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  4. Supplemente und Nahrungsergänzungsmittel: Machen Vitaminpräparate in den Herbst- und Wintermonaten Sinn?

Expertin erklärt

Wie sinnvoll ist die Einnahme von Vitaminpräparaten?

Herbstzeit ist Erkältungszeit. Um das Immunsystem zu stärken, greifen viele Menschen zu Vitaminpräparaten. Eine Ernährungsberaterin erklärt, wann die Einnahme von Supplementen hilfreich ist und wann nicht.

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Pexels/Alena Shekhovtcova

Aktuell stehen synthetisch hergestellte Vitamine bei vielen Menschen auf dem Programm.

Pexels/Alena Shekhovtcova

Je tiefer die Temperaturen, desto höher das Risiko, an einer Erkältung zu erkranken. Um davor geschützt zu sein, benötigen wir ein starkes Immunsystem. Dafür benötigen wir ausreichend Nährstoffe, die viele in Form von Supplementen zu sich nehmen. Doch ist das sinnvoll? Wir haben bei einer Expertin nachgefragt.

Vitaminpräparate haben aktuell Hochkonjunktur. Wie hilfreich ist deren Einnahme?

Vanessa Brand: Gesunde Erwachsene, die sich abwechslungsreich ernähren, benötigen keine zusätzlichen Vitaminpräparate. Denn mit einer ausgewogenen Ernährung wird der Körper mit allen notwendigen Nähr- und Wirkstoffen versorgt. Eine Ergänzung mit Mikronährstoffpräparaten ist dann sinnvoll, wenn im Blut ein Mangel durch eine Laborkontrolle festgestellt wurde. Vitamin D ist die einzige Ausnahme: Wir sollten es von Oktober bis April einnehmen, denn Vitamin D wird durch den Einfluss von Sonnenlicht in die aktive Form gebracht.

Wann raten Sie auch noch zu Vitaminpräparaten?

Im Krankheitsfall, bei einem spezifischen Defizit oder einer krankheitsbedingten einseitigen Ernährung ist ein Ergänzungsmittel fast immer nötig. So machen zum Beispiel gewisse Magen-Darm-Erkrankungen, bei denen die Nährstoffe ungenügend aufgenommen oder aktiviert werden, eine zusätzliche Zufuhr an Mikronährstoffen nötig. Dies aber nur nach Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt.

Was passiert bei einer Überdosierung?

Sie kann sich, genauso wie zu geringe Mengen, negativ auf unsere Gesundheit auswirken und auch dieselben Symptome verursachen. Welche negativen Wirkungen sich einstellen, ist vom Mikronährstoff abhängig. Bei einer leichten Überdosierung können Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und Übelkeit die Folge sein. Zudem kann ein Zuviel an Vitamin E über einen längeren Zeitraum zu Magen-Darm-Beschwerden führen, oder eine zu hohe Dosis an Vitamin A kann bei Raucher*innen das Krebsrisiko erhöhen.

Sind die Inhaltsstoffe von Supplementen mit denen, die wir über unsere Ernährung aufnehmen, vergleichbar?

Jein. Die meisten Präparate werden synthetisch hergestellt, kommen den Mikronährstoffen in Lebensmitteln jedoch sehr nahe. Der Vorteil von frischen Lebensmitteln ist, dass wir zusätzlich zu den Vitaminen und Mineralstoffen weitere wertvolle Nähr- und Wirkstoffe zu uns nehmen. Eine abwechslungsreiche Ernährung hilft.

Ist eine professionelle Begleitung empfehlenswert?

Ja, ein*e Expert*in weiss, wie hoch die Dosierung sein muss. Zudem werden bei einer professionellen Begleitung Nachkontrollen gemacht. Anhand der neuen Blutwerte kann die Fachperson einschätzen, ob die weitere Einnahme des Präparats nötig ist. Ausserdem weiss sie über die möglichen Neben- und Wechselwirkungen Bescheid.

Welches sind die häufigsten Defizite, die wir mit Supplementen ausgleichen können?

Ein Mangel an Vitamin D, Vitamin B12, Kalzium und Jod. Auch Eisenmangel ist weitverbreitet. Hier kann eine Supplementierung nötig sein. Infusionstherapien sind selten notwendig. Ein Vitamin-B12-Mangel kann beispielsweise durch eine langfristige Einnahme von Magensäureblockern auftreten, ebenso bei einer veganen oder vegetarischen Ernährung. Die Einnahme sollte jedoch nicht im Alleingang erfolgen: Bei einer langfristigen Einnahme sind regelmässige Laborkontrollen nötig.

Mit welchem Mythos möchten Sie gerne aufräumen?

«Nützt es nichts, so schadet es auch nicht.» Das trifft nicht zu. Eine langfristige Einnahme von Supplementen sollte in jedem Fall mit einer Fachperson besprochen werden.
 

Ernährungszentrum Zürich

Vanessa Brand, BSc Ernährungsberaterin, Ernährungszentrum Zürich.

Ernährungszentrum Zürich

Hier ist Vorsicht geboten

  • Achtung beim Onlineshopping, die Supplemente kommen meistens aus dem Ausland. Jedes Land hat eigene Referenzwerte und somit auch unterschiedliche Höchstdosierungen. Darum sollten immer Produkte aus der Schweiz bevorzugt werden, oder zumindest sollte die Dosierung überprüft werden. Nahrungsergänzungsmittel unterliegen keiner Kontrollpflicht. Sie werden nur stichprobenartig von der Schweizer Behörde auf Verunreinigung und Dosierung geprüft.
  • Behandlung im Alleingang: Nur eine Fachperson weiss, wie hoch die Dosierung bei einem bestehenden Mangel sein muss. Zudem werden bei einer professionellen Begleitung auch Nachkontrollen gemacht, um anhand der Blutwerte zu kontrollieren, ob eine längere Einnahme nötig ist.
Von kiv am 19. November 2022 - 11:00 Uhr