochzuladen, käme dem Social-Media-Star nicht in den Sinn. «Jedes meiner Bilder muss farblich und gefühlsmässig in meinen Feed passen. Da ich ein fröhlicher Mensch bin, möchte ich das auch gerne zeigen. Ein düsteres Bild aus einer spärlich beleuchteten Bar etwa würde seltsam anmuten.»
Instagram ist die erste App, die sie öffnet
Oft fotografiert sie mit ihrem iPhone 8 Plus. Sechs bis acht Stunden pro Tag ist Leutenegger online an ihrem Smartphone oder Laptop. Das erste Mal um 06.00 Uhr, wenn ihr Ehemann Lorenzo Leutenegger, 34, unter der Dusche steht. «Ich schaue mir gemütlich im Bett an, was auf Instagram läuft.»
Angst vor einem digitalen Burn-out hat die Influencerin nicht: «Ich empfinde die digitale Verfügbarkeit nicht als Belastung.» Wie in jedem anderen Job auch sei eine gute Work-Life-Balance das A und O, so Leutenegger. «Bei einer Runde Joggen im Wald erholen sich meine Augen vom Handy-Licht.»