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Christa Rigozzi tuts. Und ihr?

Soll man für Kinder extra kochen?

Moderatorin Christa Rigozzi postete kürzlich in einer Facebook-Story ihren Znacht, Pasta mit Cima di Rapa, einer Art Spinat. Für die fünfjährigen Zwillinge kochte sie extra eine Tomatensauce. Und bricht damit mit einem eisernen Schweizer Erziehungsgesetz: Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Darf man für Kinder extra kochen? Ja, findet unsere Familienbloggerin. Nein, findet Redaktorin Maja.

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child having spaghetti

Für die Kids auch mal extra Tomatenspaghetti kochen – darf man das? Oder geht das gar nicht?

imago images/CSP_pisu
Sandra Casalini, zwei Kinder, 17 und 15 Jahre

Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Klar, diese Idee hatte ich auch mal im Kopf. Nicht nur, weil man seine Kinder in der Schweiz halt so erzieht, sondern auch, weil ich dachte, extra kochen ist super stressig. Damals hatte ich noch nicht die Erfahrung, dass nicht extra kochen viel stressiger sein kann. Dass es stresst, wenn das Kind mehr oder weniger die gesamte Mahlzeit damit verbringt, Pilze und Peperoni aus dem Essen zu pulen und am Tellerrand aufzubeigen. Dass es stresst, schon beim Einkaufen immer vor Augen zu haben, welches Kind angewidert dreinschaut, wenn's Überbackenes oder Auberginen gibt. Und dass es stresst, immer nur das zu kochen, was die Kinder mögen, und dabei jahrelang auf Dinge zu verzichten, die man selbst liebt.

Deshalb gestehe ich: Ja, ich koche auch mal extra für die Kinder. Nicht täglich, aber ab und zu. Nicht für ihr Seelenwohl, sondern für meines. Weil ich den Gedanken, nie wieder Spaghetti all’aglio, olio und peperoncino zu essen, bis sie ausgezogen sind, unerträglich finde. Und weil ich's doof finde, wenn ich meine Spaghetti esse und jemand sitzt mir gegenüber und isst ein Schinkenbrot, weil er den Znacht nicht mag. Da koche ich lieber noch eine Tomatensauce dazu. Die kann ich ja auch einfrieren und/oder später noch anders brauchen oder mit anderen Zutaten aufpimpen. Übrigens animiere ich meine Kids dazu, auch Dinge, die sie nicht mögen, immer wieder mal zu probieren. Sie haben schon ab und zu die Meinung gewechselt. Aber eben nicht immer. Und wenn jede und jeder von uns bei den Mahlzeiten einigermassen auf ihre bzw. seine Kosten kommt, sind diese viel entspannter.

Maja Zivadinovic, ein Sohn, 20 Monate

Während ich diese Zeilen schreibe, sitzt mein 20 Monate alter Sohn ein paar Meter von mir entfernt uns isst genüsslich den Rest meines Müeslis. Aus unseren Tellern naschen ist sowieso etwas, das sein kleines Herz stets höher schlagen lässt. Nicht nur er, auch wir sind glücklich darüber, dass der Bub mit viel Neugier alles probiert, das auf unsere Teller kommt. Wir haben das von Anfang an so gemacht. Für den Sohn gibts das, was wir essen. Mag er's nicht, darf er als Alternative immer Brot, Käse, Tomätli und Gürkli haben. Der Kleine isst seit etwas mehr als einem halben Jahr vom Tisch. In dieser Zeit ist es gerade mal drei Mal vorgekommen, dass er das gekochte Menü gegen Brot und Käse getauscht hat.

Wir glauben fest daran, dass Kinder besser und flexibler essen, wenn sie kein extra Kinder-Menü zubereitet bekommen. Natürlich haben wir das Kochen jetzt den kindlichen Bedürfnissen angepasst. Statt Rindsragout gibts jetzt eher mal Chicken Nuggets und statt Kotelette Wienerli. Wir essen auch viel öfter mal Tomatenspaghetti statt Spaghetti Vongole. Und wissen Sie was? Das macht nicht nur dem Buben, sondern auch uns Spass. Man vergisst als Erwachsener, wie fein und wohltuend für die Seele hie und da nicht ganz gesunde Kinder-Mahlzeiten sind. Da wir aber nicht jeden Tag sündigen wollen und können, kochen wir auch oft Quinoa, Ebly, Kartoffeln oder setzen auf Ofengemüse. Lustig und kreativ angerichtet isst unser Kind sogar Brokkoli und Fenchel. Wir könnten darüber nicht glücklicher sein. Ausserdem finden wir es viel lässiger, die Zeit, die wir nicht fürs extra kochen brauchen, für gemeinsames Versteckis spielen oder Büechli anschauen zu nutzen.

Von SC am 27. Januar 2022 - 18:54 Uhr