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Unkomplizierte Kindererziehung

Das können wir uns von indigenen Völkern abschauen

Wir alle möchten unsere Kinder zu freundlichen, hilfsbereiten und selbständigen Menschen erziehen. Dabei tendieren wir jedoch oft dazu, unseren Nachwuchs etwas gar stark zu behüten. Dass das nicht nötig ist, zeigt sich am Beispiel verschiedener indigener Kulturen.

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Kindererziehung: Das können sich Eltern von indigenen Völkern abschauen

Die Inuit gelten als besonders gelassene Eltern.

Getty Images

Kommt ein Baby zur Welt, ist es oft schnell passiert: Obwohl wir uns so sehr vorgenommen haben, im Umgang mit dem Kind völlig locker zu sein, ertappen wir uns plötzlich dabei, dass wir gar nicht so weit entfernt sind von den Helikopter-, Rasenmäher- oder Schneepflug-Eltern, die wir vor der Geburt natürlich noch belächelt haben. Wir versuchen, unseren Kindern das Leben so leicht wie möglich zu gestalten und bemühen uns, ihnen den Weg zu einer guten Zukunft zu ebenen. Was dabei oft auf der Strecke bleibt, ist die Gelassenheit.

Um dieser in der Erziehung mehr Platz zu gewähren, können wir uns ein Beispiel an indigenen Völkern nehmen. Zu diesem Schluss kam die US-Journalistin Michaeleen Doucleff, nachdem sie mit ihrer 3-jährigen Tochter Rosie indigene Kulturen auf drei Kontinenten besucht hat. Sie lebte in einem mexikanischen Maya-Dorf, in der Arktis bei den Inuit und bei einer Hadza-Familie in Tansania. Über ihre Erlebnisse berichtet sie im Buch «Kindern mehr zutrauen».

Kinder stehen nicht ständig im Mittelpunkt

Eine wichtige Erkenntnis von Doucleff ist: Anders als bei uns, dreht sich in indigenen Kulturen nicht alles um die Kinder. Generell herrsche aber ein liebevoller Umgangston und die Eltern seien nicht sehr streng. Es werde kaum geschimpft, gebe kein Geschrei, stattdessen sei man ruhig und entspannt. Auf leben-und-erziehen.de berichtet Michaeleen Doucleff: «Die Eltern werden nie laut, wirklich nie.» Der Grund: Die indigenen Völker würden nach dem Grundsatz leben, «schreien wir Kinder an, erziehen wir sie dazu, nicht zuzuhören.»

Kein Stress bei Wutanfällen

Selbst bei Wutanfällen der Kleinen würden die Erwachsenen gelassen bleiben. Eindrücklich erlebt hat das Doucleff bei den Inuit. Diese sollen davon ausgehen, dass Kleinkinder wütend werden, weil sie noch keine Vernunft besitzen. Deshalb gebe es für die Erwachsenen auch keinen Grund, auf die Kinder wütend zu sein, wenn sie sich mal nicht vorbildlich benehmen. Diese Ruhe der Eltern überträgt sich wiederum auf die Kinder.

In den Haushalt einbeziehen

Bei den Mayas ist der US-Journalistin aufgefallen, wie hilfsbereit die Kinder sind. Gemäss Doucleff haben sie freiwillig die Wäsche gemacht, gekocht und abgewaschen. Das klappt offensichtlich so gut, weil sie von klein auf in die Hausarbeit miteinbezogen werden. Gelingt ihnen etwas nicht so gut, werden die Kinder dafür nicht kritisiert. Das stärkt die Selbständigkeit der Kinder und lässt sie gerne helfen. Mit Lob gehen die Mayas jedoch genauso sparsam um wie mit Kritik. Es ist einfach normal, dass jeder tut, was für ihn möglich ist.

Einfach mal machen lassen

Als sehr selbstbewusst gelten die Kinder der Hadza in Tansania. Laut Doucleff, weil ihnen von klein auf sehr viel zugetraut wird und sie viele Freiheiten geniessen. Die Eltern passen zwar auf, dass nichts passiert, geben aber wenige Regeln vor und sind auch nicht ständig zur Stelle, wenn die Kinder Hilfe bräuchten. Zuerst sollen sie selbst versuchen, ein Problem zu lösen.

Natürlich lassen sich die Erziehungsgrundsätze der indigenen Völker nicht eins zu eins auf unser Leben übertragen. In der Stadt ist es etwa zweifellos zu gefährlich, ein Kind einfach mal allein losrennen zu lassen. Trotzdem gibt es in unserem Leben bestimmt die eine oder andere Situation, in der wir uns mal bewusst zurücknehmen und dem Kind freie Hand lassen können.

Von fei am 22. Januar 2024 - 07:00 Uhr