Während unserer Periode können wir so ziemlich alles tun: einen Marathon laufen, Extremklettern, den Kilimandscharo besteigen. Dabei bleiben wir selbstredend komplett trocken, vor allem im Intimbereich (Blut? Schweiss? Was ist das?). Und wenn doch mal etwas daneben gehen sollte, tragen wir hoffentlich Blau – schliesslich ist allgemein bekannt, dass während unserer Tage waschmittelartiges Gel durch unsere Adern und speziell aus unserer Gebärmutter fliesst. Woher wir das wissen? Na aus der überaus realitätsnahen Werbung für weibliche Hygieneprodukte. Duh.
Für mehr Ehrlichkeit bei der normalsten Sache der Welt
Mit genau diesen abstrakten Darstellungen will die australische Binden- und Tamponmarke Libra mit ihrer #bloodnormal-Kampagne jetzt Schluss machen. In einem 2:22 Minuten langen Video wird mit so ziemlich jedem Stigma zur weiblichen Menstruation gebrochen, das bisher in den Köpfen der Menschen verankert war. Statt Extremsport wird ein Pärchen gezeigt, dass trotz Periode leidenschaftlichen Sex hat. Eine Frau, die quer über den voll besetzten Tisch fragt, ob ihre Freundin eine Binde für sie hat. Ein Mann, der in einem Kiosk Hygieneprodukte für seine Freundin kauft. Ein Mädchen, dem beim Duschen etwas Blut am Bein hinunter rinnt. Oh, und eine Binde, in die statt dem oben erwähnten Waschmittel doch tatsächlich eine rote Flüssigkeit hineingetropft wird. Skandal!
Immer noch ein Tabuthema
Das Video endet mit dem Slogan «Perioden sind normal. Sie zu zeigen, sollte es auch sein». Und genau hier ist der Punkt. Der Konjunktiv macht leider sehr viel Sinn. Denn dass die Realität heute noch deutlich anders aussieht, steht ausser Frage. In einer Studie im Rahmen der Kampagne fand Libra heraus, dass 67 Prozent der Teenagerinnen lieber durch eine Prüfung fallen würden, als ihre Mitschüler herausfinden zu lassen, dass sie gerade ihre Periode haben. Einem Viertel der Frauen zwischen 18 und 24 ist es unangenehm, Binden oder Tampons zu kaufen. Und acht von zehn Frauen haben auch 2019 noch das Gefühl, dass die Menstruation stigmatisiert wird.
Der Ansatz von Libra ist genau deshalb so wichtig. Caitlin Patterson, Executive General Manager des Brands sagt gegenüber dem australischen Magazin 10Daily: «Wir glauben, es ist wie mit jedem anderen Tabu: Je mehr Menschen es zu sehen bekommen, desto normaler wird das ganze Thema.» Wir finden: Richtig so. Denn wenn wir die Periode weiterhin aus den Medien heraushalten, werden sich Mädchen und Frauen auch weiterhin dafür schämen. Wachsen sie hingegen damit auf, dass sie etwas ganz Natürliches ist, werden sie in einigen Jahren hoffentlich über die verrückten Werbespots mit Waschmittel-Blut lachen können.