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#Realness

Ist Echt das neue Sexy?

Perfekte Posen, makellose Haut, flache Bäuche – was auf Instagram lange Standard war, wird allmählich zum Auslaufmodell. Influencer und grosse Marken entdecken die neue Echtheit. Und mit ihr kommen neue Feindbilder.

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Bikini auf Insta

Modelmasse und puppenartige Retusche wurden bei H&M bereits abgeschafft.

Instagram.com/hm

Thigh Gap, Bikini Bridge, Ab Crack – Instagram hat uns so manchen fragwürdigen Figurtrend eingebrockt. Instagram ist aber auch der Ort, an dem Body Positivity und Diversität gefeiert werden. Selbst grosse Marken wie H&M kommen allmählich davon ab, perfekt inszenierte Körper auf der Fotoplattform zu präsentieren. Seit letztem Sommer verzichtet die schwedische Modekette auf Foto-Retuschen. Seither werden nicht nur Dehnungsstreifen oder Dellen ungefiltert gezeigt. Auch Models, die längst nicht dem 90-60-90-Ideal entsprechen, bekommen in der aktuellen Social-Media-Kampagne eine Bühne.

Dass Schönheit weder eine Hautfarbe, noch eine Kleidergrösse hat, zeigt Rihannas neue Unterwäsche-Linie Savage × Fenty. Auf deren Insta-Profil tummelt sich ein buntes Kaleidoskop an Frauenkörpern. Von burschikos über muskulös bis kurvig. Alle weiblich, alle reizend. Offensichtlich hat das Body-Positivity-Movement langsam eine kritische Masse erreicht. Der Wind beginnt sich zu drehen: Selflove ist der neue Perfektionismus. Echt das neue Sexy. Das gilt auch fürs Gesicht. No-Make-up heisst der Trend der Stunde. Wenn sich selbst Beauty-Milliardärin Kylie Jenner vermehrt ungeschminkt zeigt, dann weiss man: An der Entwicklung zu mehr Natürlichkeit ist etwas dran.

Klingt eigentlich alles super, oder? Endlich können wir zu unseren Makeln stehen und bekommen keine unerreichbaren Idealbilder mehr vorgesetzt. Also alles Friede, Freude, Eierkuchen? Nun, soweit sind wir noch nicht. Denn einerseits überwiegen Beauty-Filter und perfekt inszenierte Ferienfotos noch immer in den sozialen Medien. Und andererseits hat leider auch der Realness-Trend auf Instagram eine Kehrseite. Denn wenn Echt das neue Sexy ist, dann ist Fake das neue Unsexy. Und dementsprechend verschieben sich die Idealbilder.

Auf Fat-Shaming folgt Fit-Shaming. Besonders stark trainierte Frauen wie Tennis-Superstar Serena Williams oder Crossfit-Influencerin Lauren Fisher werden mit fiesen Kommentaren überhäuft. «Unweiblich» oder «völlig übertrieben», lauten die Vorwürfe. Sport-Influencerin Kayla Itsines wurde sogar dafür kritisiert, dass sie ihrem Workout auch während ihrer Schwangerschaft treu blieb. Und ja: Auch Make-up-Shaming ist ein Begriff.

So toll die Entwicklung hin zu mehr Diversität in den sozialen Medien ist: Echte Body Positivity und Realness leben wir erst dann, wenn wir jeden so sein lassen, wie er sein möchte. Und wenn dazu dicker Eyeliner, aufgespritzte Lippen oder ein Sixpack gehören, dann soll es so sein. Peace!

Von Marlies Seifert am 10. Mai 2019 - 14:46 Uhr