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  4. Der Zusammenhang zwischen Zähnen und Frühgeburten und Infarkten

Bakterien ausser Kontrolle

Schlechte Zähne schaden Schwangerschaft und Herz

Neben Schmerzen und Schäden an den Zähnen können Zahnerkrankungen auch weitreichende Folgen für den ganzen Körper haben. Wie sagte schon Paracelsus: «An jedem Zahn hängt ein ganzer Mensch.»

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karies

Immer schön die Beisserchen strahlend halten.

Getty Images

Was haben Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Frühgeburten oder Rheuma mit den Zähnen zu tun? Mehr, als die meisten ahnen. Erst blutet das Zahnfleisch. Wird die Ursache nicht behandelt, droht Zahnverlust. Bei Parodontitis, der chronischen Entzündung des Zahnhalteapparats, können sich die Keime im gesamten Körper ausbreiten. Mit dramatischen Folgen: Herz, Gefässe oder sogar Schwangerschaften sind gefährdet. Chronische Entzündungen gelten in der Forschung bereits seit langer Zeit als Hauptverdächtige für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zahlreiche Studien haben in den vergangenen Jahren einen Zusammenhang zwischen Parodontitis und anderen Erkrankungen im Körper nachgewiesen.

Wer nicht richtig putzt, erhöht die Chance auf einen Schlaganfall

Über 800 Bakterienarten tummeln sich in unserem Mund. Die meisten von ihnen wehren gefährliche Krankheitserreger ab und schützen die Mundschleimhaut vor Infektionen. Gerät die Mundflora wegen mangelnder Hygiene aus dem Gleichgewicht, greifen die Bakterien den Zahnschmelz an, oder es kommt zu entzündlichen Veränderungen des Gewebes wie bei einer Parodontitis. Bei tiefen Zahnfleischtaschen haben die Keime leichtes Spiel. Sie dringen problemlos in den Blutkreislauf ein und verteilen sich mit dem Blut im gesamten Körper. Die gefährlichen Bakterien verursachen Entzündungen im ganzen Körper, lagern sich in den Gefässwänden ab. Es kommt zu Kalkablagerungen. Patienten, die unter chronischen Zahnfleischentzündungen leiden, haben laut Studien ein 2,7-fach höheres Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden. Das Schlaganfall-Risiko ist sogar um das 2,8-Fache erhöht.

Selbstverständlich ist eine Zahnfleischentzündung nicht die einzige Ursache für Arteriosklerose. Zahnerkrankungen hängen oft auch mit ungesunden Lebensgewohnheiten wie Rauchen, schlechter Ernährung oder Alkoholkonsum zusammen, was wiederum das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Parodontitis und Diabetes Typ 2 beeinflussen einander gegenseitig. Die Entzündung hat einen direkten Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Die Insulinresistenz wird verschlechtert, die Einstellung des optimalen Blutzuckerspiegels ist erschwert. Diabetes-Patienten haben ein erhöhtes Risiko, an Parodontitis zu erkranken als Menschen ohne Diabetes.

Der Zahn und das Kind

Auch den Verlauf einer Schwangerschaft kann die Zahnfleischentzündung beeinflussen und das Ungeborene in Gefahr bringen. Die Keime gelangen über den Blutkreislauf zur Gebärmutter. Dort kommt es zu einer Entzündungsreaktion, die zu einer vorzeitigen Wehentätigkeit oder zum Blasensprung und damit zu einer Frühgeburt führen kann. Die Zahnbett-Erkrankung ist bei Schwangeren ein grosses Risiko. Die Gefahr für eine Frühgeburt erhöht sich laut einer Studie um das 7,5-Fache. Tote Zähne bergen ebenfalls ein Risiko für Entzündungen. In chronischem Zustand werden Bakterien und Gifte von der Zahnwurzelspitze in die Blutbahn gestreut. Auch in weit entfernten Körperregionen können diese Keime Schaden anrichten. Ein abgestorbener Zahn gibt auch keine Warnsignale ab, die auf gesundheitliche Störungen wie etwa Karies hinweisen.

Vorbeugen ist besser

Um Zähne und Zahnfleisch dauerhaft gesund zu halten und eine Parodontitis zu vermeiden, ist eine gründliche Mundhygiene unumgänglich. Mindestens zweimal pro Tag, nach dem Frühstück und vor dem Schlafen, Zähne und Zunge reinigen. Danach Interdentalbürsten für die Zwischenräume benutzen. Laut Forschern aus Seoul senkt regelmässiges Zähneputzen das Infarktrisiko um neun Prozent.

Professionelle Reinigung

Mindestens einmal, besser zweimal pro Jahr sollte man die Zähne professionell reinigen lassen. Dabei werden auch die Zahnfleischtaschen gemessen. Im «European Heart Journal» ist nachzulesen: Eine jährliche professionelle Reinigung senkt das Infarktrisiko sogar um 14 Prozent.

Von Verena Thurner am 7. September 2020 - 16:00 Uhr