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Es wäre so leicht

Es ist Zeit für eine Männer-Heirat!

Sven Epiney ist vor seinem Michi auf die Knie gesunken. Die Schweiz hat Fragen. Wie heiraten Männer?

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Sven Epiney und Michael Graber

Ein Herz und eine Seele: Sven Epiney und Michael Graber nach ihrer Verlobung.

David Biedert

Manchmal muss man die Welt durch die Augen eines Siebenjährigen betrachten. Da hat Sven Epiney am Samstagabend bei «Darf ich bitten...?» seinem Michi einen Heiratsantrag gemacht. Ein historischer Moment im Schweizer Fernsehen. Und ein längst überfälliger. Denn wie der Sohnemann beim Sonntagszmorge zurecht fragt: «Mami sag, wie geht Heiraten bei Männern denn?»  

Im Minimum haben Michi und Sven schon mal gute Voraussetzungen geschaffen. Der eine hat gefragt, der andere hat «Ja» gesagt. Und schon wirds kompliziert. Denn aktuell können gleichgeschlechtliche Paare in der Schweiz noch nicht hochoffiziell und standesamtlich heiraten. Noch müssen sie auf eine eingetragene Partnerschaft ausweichen. Das könnte sich bald ändern.

So ist die aktuelle Rechtslage in der Schweiz

Am Valentinstag demonstrierten eine Menge Leute vor dem Bundeshaus für die «Ehe für alle». Zeitgleich tagte im Bundeshaus die Rechtskommission des Nationalrates. Abends legte sie einen Vorschlag zur 2015 von den Grünliberalen eingereichten Parlamentarischen Initiative vor: Gleichgeschlechtliche Paare sollen die gleichen Rechte wie ihre heterosexuellen Freunde bekommen. Dazu gehört auch die Frage der Adoption. Nur bei fortpflanzungsmedizinischer Familienplanung hat die Kommission die Handbremse angezogen.

Die Einführung der «Ehe für alle» steht aber noch ganz am Anfang des politischen Prozesses. Die Vorlage geht nun in die Vernehmlassung, dann entscheidet das Parlament. Und es gilt als sicher, dass konservative Kreise das Referendum dagegen ergreifen werden und es zu einer Volksabstimmung kommt. Es wird noch Jahre dauern, bis Sven und Michi in der Schweiz heiraten dürfen.  

Das Kind blickt hier nun nicht mehr durch. Denn: Wenn sich Männer und Männer, wie Sven und Michi, lieb haben, dann sollen sie doch heiraten dürfen. Sonst sei das doch unfair, wenn die anderen dürften und die zwei nicht. Simple Logik eines Primarschülers. Es könnte so einfach sein. Selbst die Verfassung hält fest, dass alle Menschen ein Recht auf die Ehe und eine Familie haben. Hier ist der Siebenjährige ausgestiegen. Das interessiert ihn alles nicht mehr. Ist doch logisch alles, für ihn. Er plant lieber Parties.  

Die Hochzeitsindustrie hats schon begriffen

Und weil es Länder gibt, in denen die Homo-Ehe längst erlaubt ist, fördert eine Schnellsuche allerhand zutage. Trends für «Gay-Weddings», Tipps fürs richtige Hochzeits-Outfit, Blumenarrangements – you name it. Was bleibt? Die Erkenntnis, dass es Wedding-Planner, Dekorateure, Floristen und Designer schon begriffen haben: Ob das Kleid, der Anzug oder das Hippie-Blumenkleid von zwei Männern, zwei Frauen oder einem Mann und einer Frau getragen werden, sie bleiben stehts gleich. Nur die Grösse variiert. Die Grundregeln für eine Hochzeit? Auch gleich. Die Do’s-and-dont's? Jap. Dieselben.  

So sollten Sven und Michi laut Vogue.com 2019 etwa nicht mehr auf den Boho-Chic-Zug aufspringen. So 2018. Auch die Gastgeschenke sollten eher sinnvoll sein (eine Sven-Michi-Tasse? Nein. Aber Sonnencrème – gerne, ja). Auch riesengrosse Blumen-Bouquets sind verpönt (diesen Trend führen Experten ja auf La Markle zurück). Übrigens heiraten laut einer Umfrage eines US-Schwulenmagazins rund 16 Prozent der homosexuellen Paare irgendwo im Ausland (im Fachjargon heisst das Destination-Wedding). Damit erübrigt sich praktischerweise auch die Frage, wo das Brautpaar Grosstante X und Nerv-Cousin Y hinsetzen soll. Die kommen dann einfach nicht.  

 

Alles in allem scheint klar: Der Siebenjährige, Wedding-Planer, Dekorateure, Floristen und ziemlich viele andere Menschen habens geschnallt: Heiraten braucht im Kern nur eine Voraussetzung. Zwei Leute, die sich lieb haben. Danach ists eine grüne Wiese. Und eine Frage des Geschmacks. Der grösste Hochzeitstrend 2019? Eine individuelle Hochzeit. Ob da jetzt zwei Bräute, zwei Bräutigämmer (geschätzte Linguisten, man möge sich hier bitte zeitnah einen vernünftigen Plural überlegen) oder eine Braut und ein Bräutigam involviert sind, ist doch – wie es der Siebenjährige sagt – «voll u meeeeega egal.»  

Von Bettina Bendiner am 31. März 2019 - 12:46 Uhr