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  4. Pulli kürzen: Auf Instagram stecken ihn alle in den BH

Heisser Fashion Hack oder irgendwie heikel?

Was passiert, wenn alle ihre Pullis in BHs stecken

Jogginghose und Sweater als übergrosses Set sind ein Riesending. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wer das mit Würde und Tennissocken trägt, beweist Stilsicherheit. So manchem Influencer reicht das nicht. Er wurstelt sich den Pulli bauchfrei. Mensch! Müssen wir denn wirklich immer sexy sein?

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Claire Rose Cliteur.

Instagram/clairerose

Mein Bauch und ich – das war keine Liebe auf den ersten Blick. Nun, mit 35 Jahren, von denen ich zwei mit regelmässigem Pilates verbracht habe, bin ich stolz auf ihn. Er hat mich Schweiss und Geld gekostet, drum trage ich plötzlich ab und an bauchfrei. Ja, ich schneide sogar T-Shirts ab. Mit 35, wo der Verfall ja eigentlich schon längst so richtig an einem nagt und zieht und zerrt. Peinlich? Hmm, ja vielleicht. Aber wenn nicht jetzt, wann dann? 
Neuerdings posen sich auf Instagram vermehrt Influencer durch meinen Feed, die in hippen Jogginghosen mit XL-Sweatern durch die Strassen hüpfen oder aus Betten in Spiegel blitzen. Weil das Ensemble mit der schwierigen Lotter-Vergangenheit nun aber den trainierten Internet-Body gänzlich verhüllt, schlagen sie den Pulli nach innen ein und stopfen ihn sich unter den BH. So wird der Schlabberpulli zum sexy Crop Top – alles für die Likes! Und den flachen Bauch-Neid.

Peinlich?

Gute Frage. Ja. Irgendwie schon. Gerade waren wir alle eingesperrt, hatten keinen Grund in Knackarsch-Jeans am Laptop zu sitzen – der gut abgeschmeckte Jogginganzug mit Schmuck, Sneakern oder gar Loafern wurde zum guten Ton der Pandemie. Heiss aussehen? Man hatte andere Probleme, könnte man meinen. Nicht der Influencer, der natürlich trotzdem arbeiten und Fans anwerben muss. Macht er uns damit aber nicht ein unnötig schlechtes Gewissen? Weil er immer noch so makellos aussieht, als hätte er täglich Barre-Klassen besuchen können? Weil wir uns ein bisschen haben gehen lassen und unterm Pulli nicht mehr alles ist wie vorher? 
Zudem war der Jogginganzug doch stets irgendwie stoffgewordene «Zero Fucks given»-Mentalität. Bewusstes Unschön-Sein. Muss das denn jetzt ernsthaft sexualisiert werden? Und ist eine Frau nur dann attraktiv, wenn sie Haut zeigt? Herrje. Man stelle sich das unsichere, junge Menschlein von heute vor, das sich dem Trend jetzt völlig unterworfen fühlt. Das sich zu dick oder zu dünn für das Hochschnallen der Oberbekleidung fühlt. Nun entspricht so ein Influencer ja meist nicht der Körpernorm.

Jetzt ist das natürlich folgendermassen: Alles kann, nichts muss. Eine Frau (und auch ein Mann) kann auch in einer ausgebeulten Baumwoll-Büx mit textilem Elefanten-Po zum passenden Sack mit Kapuze bezaubernd und stimulierend aussehen. Ist da aber das Bedürfnis, mit einem Streifen Haut einen draufzusetzen, dann ist auch dagegen nichts einzuwenden. Wer stolz auf seinen Körper ist, darf und soll den zeigen.
Zurück zur Frage, ob das mit dem Pulli im BH nicht total peinlich ist: irgendwie nicht. Mach ich vielleicht auch mal. Wenn mir danach ist.

PS: Für alle, denen Jogginganzüge total egal sind

Ob man nun bauchfrei sein will oder nicht – Fakt ist: Steckt man den Saum in den BH, wird der Pullover kürzer. Das kann so aussehen, als hätte man ihn in den Hosenbund gestopft (was in der Praxis oft sehr unbequem sein kann). Hat man obenrum genügend Stoffvolumen und ist die Hose hoch genug geschnitten, schliesst das wunderbar ab. Ein praktischer Hack zum Abschluss quasi.

Für den interessierten Rest: Inspo!

Von Style am 11. Juni 2020 - 18:09 Uhr