Den 9. März 2015 wird Schauspieler Beat Schlatter wohl nie vergessen. Der heute 57-Jährige war am Mittag am Bahnhof Meilen, ass am Güggeli-Stand ein halbes Poulet und schaute auf der gelben Anzeigentafel nach den Abfahrtzeiten der Züge.
Plötzlich und ohne Vorwarnung wurde Schlatter von hinten angegriffen. «Ich spürte zwei Schläge und war weg», sagte der Schauspieler drei Wochen nach der Tat im Interview mit der «Schweizer Illustrierten». «Mein Glück war, dass ich sofort bewusstlos wurde. So hörte der Täter irgendwann auf, mich zu schlagen.»
Schwere Verletzungen
Der Täter, das war der damals 41-jährige Massimo R. Beat Schlatter wurde nach dem Angriff sofort ins Unispital Zürich eingeliefert. Die traurige Bilanz: schwere äussere Verletzungen am Kopf und an den Beinen, dazu Prellungen am ganzen Körper. «An drei Stellen wurde ich genäht: an der Nase, unter dem linken Auge und im Mund», erzählt Schlatter.
R. war schon wenige Tage vor der Attacke auf Schlatter gewalttätig geworden. Im Zug griff er einen 23-jährigen Pendler an. Er schlug den Mann krankenhausreif. Massimo R. wurde damals festgenommen, aber kurz darauf wieder freigelassen, da sein Opfer keine Anzeige erstattete. Anders Beat Schlatter: Der Schauspieler zeigte den Schläger an, und dieser wurde zu einer Haftstrafe verurteilt.
Nun, vier Jahre nach dem Überfall, ist Schlatters Angreifer tot. Das sagt der Schauspieler gegenüber SI online: «Ich habe über mehrere Ecken mitbekommen, dass er gestorben ist. Da geht einem natürlich schon viel durch den Kopf», sagt der Zürcher. Recherchen von SI online bestätigen, dass Massimo R. am 22. Oktober 2018 in der Gemeinde Herrliberg ZH im Alter von 44 Jahren verstarb.
Täter war psychisch krank
Schlatter erzählt weiter, dass R. unter Schizophrenie und Drogenabhängigkeit gelitten habe. «Er musste damals vor Gericht versprechen, dass er regelmässig seine Medikamente nimmt und nie mehr zu Drogen greift.» Der Schauspieler kennt die genauen Umstände des Todes nicht, glaubt aber, dass R. seine Versprechen nicht einhalten konnte.
«Ohne medikamentöse Behandlung und unter dem Einfluss von Drogen war er eine echte Gefahr», so Beat Schlatter. Massimo R. war ehemaliger Kung-Fu-Kämpfer, wurde aber aus seinem Verein geworfen, als er einem anderen Schüler beim Training ohne Vorwarnung heftig ins Gesicht schlug. «Darum habe ich eigentlich noch Glück gehabt. Er hätte mich viel schlimmer verletzen können.»
«So etwas wünscht man niemandem»
Schlatter sagt, er habe gewusst, dass er noch einmal von R. hören würde: «Ich hatte eine Vorahnung, dass er wieder zu Drogen greifen würde.» Schlatter fürchtete deshalb neue Angriffe auf Unbeteiligte. «Dass er aber an seinen Krankheiten sterben würde, hätte ich nicht gedacht.»
Kontakt hatten Beat Schlatter und Massimo R. keinen. «Bei Dreharbeiten vor einigen Jahren kam ein Statist auf mich zu. Er sagte, dass R. ein Bekannter von ihm sei und wieder Drogen nehme.» Trotz der schweren Verletzungen hätte sich Schlatter für seinen Angreifer ein anderes Schicksal erhofft. «Auch wenn es eine heftige Zeit für mich war. So etwas wünscht man niemandem.» Ihm selber ginge es heute aber wieder sehr gut. «Ich habe andere, ganz normale Probleme», sagt der Schauspieler lachend.