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Interior-Trend Cottagecore

Wohnen, als besässe man ein Scandi-Sommerhaus

Ihr wünscht euch nichts mehr als Holz vor der Hütte? Selbstgebackenes in von Hand Getöpfertem? Im Garten? Vorm niedlichen Landsitz? Dann seid ihr der Ästhetik des Cottagecores erlegen. Und ihr seid nicht allein.

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Cottagecore

Das ist der Garten eines Sommerhauses in Schweden. Na, neidisch?

Getty Images/Johner RF

Es klingelt kein Wecker, der Hahn kräht. Sie atmet die frische Luft ein, als sie das Fenster öffnet und auf die Weiten der stürmischen Nordsee vor sich blickt. Sie kämmt sich das zerzauste, aber doch perfekte Haar und tritt auf die hölzerne Veranda. Sie legt pastellfarbene Teller auf raues Leinen, stellt den üppigen Strauss in einem geblümten Krug auf den Tisch, legt die Butter in grossen Stücken neben das selbst gebackene Brot in die grob getöpferte Schale. Sie, die Skandinavierin in ihrer klitzekleinen Ferien-Villa Kunterbunt. Wie sie «Cottagecore» lebt.

«Cottage», das ist die Hütte. Das Wort-Anhängsel «-core» kennen wir von «Hardcore» ebenso wie von Hype-Neologismen wie «Normcore», was so viel wie «heftig» oder «extrem» heisst. Man möchte nun also wirklich ganz dringend rein ins Landhaus, dort im Garten liegen und ein bisschen ernten. Jaja, die gute alte Landflucht. Gerade die bildschirm-gesteuerte Generation Z lechzt nach einem alternativen Lebensstil, der langsamer und bewusster ist und Technik und ständiger Verfügbarkeit den vom Home Office geschundenen Rücken kehrt. Der Rückzug in die Natur, die Ruhe vor dem Pandemie-Sturm, die uninfizierte Leere der Idylle gipfelt im Interior-Trend Cottagecore, den niemand anderes als die Scandi Girls unbeschwerter vorleben und ja ... inszenieren könnte. 

Wie viele eurer Freunde wollen plötzlich ein Maiensäss?

Hört euch mal um. Wenn in den sozialen Medien nämlich die Holzplanken das Sommerhauses pastellfarben getüncht werden, die bunte Vintage-Lampe auf dem Holzblock platziert, die karierte Tischdecke im Garten aufgeschlagen und mit Blick auf saftige Wiesen die Zitrone aufgeschnitten wird, dann schlägt das Wellen. Dann wünschen auch wir uns ein Sommer- oder Ferienhäuschen, in das emsige Bienchen zum Entspannen am Wochenende pilgern.

Wir haben vermutlich alle schon mal auf Like gedrückt. Den so rustikalen, aber auch zuckersüss gedeckten Frühstückstisch auch gewollt. Wenn Backen aus Zeitgründen zum It-Hobby avanciert, dann hängt da ein aparter Keramikschwanz dran. Der kam in Form von Tassen und Schalen, die aussehen, als seien sie von den Grosseltern geerbt oder schlicht nicht fertig. Oder ungeschickt geknetet. Aus Ton, dem man ansieht, dass er von Menschenhand bearbeitet wurde. Ein Rückbesinnen aufs Archaische – das ist der Wunsch, der uns derzeit alle durchströmt. Zumindest schickt es sich, diese Haltung sorgfältig kuratiert nach aussen zu tragen. Da kauft man bewusst ein und zelebriert den Umgang mit den Zutaten, die die Natur uns geschenkt hat, um sie dann feinsäuberlich im Porzellan-Schälchen zu platzieren, sich daran zu erfreuen – sie fürs Internet drapiert in die Welt hinaus zu schicken, damit sich auch andere daran erfreuen können. Jetzt, wo man kaum wen einladen soll. Das mag weit aus- und hergeholt sein – die meisten finden Cottagecore wohl einfach nur schön. Es ist ein schmaler Grat zwischen Rückzug und der Darstellung dessen.

Eine Prise Cottagecore für daheim:

Uuuund, noch mehr Scandi-Sommerhäuser. Tak!

Von lei am 23. Februar 2021 - 12:09 Uhr