Was kommt, das kommt. Das ist im Leben so wie in der Liebe», philosophiert Ski-Queen Lara Gut, 26, vor geraumer Zeit in einem Interview. Jetzt ist es gekommen, «das Schönste, was mir je passieren konnte», wie Gut im März via Facebook in die Welt hinausschrei(b)t.
«Das Schönste» ist für Lara: Valon Behrami, 32, Profifussballer und Nati-Star. Der gebürtige Kosovo-Albaner ist, so wie Lara, im Tessin aufgewachsen. Eine Kämpfernatur. Eigenwillig. Rebellisch. Leidenschaftlich. «Mit ihm habe ich die Kraft erfahren, wie es ist, zu zweit zu sein und eine Person neben sich zu haben, die dich an die Hand nimmt und dich nie allein lässt», schreibt sie.
Gut mit Schmetterlingen im Bauch. Behrami gesteht am Tag nach ihrem Liebesouting: «Ich bin sehr, sehr happy.» Medien schustern sofort einen boulevardtauglichen Namen fürs neue Traumpaar zusammen: Valara. Lara begleitete ihren Valon an die WM, stärkte ihm den Rücken und gab ihm den Kick, den er brauchte.
Nach dem Aus im Achtelfinal dann die Überraschung. Am 11. Juli gab sich das Paar im Tessin im Beisein seiner engsten Freunde und der Familie das Jawort. Die Hochzeit arrangierten sie gerade mal zwei Wochen im Vorraus. «Wir sind sehr glücklich», erklärte Lara Gut gegenüber der «Schweizer Illustrierten».
Der einen Freud, der anderen Leid. Heikel ist: Behrami trennte sich erst vor im Februar offiziell von Elena Bonzanni, 35, Mutter seiner beiden Töchter Sofia, 9, und Isabel, 1. Zwölf Jahre war die Italienerin die Frau an der Seite des Schweizers. Zum Liebesaus mochte Behrami «aus Respekt gegenüber meiner Familie» keinen Kommentar abgeben.
Wie sie sich kennenlernten, bleibt Laras und Valons Geheimnis. Laut «Blick» funkt es zwischen beiden im Dezember – bei einer Ausfahrt in Behramis rotem Ferrari 488 GTB (670 PS, Höchstgeschwindigkeit 330 km/h). Wenig später flanieren die Liebenden in Barcelona und bestaunen Gaudís berühmte «Casa Batlló».
Was sie verbindet, ist die Liebe zu den Angehörigen. «Wir sind eine normale Familie aus dem Tessin. Papa war Berufsschullehrer, Mama Sportlehrerin», sagt Lara. Einen engen Draht hat sie zu ihrem Bruder Ian, 22. Behramis Vater Ragip flüchtet 1989 mit Ehefrau Halime, Valon und dessen älterer Schwester Valentina aus ihrer Heimatstadt Mitrovica im Norden Kosovos vor dem Jugoslawienkrieg.
Behramis landen im Dorf Stabio TI, Mutter Halime arbeitet Schicht als Putzfrau, mehrfach droht die Abschiebung. «Die ersten Monate waren hart. Meine Schwester und ich weinten die ganze Zeit», erinnert sich Valon.
In einer Kampagne für Amnesty International offenbart er später, dass sein Onkel und sein Cousin erschossen wurden. Der Tessiner Grossrat Alex Pedrazzi rettet Behramis Familie auf Dauer vor einer Ausweisung. 2002 erhält Valon den Schweizer Pass.
Aussenseiter sein – dieses Gefühl kennt auch Lara. Mit 16 als Ski-Schätzchen bejubelt, mutiert sie in den Medien schnell zur arroganten Zicke. Sie hat ihren eigenen Kopf, zeigt der Öffentlichkeit, dass sie nicht nur das schnelle, in Kameras strahlende Blondchen ist.
Lara ist blitzgescheit, neben ihrer Muttersprache Italienisch spricht sie Französisch, Englisch, Spanisch. Deutsch bringt sie sich als Zehnjährige selbst bei. Mit frechen Sprüchen wie «Steil ist geil» sorgt der selbstbewusste Wirbelwind für Kopfschütteln, und als sie sich über ihren Trainer «unangebracht» auslässt, wird sie von Swiss-Ski für zwei Rennen gesperrt. «Ich hatte stets das Gefühl, eine Aussenseiterin zu sein», gesteht sie vor vier Jahren.
Nur Harmonie darf man nicht erwarten
Auch Valon eckt an in seiner Wahlheimat – mit seinem Ehrgeiz. In der Nati findet Behrami lange Zeit nicht seinen Platz, klagt 2007 über den damaligen Trainer Köbi Kuhn: «Mich persönlich stört die Familienstimmung in der Schweizer Nationalmannschaft. Ich habe immer das Gefühl, wir seien auf einer Schülerreise.» Behrami wird als «Nestbeschmutzer» beschimpft, dabei bemängelt er nur das Harmonie-Streben.
Nur Harmonie erwarten darf man auch nicht in der Beziehung von Lara und Valon. Wie wird sie mit seiner zum Teil launischen Art umgehen? Damit, dass er zu Hause ziemlich faul ist, häufig auf dem Sofa rumhängt, PS4 spielt – am liebsten NBA, wie er gesteht.
Laras Zeit mit dem Schönsten beginnt erst
Es gibt auch Unterschiede bei Valara: Valon liebt Mode (Louis Vuitton), Shoppen («Verwandten, die im Krieg ihr Zuhause verloren, kaufte er ein neues», verriet seine Mutter) und schnelle Autos. Neben dem Ferrari stehen ein Porsche Cayenne Turbo und ein Mini Cooper S in seiner Garage. Lara dagegen zieht es vor, Bücher zu lesen, zu campen – und das Teuerste, was sie sich je leistete, war vor ein paar Jahren ein Abendkleid für die Sports Awards.
Gemeinsam ist Valara die Uhr am Handgelenk: Rolex. Behrami leistete sie sich selbst, Gut trägt ihre, weil sie von der Luxusmarke gesponsert wird. Aber das ist egal. Laras Zeit mit dem Schönsten beginnt erst …
Mitarbeit Eva Breitenstein, Iso Niedermann