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Die Geschichte der French Girls

Darum wollen wir alle so sein wie die Französinnen

Es gibt unzählige Artikel, Videos und sogar ganze Bücher zu dem Thema, wie wir optisch möglichst nah an die sagenumwobenen French Girls rankommen. Aber: Woher kommt der Ganze Hype überhaupt? Die Antwort ist ziemlich überraschend.

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Darum wollen wir alle so sein, wie die Französinnen
Getty Images

Ob Sommer- oder Winter-Look, die Trend-Pieces der Saison oder die perfekte Frisur – was Mode und Beauty angeht, lassen wir uns nur zu gerne von unseren Nachbarinnen in Frankreich inspirieren. Schliesslich gelten die French Girls seit vielen Jahrzehnten als das Nonplusultra, wenn es um Stil, Schönheit und diese scheinbar unerreichbare Lässigkeit geht, die sie in allem ausstrahlen, was sie tun. Frauen wie Caroline de Maigret haben das Marketing-Potenzial des Mythos French Girl längst verstanden und ganze Bücher darüber geschrieben, wie wir es schaffen, genauso stylish zu sein wie sie. Und doch bleibt eine Frage ungeklärt: Woher kommt er eigentlich, dieser Wunsch in uns, so französisch zu sein wie nur möglich?

Das sind die French Girls der Neuzeit

Die Amerikaner sind schuld

Die Antwort findet sich nicht erst zu Zeiten von Social Media und Internet. Genau genommen war in diesem Jahr noch nicht einmal der Fernseher besonders verbreitet. Wir schreiben 1892. Hier erschien die Kult-Zeitschrift Vogue zum ersten Mal in den USA. Vermarktet wurde sie damals als Lifestyle-Magazin für reiche New Yorker – und die fanden darin Infos über das Leben der Europäer. Der Pariser, um genau zu sein. Es wurde beschrieben, wie in der Stadt der Liebe Zigaretten für Frauen plötzlich chic wurden, welche Kleider gerade ein Fashion-Comeback feierten und welche Frisuren in Paris längst aus der Mode gekommen sind. Und die New Yorker selbst? Nahmen all diese Ratschläge dankend an und versuchten fortan, so europäisch, und damit modisch, zu wirken wie nur möglich. En vogue eben.

Diese French Girls feierten wir schon vor dem Internet

Zurück ins Reich von Louis XIV

Der Grund, aus dem sich die Modebibel so sehr an Paris orientierte, liegt schon damals am Status der Stadt als Modekapital. Den hat die Hauptstadt Frankreichs seinem König zu verdanken: Der fashion-verrückte Louis XIV hatte sich schliesslich zum Ziel gesetzt, dem Rest der Welt überlegen zu sein. Und zwar nicht nur in Sachen Macht und Opulenz. Auch modisch sollte Paris bitte schnellstmöglich zum Vorbild avancieren. Statt Kleider wie bisher zu importieren, wurden Stoffe und Schneider in die Stadt geschickt, Schnitte und Formen vor Ort neu interpretiert und die Ergebnisse bei jeder Veranstaltung dem internationalen Adel vorgeführt. Und auch wenn man über Frankreich als Weltmacht heute streiten kann – das mit der Mode hat König Louis ganz gut hinbekommen. 

Von Louis zu Coco

Und so schaukelten sich der Einfluss von Paris und seine Glorifizierung durch die Vogue gegenseitig hoch. Bevor die French Girls,die wir heute kennen, überhaupt ins Spiel kamen, wollte bereits jeder sein wie die typische Pariserin. Als dann Ikonen wie Coco Chanel, Brigitte Bardot oder Inès de la Fressange auf der Bildfläche erschienen, war es auch um die Letzten unter uns geschehen. Scheinbar ohne es zu überhaupt zu versuchen, waren diese Frauen der Mittelpunkt des Geschehens – und das wollten wir auch sein. 

French Girl als Lebensziel

Als uns schliesslich das Internet erreichte, hatte die Gesellschaft längst eine ziemlich genaue Vorstellung vom idealen French Girl: Es ist cool, bemüht sich aber nicht darum. Sie trägt kaum Make-up, weil sie (trotz all der Zigaretten) bereits perfekte Haut hat und isst Croissants und trinkt Wein, ohne jemals zuzunehmen (möglicherweise eben wegen der vielen Zigaretten). Ziemlich viel guter Stoff für eine ganze Reihe an Artikeln also. Und seitdem erklären uns die fein-säuberlich, wie wir essen, uns pflegen, unsere Haare tragen und uns kleiden sollen, um genauso unbekümmert und zufällig-cool zu sein wie die French Girls. Ohne es überhaupt zu versuchen, natürlich. 

Von Malin Mueller am 23. Februar 2019 - 15:00 Uhr