Stressball, der: ein formbares Spielgerät mit einem Durchmesser von etwa 7cm, das von der Hand gepresst wird, um Stress und Muskelverspannungen abzubauen. Ausserdem ist wissenschaftlich bewiesen, dass durch das manuelle Ablenkungsmanöver Denkblockaden gelöst werden. Die Welt gleicht derzeit einem Labyrinth aus angsteinflössenden Bildern und schockierenden Nachrichten. Das Unheil ist so nah und doch so fern, man weiss nicht, wohin das alles führt. Das Hirn raucht, die Büros sind leer.
Die Panik hockt in den Köpfen, die Hände recken nach Hilfe. Dass eine Generation, die von «anxiety» geprägt ist, nach einem Statussymbol lechzt, das die nervösen Finger still hält, macht mehr als Sinn. Wolkenartige, sündhaft teure Clutches aus knautschigem Leder schleppt man wie Kissen über die Fashion Weeks – jederzeit bereit, das besorgte Haupt zu betten. Sie hängen nicht an Riemen von Schultern, sie klemmen unterm Arm, unentspannt an den melancholischen Körper gedrückt.
Die Urmutter der Knautsch-Clutches, «The Pouch» von Bottega Veneta, ist die am schnellsten verkaufte Tasche der Geschichte. Hunderte davon gehen wöchentlich über die gut desinfizierten Ladentheken. Brands wie Isabel Marant und Chanel ziehen nach und schiessen luxuriöse Pendants zum fellfrei gezüchteten Kuscheltier hinterher. Denn in einer Zeit, in der man sich nicht mehr die Hand schütteln, geschweige denn sich umarmen darf, ist die Tasche vielleicht der einzige Körperkontakt, den wir noch bekommen. Und der löst schliesslich, wie wir alle wissen, auch Stress.