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Paradiesische Parallelwelten

Instagram ist coronafrei: die Weltreisen der Promis

Auf Instagram befindet sich gerade gefühlt jeder und jede (Bsp. Robbie Williams oder Cathy Hummels) in den Ferien. In den Bergen. In Dubai. Oder Mexiko. Weil es dort für die Einreise keine speziellen Vorschriften gibt. Auf Instagram sieht alles gut aus. Selbst Corona.

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Dubai, United Arab Emirates

Dubai lockt mit dieser Sykline, den Stränden und keiner Quarantänepflicht.

Getty Images

Es gibt gerade zwei Arten von Fenstern in unserem Leben. Schaut man durch die unserer Wohnungen und Häuser, sieht man: Der Frühling ist da – vielleicht … hoffentlich schon? Optimistischer Blick ohne Furcht vor einem weiteren Wintereinbruch. Man hört durch die Scheiben die Vögel zwitschern. Die Sonne scheint. Menschen laufen mit offenen Mänteln vorbei.

Der Blick durch die zweite Art von Fenster ist aber noch viel paradiesischer. Strand, Bikinis, Pool, Meer – auf Instagram sind gerade gefühlt alle in den Ferien. Freunde. Aber auch bekannte Influencer*innen. Vor allem in Dubai sind sie. TV-Millionärsfamilie Geiss beispielsweise ist zum Shoppen da, Cathy Hummels will «berufliche Termine» damit verbinden, es sich «so schön wie möglich» zu machen.

Model Fiona Erdmann oder Influencer-Super-Paar Sarah und Dominic Harrison sind aktuell gleich für immer nach Dubai ausgewandert, Miss Universe und Miss Earth feierten maskenlos Silvester mit Milliardären. Und all das wird ausgiebigst auf den Profilen in den sozialen Medien dokumentiert, kommentiert, inszeniert.

Überfunktion der Fernwehdrüse

Ohne Corona-Scham. Ohne Flugscham. Auch wenn sich die Welt hinter den Glasfenstern im Lauf des letzten Jahres verändert hat, auf Instagram ist immer noch alles schön. Sogar Dubai, mit seinem absolutistischen politischen System.

Es zieht die Menschen in alle Länder, in die sie noch einreisen dürfen. Bei TUI ging jede vierte Reise 2020 nach Griechenland, auch weil das Land gut durch die Krise kam. Das Fernweh der Daheimgebliebenen wird durch diese Instagram-Reisekampagnen weiter geschürt. Auch wenn der Bundesrat nach wie vor empfiehlt, auf nicht notwendige Reisen zu verzichten.

Man ist sich uneinig…

Und sofort ist sie wieder da, die Zwickmühle, in der sich viele befinden. Darf ich alles machen, was nicht verboten ist? Muss ich zu Hause bleiben, obwohl andere verreisen? Macht mein Verhalten wirklich den Unterschied? Ist es nicht vielleicht sogar sicherer in einem anderen Land? Kann man das überhaupt abschliessend beantworten?

Auch die Fans der entsprechenden, reisenden Prominenten sind sich gemäss der Kommentare unter den Posts nicht einig. «Es ist ja nicht so, dass ich es dir nicht gönne, aber musst (du) den zum Businesstrip deklarierten Urlaub denn ständig posten? Hier sterben gerade so viele Menschen wie noch nie an Corona», kommentiert eine Nutzerin etwa ein Strandfoto von Hummels. Sehr viele Kommentare sind aber auch positiv.

Doppelte Vermissung

Fakt ist: Die Bilder dieser Parallelwelten, in denen alles noch in Ordnung zu sein scheint, entfachen gleich zwei Arten von Fernweh. Dem örtlichen, dem nach Strand und Sonnenschein – und vielmehr noch, das zeitliche: die Vermissung einer vergangenen Normalität. Einer ohne Masken.

Von Rahel Zingg am 17. Februar 2021 - 16:09 Uhr