«Wir leben in Zeiten der Retrotopia, die Utopie liegt irgendwie in der Vergangenheit, weil uns momentan eine zukunftsfähige Vision fehlt», sagte Zukunftsforscher Tristan Horx einst zur Zeit. Und besonders zu Weihnachten, und besonders diese Weihnachten, ist die Gefahr gross, nostalgisch zu werden.
Denken wir beispielsweise an unser Jugendzimmer. Unser Territorium damals. Das allererste eigene im ganzen Leben. Ein Ort, an dem gedacht, geträumt, gesumpft und aus dem sich später – währen der rebellischen Phasen – nachts rausgeschlichen wurde. Weg wollte man dann immer. Möglichst weit, um zu beweisen, wie unabhängig man war. Irgendwann wird man es dann tatsächlich. Zieht aus. Und die Gefühlslagen drehen sich.
Man schätzt Dinge wieder, über die man davor noch nicht einmal nachgedacht hatte. Nachdem man das Weite gesucht hatte, sucht man wieder die Nähe, denn die Welt da draussen ist toll und aufregend – aber die Welt, die man dort drinnen hatte, war auch gar nicht so schlecht.
Das gilt für vieles, in Bezug auf seine Jugend. Und eben auch für das Jugendzimmer und dessen Einrichtung. Die lässt man irgendwann hinter sich. Ein paar Dinge waren gar nicht mal so schlecht und man fragt sich: Warum waren die nur unseren jugendlichen Ichs der Neunzigerjahre vorbehalten? Folgende:
1) Lavalampe
Was gibt es beruhigenderes als die Blubber in dieser Lampe. Dieser kleine geschlossene Organismus, der sich nach eigenen Regeln bewegt. Mittlerweile schon Kult- und mittlerweile schon Liebhaber*innenobjekt.
2) Künstliche Pflanzen und Blumen
Die Plastikhaufen haben an sich nichts vermissenswertes. Ausser: Sie waren pflegeleicht – denkt man, wenn man jetzt so seine traurige Monstera betrachtet. Für die Plastikblumen gibt es als haltbare Alternative mittlerweile wunderschöne Trockenblumensträusse. Gegen den Tod der Zimmerpflanze leider noch keine Universallösung, ausser den üblichen Ratschlägen: Viel Licht und im Winter weniger Wasser als im Sommer.
3) Poster
Warum hat das aufgehört? Wir hören noch immer Musik. Wir verlieben uns nach wie vor in Filme und deren Protagonist*innen. Wir schlagen vor: Poster aussuchen und gerahmt an die Wand hängen. Mit dem Rahmen bekommt das Bild des Crushes an der Wand die nötige erwachsene Aufgeräumtheit.