Ade Zürich, ciao Milano, ade Regen, ciao Amore! Wer mit so viel Vorfreude anreist, muss vom Leben belohnt werden. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, die Wintermäntel landen im Kofferraum – und bleiben da auch. Neidisch? Verständlich.
Der Gucci-Flop
Aber auch wir hatten neidisch zu sein. Auf all diejenigen nämlich, die diese Saison ein Gucci-Ticket ergattern konnten. Nö, wir zählten leider nicht dazu. Wärs so gewesen, hätten wir von einem spektakulären Setting berichten können, wie die Gäste durch den Backstage-Bereich hereingebeten wurden, zusehen konnten, wie die Hair- und Make-up-Artists die Models für die Show vorbereiten. Wir hätten berichten können, wie die Schneiderinnen und Schneider mit auf den Runway durften, dass dieser einer Art Zirkuszelt glich … Mode, Zirkus, hint hint. Bravo, bravo Alessandro Michele, einmal mehr!
The Show must go on
Wo die einen mit Überraschungsfaktor imponieren, versuchen die anderen mit Beständigkeit und Tradition zu überzeugen. Alessandro del Aqua, Kreativdirektor von N°21, liess seine Models wie jede Saison zum selben Song laufen: «Love is a Battlefield» von Pat Benatar. Sollen wir da was hineininterpretieren? Oder einfach ohne Ablenkung die hübschen Kleider geniessen? Wir entscheiden uns für Letzteres.
Da uns leider auch Jil Sander diese Saison keine Karten gönnen wollte, gings weiter zur Präsentation von Brunello Cucinelli – feinste Materialien zu bestem Champagner. Und ein krasser Gegensatz zum nächsten Programmpunkt. Die Präsentation von Moncler Genius. In einer riesigen Lagerhalle präsentierten Designer wie J.W. Anderson, Simone Rocha und Richard Quinn zu dröhnender Elektromusik ihre Kollektionen für das italienische Label, das einst fast ausschliesslich für seine Pufferjacken bekannt war. Die Location, die Inszenierungen, die Menschen, der Lärm … Ein Spektakel! Und unser unangefochtenes Highlight von Tag 1.
Jetzt wäre Italien ja aber nicht Italien, wenn man sich nicht um halb 10 Uhr abends noch irgendwo eine ordentliche Portion Kohlenhydrate genehmigen würde. Wir tatens im Torre di Pisa, einer Trattoria im Stadtzentrum, wie sie italienischer nicht sein könnte: klein, eng, laut, sämtliche Kellner mit Bäuchlein und jenseits der 60.
Das Brot wog 0.7 Gram pro Stück, war staubtrocken und schmeckte nach gar nichts. Der einzige Wein: «Vino della Casa», kommt in der Karaffe, klein, mittel oder gross. Die Carciofi con Limone e Parmegiano waren ein Traum, die Spaghetti Carbonara ein absolutes Gedicht. Kurz: Ein Italiener vom feinsten, mit allem, was dazugehört! Sagen wir. Und la grande Stammkundin Miuccia Prada. Es wird mal wieder klar, die Frau weiss, was gut ist.
Und weil es sich mit vollem Magen so schlecht schlafen lässt, gings zu Fuss nach Hause. Passeggiata, Amore! Total schön für den Herrn Müller, aufgrund der Neuheit des Schuhwerks total schmerzhaft für das Fräulein Müller. Noch keinen Tag hier und schon die ersten Blattern. Unsere Fashion Week hat offiziell begonnen.