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Muss das denn?

Wieso Gwyneth in ihrer eigenen Serie unnütz ist

Alle reden vom «Goop Lab» und Gwyneth Paltrow lacht sich mal wieder ins vergoldete Fäustchen. Unsere Autorin macht das etwas ungehalten. Sie hat die Serie nämlich gebinge-watched und findet: Gwyneth? Brauchts da gar nicht.

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Goop Lab

Hauptsache untenrum: Gwyneth steht vor einer pinken Rosen-Vulva.

Getty Images
Laura Scholz
Laura Scholz

«Shakespeare in Love» war nicht so meins, ich mochte aber den Oscar-Look, den Gwyneth Paltrow 1999 trug. «The Royal Tenenbaums» ist Kult, für «Schwer verliebt» hätte man sich die Produktionskosten sparen können, wenn ihr mich fragt. Ich mag Obst, möchte mein Kind deswegen aber noch lange nicht Apfel, Birne oder Kiwi nennen. 

Mein Verhältnis zu Gwyneth Paltrow ist gespalten. Warum kann ich so genau nicht sagen. Sie ist preisgekrönt, hat Hollywood den Rücken gekehrt, als es am schönsten war, hat aus einem Lifestyle-Newsletter ein millionenschweres Unternehmen gemacht, lebt vor, dass glückliche Patchwork-Familien keine Rosarote-Brille-Fantasie sind und altert (soweit ich das beurteilen kann) in leider nicht ganz selbstverständlicher und deshalb umso bezaubernderer Würde. Bis hierhin eigentlich #Goals. Find ich gut, Hut ab. 
Dann gibt es da aber das (Ex-)Makrobiotische, das «Conscious Uncoupling», die 24-Karat Gold-Dildos und Vagina-Kerzen. Muss das? Die Antwort ist «ja». Das Gute und gleichzeitig Schlechte an der Frau ist nämlich, dass sie keine halben Sachen macht. Hat sie Erfolg, dann so richtig. Nervt sie, dann so richtig.

Gwyneth knows best

… das jedenfalls scheint ihre Aura einem permanent unter die zugegebenermassen ja empfängnisbereite Nase zu reiben. Und man kauft es ihr ab. Wie sonst könnte sie seit 2008 ein Wellness- und Lifestyle-Unternehmen mit strammen Schritten Richtung Weltherrschaft lotsen, das 15'000-Dollar-Dildos aus Gold, Kamelmilch, Baby-Louboutins und ganz neu eben auch Kerzen mit «This Smells Like My Vagina«-Duftnote vertickt. Randnotiz: Die Kerze ist selbstredend Sold! Out! Was sonst?

Apropos Vagina. Welchen Körperteil das ganz genau beschreibt, lernt die 47-Jährige Kerzen-Verkäuferin gerade erst auf Netflix. Da nämlich sitzt sie, bis zur Porenlosigkeit ausgeleuchtet, in ihrem «Goop Lab» aka auf der nächsten Sprosse zur bereits erwähnten Weltherrschaft, und scherzt mit Experten über Dinge wie Orgasmus-Workshops, Magic Mushrooms und Atemtechniken, die unbesiegbar machen. Warum? Weiss eigentlich kein Mensch. Wenns ans Eingemachte geht, schubst sie nämlich buchstäblich lieber ihr Team ins kalte Wasser, als selbst hineinzuspringen. Es macht natürlich irgendwo Sinn: Wo Goop draufsteht, ist Gwynnie drin, und sie ist nunmal das glänzende Show-Pferd, das den Karren zum Erfolg zieht. Einen Gefallen tut sie sich mit ihren Cameos trotzdem nicht. 

 

Ach, die Vagina ist gar nicht das Gleiche wie die Vulva? Nö. Vor laufender Kamera Halluzinogene schlucken und während stundenlanger Heul- und Lachflashs das verkorkste Innere nach aussen spülen? Sollen mal schön die anderen machen. Gwyneth sitzt lieber in zuckrige Pastellfarben und gleissendes Beauty-Licht gehüllt auf ihrem rosa Sofa und sagt Dinge wie «amazing» und:

Wozu sie sich in den bisher sechs Folgen gerade noch hinreissen lässt, sind ein Facial, eine Fastenkur und Liegestütze – sprich kuschelige Wattebäusche, die ihre Comfort Zone tapezieren. Aber geht es in «Goop Lab» nicht um das exakte Gegenteil? Neues wagen, Grenzen austesten, diesdas? Vielleicht lag meine Erwartungslatte zu hoch, aber eine, die sich gegen Harvey Weinstein ausspricht, ihren Struggle mit Postnatalen Depressionen gesteht und nur zu gern über Untenrum-Steamings schreibt und Rosenquarz-Intim-Eier verkauft, kann sich doch vielleicht zu ihren Kollegen in den Bodenkreis legen und gegen ihre Ängste anatmen.

Von Laura Scholz am 5. Februar 2020 - 18:00 Uhr