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Moirée-Gründerin über ihre Kunst-Puzzles

«Mit fettigen Händen wird nicht gepuzzelt»

Die junge Bündnerin Annina Müggler weiss, wie es sich anfühlt, wenn irgendwie ein Teilchen fehlt: Mit ihren zum Sterben schönen Puzzles will sie zeitgenössische Kunst haptisch erfahrbar machen. Ästhetik trifft auf Abschalten. Wir haben mal bei Annina nachgefragt: Wie sieht der perfekte Puzzle-Abend aus?

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Rita Palanikumar fotografiert Moirée

Moirée verwandelt das Stilleben der iranischen Künstlerin Shirana Shahbazi in ein Puzzle. 

Rita Palanikumar fotografiert Moirée

Leise rieselt der Schnee, es wird schneller dunkel als man «Zwischen den Jahren» sagen kann. Wer jetzt gestresst von Baum zu Baum hetzt, der halte mal eben inne und geniesst die magische Zeit, die kommt. Ein neues Jahr. Neue Chancen, neue Herausforderungen. Ein neues Hobby? Eins, das Sinne und Geist gleichermassen stimuliert. Die Bündnerin Annina Müggler hat uns mit ihrem Projekt Moirée den Weg zu Digital Detox und Selfcare veredelt: Mit Puzzles, deren traumhafte Motive nach getaner Arbeit tatsächlich als Kunstwerk an der Wand (an die wir so lange uninspiriert gestarrt haben) durchgehen. Da tanzen keine Disney-Prinzessinnen. Kein Delfin springt durch den Sonnenuntergang. Man ermüdet nicht an Van Goghs expressivem Pinselstrich.
In der ersten Moirée-Edition darf man in ekstatischer Ruhe Werke ihrer Lieblingskünstler zusammenbasteln: In den leinenbezogenen Schachteln findet man ein Portrait vom Schweizer Walter Pfeiffer, ein Stilleben der iranischen Künstlerin Shirana Shahbazi und eine «Blume im Haar» von der deutschen Fotografin Larissa Hofmann – alles in 1000 Teilchen.
Wir haben mal bei Annina, die neben ihrer Arbeit als Verlegerin in der Kommunikation tätig ist, angeklopft, um nachzufragen, was Puzzlen auf ein neues Level hebt.

Style: 1000 Teilchen – um Himmels Willen! Wie hält man durch? Wie wird Puzzlen aufregend?
Annina Müggler: Puzzeln ist eine Reise. Das wird nicht erledigt, sondern in Etappen erschaffen. Das ist eben gerade nicht aufregend, sondern entschleunigend und meditativ. Das letzte Teilchen, das das Puzzle dann vervollständigt, krönt aber auf jeden Fall ein Erfolgsmoment.

Woher kam der Mut zum Nebenprojekt?
Es kann nicht sein, dass man nur Ideen hat und keine umsetzt. Ich hatte die Zeit, die Vision und bald auch grossartige Künstler*innen, die die Begeisterung für das Projekt mit mir teilten.

Warum gerade Kunst in Form von Puzzles?
Weil Puzzeln grossartig ist, die meisten Sujets mir aber keine Freude bereiten. Und weil ich begeistert bin von Kunst und Künstler:innen, mir ein Werk aus der Galerie aber nicht leisten kann. Mit Puzzles kann ich Kunst auf eine neue Art zugänglich machen, Stunden damit verbringen und zum Schluss ein Original meiner Lieblingskünstler an die Wand hängen.

Was bringt dich (neben Puzzeln) runter?
Spaziergänge mit meinem Hund Robo.

Was treibt dich an?
Unzufriedenheit mit einem Zustand oder Ergebnis setzt bei mir neue Energien frei. Ich will immer das vorhandene Potenzial ausschöpfen und gebe mich nicht gerne mit Kompromissen zufrieden.

Warum hast du dich für diese drei Motive entschieden?
Ich habe mich erst für die Künstler*innen entschieden. Shirana Shahbazi ist für mich eine der beeindruckendsten Künstlerinnen in der Schweiz. Mit ihrer Fotografie kreiert sie neue Sphären mit der Anmutung eines Gemäldes. Walter Pfeiffer ist ein wahrer Meister, seine Bilder sind ein perfekter Balanceakt zwischen Schönheit und Humor. Und Larissa Hofmann ist eine sehr ausdrucksstarke junge Fotografin, die Weiblichkeit sehr heroisch und einfühlsam inszeniert. Die effektiven Motive habe ich jeweils mit den Künstler*innen gemeinsam ausgesucht.

 

Annina Müggler

Annina Müggler: «Puzzeln ist eine Reise. Das wird nicht erledigt, sondern in Etappen erschaffen. Das ist eben gerade nicht aufregend, sondern entschleunigend und meditativ.»

Moirée

Du bist ein sehr visueller Mensch – was inspiriert dich?
Ich bin nicht nur ein visueller Mensch, ich bin auch ein haptischer Mensch. Inspiration suche ich dementsprechend gerne in Magazinen, Büchern, Galerien, auf Märkten, in Städten, unter Menschen.

Hast du schon als Kind gerne gepuzzelt?
Absolut. Ich habe mit vier Teilen angefangen und mich altersgerecht hochgearbeitet. Ich habe im Freundschaftsheft unter der Rubrik «Hobbies» aber nie puzzeln hingeschrieben. So leidenschaftlich war die Beziehung dann auch wieder nicht.

Gibt es bei dir Digital Detox?
Im Alltag habe ich leider nicht viel Spielraum, um auf Computer oder Mobile zu verzichten. Am Wochenende und im Urlaub suche ich aber doch bewusst ein Gegengewicht dazu…zum Beispiel beim Puzzeln.

Deine Puzzle-Essentials?
Ganz klar, eine gute Indie- oder Soul-Playlist für die Ohren, Wein und Snacks für den Gaumen. Aber auf keinen Fall Chips! Mit fettigen Händen wird nicht gepuzzelt.

Wäre ja auch zu schade. Was wünscht du dir für die Zukunft von Moirée?
Viele Leute, die die Freude an den Puzzles mit mir teilen und wer weiss, vielleicht bald eine zweite Edition.

Hast du selbst Vorsätze fürs neue Jahr?
Vorsätze nehme ich mir jeden Morgen, nicht nur zum Jahresbeginn.

Danke für die Inspo, Annina 🖤

Von Style am 27. Dezember 2022 - 10:00 Uhr